Die folgenden Zeilen meines abschließenden Fußball- und Reiseblogs aus Armenien würde es nicht geben, wenn mein Aufenthalt so abgelaufen wäre, wie er ursprünglich geplant war.

Vermutlich war es eine Mischung aus Erfahrung und glücklicher Eingebung, dass ich bei einer Tasse Kaffee nochmals die Spielpaarungen und Anstoßzeiten der Fastex Armenian Premier League auf ihre Aktualität prüfte.

Was aber sollte nur einen Tag vor Beginn des vollständig terminierten 15. Spieltages da noch großartig geändert werden? Zumindest soviel, dass all meine (Spiel-)Planungen urplötzlich hinfällig waren und es umgehend einer spontanen Ersatzplanung bedurfte. Die war letztlich relativ einfach und beschenkte mich in der neuen Version mit insgesamt drei Ligaspielen, also einer Partie mehr als zu Beginn der Reise geplant. Leider bedeutete das Alternativprogramm aber auch, dass der zweistündige „Roadtrip“ durch die armenischen Berge nach Gyumri in jedem Fall ausfallen würde.

Der dort ansässige Club FC Shirak lieferte übrigens den durchaus kuriosen Grund dafür, dass die gesamte Spieltags-Konstruktion durch die überraschten Planer des armenischen Fußballverbandes äußerst kurzfristig verändert werden musste. Der Aufsteiger aus der zweitgrössten Stadt des Landes installierte in seinem Stadion ohne große Ankündigung eine Flutlichtanlage, die man nach schneller Fertigstellung im Spielbetrieb stolz präsentieren wollte. Da es zur terminierten Anstoßzeit um 14.00 Uhr allerdings noch nicht dunkel ist, verlegte man die Partie kurzerhand auf 18.00 Uhr…eine Anstoßzeit, die mir nur gepasst hätte, wenn ich meinen Körper aufgrund der wenig später stattfindenden Partie der UEFA Europa Conference League tatsächlich hätte teilen können.

Mit der Verlegung in Gyumri wurde in der Folge auch die Partie des FC Ararat Yerevan von Freitag auf Samstag verlegt. Dies stellte eine Win-Win-Situation dar und gab mir die Möglichkeit, den erfolgreichsten und beliebtesten Club Armeniens zu Zeiten der Sowjetunion unter die Lupe zu nehmen. Der Verein wurde bereits vor 87 Jahren gegründet, trägt seit 1963 den aktuellen Namen und muss sich in der Gegenwart fortwährend mit einer nervigen Verwechselungsgefahr auseinandersetzen.

Der heilige Berg Ararat ist wie bereits besprochen das nationale Symbol Armeniens. Genau deshalb ist er vermutlich auch nicht (namens-)rechtlich geschützt und inspirierte den erst 2017 gegründeten FC Ararat-Armenia bei seiner Namens- und Identitätssuche. Jedenfalls ganz zum Ärger des traditionsreichen Platzhirsches FC Ararat Yerevan, welcher mit dem Nachkommen FC Ararat-Armenia mittlerweile gemeinsam in der Premier League gegen den Ball tritt und sich fragt, ob zwei fast namensgleiche Yerevaner Hauptstadt-Clubs unbedingt sein müssen.

Leider kommt der Traditionsclub im sportlichen Vergleich zwischen „Alt und Neu“ nicht sonderlich gut weg. Während die „Neuen“ von Ararat-Armenia in den letzten fünf Jahren bereits zwei Meistertitel einheimsen konnten, leben die „Alten“ von Ararat Yerevan von den Erfolgen der Vergangenheit.

Die sind zugegeben aber nicht von schlechten Eltern. Als größter Erfolg des FC Ararat Yerevan gilt die gesamtsowjetische Fußballmeisterschaft 1973, als man die Vorherrschaft der dominierenden russischen und ukrainischen Clubs durchbrechen konnte und im anschließenden Europapokal der Landesmeister erst im Viertelfinale am späteren Sieger FC Bayern München scheiterte. Mit „Perestroika“, „Glasnost“ und dem Ende als Sowjetrepublik kam der FC Ararat Yerevan nicht zurück in die Erfolgsspur. In dem seit 1991 unabhängigen Armenien konnte der Club nur noch einmal die Meisterschaft gewinnen. Die liegt mittlerweile aber auch schon 29 Jahre zurück und macht aus dem FC Ararat Yerevan mittlerweile einen armenischen Durchschnittsclub!

Zum biblischen Duell zwischen „Ararat“ und „Noah“, das offiziell FC Ararat Yerevan gegen FC Noah Yerevan lautete, ging es nochmals zurück ins beeindruckende und inspirierende Stadion der Republik. Der Vergleich zwischen dem Siebten und Tabellenletzten offenbarte vermutlich das grösste Problem des armenischen Ligafussballs. Trotz kostenlosem Eintritt fanden sich zu Spielbeginn handgezählte 23 Fans ein. In genau dem Stadion, das bei dem Europapokal-Kampf des FC Pyunik nur zwei Tage zuvor fast 10.000 begeisterte Zuschauer begrüsste und die armenische Fußballbegeisterung belegte. Trotz der lautstarken Begeisterung des Stadionsprechers bei der Ararat-Mannschaftsaufstellung…mehr Gegensatz ging fast nicht.

Der Name FC Noah dürfte in Deutschland speziell bei den Fans des Oberligisten KFC Uerdingen 05 die Ohren klingeln lassen. Obwohl sich der Name Noah erstmal nach Arche und Bibel anhört, steht er eher für die Sintflut und eine armenische Investorengruppe, die sich gerne mal einen finanzschwachen Fußballclub gönnt. Die Noah-Investoren, die neben dem armenischen Club aktuell noch den italienischen Drittligaclub AC Noah Siena unter ihren Fittichen haben, versuchten den damaligen deutschen Drittligisten nach der turbulenten Posse um KFC-Oligarch Ponomarev zu übernehmen. Dies klappte aus völlig nebulösen Gründen nicht…ob das gut oder schlecht war, können vermutlich nur eingefleischte Fans des Krefelder Fußballclubs einordnen.

Das Spiel gewann der FC Ararat Yerevan übrigens im Schongang mit 2:1 (1:0) und sorgte für noch grössere Sorgenfalten auf der Stirn der Noah-Verantwortlichen, die sich eher im Europapokal als dem armenischen Abstiegskampf sehen.

Mit der Partie endeten für mich sechs intensive, interessante und lehrreiche Tage im gastfreundlichen Armenien! Wie immer findet Ihr Fotos und bewegte Story-Bilder in meinen sozialen Netzwerken bei Facebook und Instagram. Lasst mir gerne ein „Like“ da, natürlich aber auch nur dann, wenn es wirklich gefällt. Für Anregungen und Kritik steht die Kommentar-Funktion unter dem Blog zur Verfügung.

STAY TUNED…BLEIBT AUF EMPFANG!