Auf seiner 24. Station hielt der UEFA55-Express in Skandinavien…genauer gesagt in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen! Am 32. Spieltag der Alka Superliga 2018/2019 traf Tabellenführer FC Kopenhagen auf den Vierten Odense Boldklub von der dänischen Insel Fünen!

Was sich schon allein aufgrund der guten Platzierungen beider Teams und der Saison-Endphase nach Dramatik sowie unendlicher Spannung anhört, war tatsächlich nicht mehr als eine Randnotiz auf Kopenhagen‘s Weg zum 13. Meistertitel!

Ursächlich dafür ist der sicher gut gemeinte Spielmodus der dänischen Eliteliga, der das Niveau bei einem engen Tabellenbild zum Saisonende nochmal erhöhen soll…hierfür aber auch mehrere Teams auf dem gleichen Spiellevel benötigt! 

Mittlerweile orientiert sich der dänische Profifußball in Sachen Organisation an den großen Ligen in West- und Südeuropa! Im Vergleich zu seinen skandinavischen Nachbarn Schweden, Norwegen und Finnland, die ihre Ligen im „Kalenderjahr“ von März bis November austragen, rollt der Ball in Dänemark parallel zu den UEFA-Europapokal-Wettbewerben jahresübergreifend von August bis Mai!

Bis zum 26. Spieltag ist eine Saison in Dänemark recht einfach zu erklären…die 14 teilnehmenden Mannschaften spielen in einer Doppelrunde gegeneinander…soweit so gut! 

Dann wird es aber auch schnell ein wenig umständlich, kompliziert und am Ende vielleicht auch ungerecht! Während die ersten sechs Mannschaften mit ihren gewonnenen Punkten aus der regulären Saison an zehn weiteren Spieltagen den dänischen Meister sowie einen festen UEFA Europa League-Qualifikationsplatz ausspielen, ist die Lage bei den acht Teams im unteren Bereich des Tableaus schnell eine Achterbahnfahrt der Gefühle!

Die nehmen ihre Punkte aus der 1. Saisonphase ebenfalls mit, werden in zwei 4er-Gruppen gemischt untergebracht und spielen in weiteren sechs Spielen gegen den drohenden Abstieg! Was sich jetzt vielleicht noch nachvollziehbar anhört, setzt dem Wahnsinn am Ende die Krone auf. 

Während die Dritt- und Viertplatzierten der zwei Gruppen in der nächsten Abstiegsrunde in zwei Relegationsspielen aufeinandertreffen und mit Hin- und Rückspiel die endgültigen Absteiger ausspielen, treffen die Erst- und Zweitplatzierten beider Gruppen aufeinander und spielen…Achtung jetzt kommt es…einen weiteren Europa League-Teilnehmer aus. Naja, erstmal gegeneinander und dann im Duell gegen den Dritten der Meisterrunde…die eigentlich höher platzierten Teams der Meisterrunde auf den Plätzen 4-6 gehen in jedem Fall leer aus!!!

Jetzt mal ehrlich…wer denkt sich so etwas aus? Ich kann ja verstehen, dass man bei nur 14 Mannschaften noch Zusatzspiele kreieren will, aber muss das wirklich sein?

Auch im Fall des starken FC Kopenhagen war die Meisterrunde aus neutraler Sicht eher negativ. Während die Mannschaft von Trainer Stale Solbakken nach Ende der regulären Saison nur einen Punkt Vorsprung auf Verfolger FC Midtjylland besaß, war man fünf Spieltage vor dem tatsächlichen Ende der Finalrunde stattliche 11 Punkte voraus und so gut wie Meister…von Kontrahent Odense, mit 31 Punkten Abstand auf Rang 4, ganz zu schweigen!

Bevor der Ball rollte, stand einmal mehr mein berüchtigtes und äußerst intensives „Sightseeing“ auf dem Programm. Da ich kein großer Freund der ansonsten beliebten „Hop on-Hop off-Busse“ bin, erfolgte die Erkundung Kopenhagens mit Hilfe gelegentlicher U-Bahn und S-Bahn-Fahrten mehr oder minder zu Fuß.

Nach meiner frühen Ankunft am Kopenhagener Flughafen Kastrup gegen 08.30 Uhr wollte ich die morgendliche Ruhe in der dänischen Metropole nutzen und mir direkt eine äußerst beliebte Sehenswürdigkeit zu Gemüte führen.

Die „Kleine Meerjungfrau“, eine Bronzefigur an der Uferpromenade „Langelinie“ ist das Wahrzeichen Kopenhagens und so etwas wie ein absolutes Muss. Gerade morgens dürfte dieser Ort eine angenehm friedliche Ruhe ausstrahlen und mit einem Kaffee in der Hand Vorfreude auf einen schönen Tag verursachen?!

Diese Annahme war vielleicht ein wenig naiv von mir…möglicherweise lädt der Ort bei Sonnenaufgang zur inneren Einkehr ein, zum Zeitpunkt meiner Ankunft war es mit dieser bereits komplett vorbei! Knapp 15 Reisebusse und unzählige rabiate chinesische Touristen machten den Ort zur Hölle. Zumindest dann, wenn man ein schönes und ausdrucksstarkes Foto der Statue haben möchte. Mir schwante wirklich Böses für den vor mir liegenden Tag!

Nach kurzem Check-In in meinem Hotel ging es weiter zum Tivoli. Wer sich jetzt fragt, was ich in einem Fußball-Stadion in Aachen gemacht habe, dem sei gesagt, dass der Tivoli in Kopenhagen definitiv vor dem Stadion der Alemannia eröffnet wurde. Der 1843 erbaute Vergnügungspark ist so etwas wie ein Heiligtum der Kopenhagener. Er ist Treffpunkt, Veranstaltungsort für Konzerte, Kirmes und ein Platz zum „Sehen und Gesehen werden“. Gerade abends wirkt das gesamte Areal sehr nostalgisch und wird mit tausenden Lampen und Leuchten farbenfroh illuminiert. Ein absolutes Eldorado für den passionierten Hobbyfotografen auf der Suche nach dem perfekten Bild!

Dieses perfekte Bild wollte ich natürlich auch einmal mehr beim bereits angesprochenen Ligaspiel zwischen dem FC Kopenhagen und Odense BK knipsen.

Bei Ankunft am dänischen Nationalstadion „Telia Parken“ gab es aber erst einmal „Soulfood“ für den Blutdruck. Der leckere Gyros-Pita mit einem frischen Carlsberg-Bier weckte völlig unvermittelt die müden Knochen nach einem langen Tag voller Sightseeing!

Das 1992 erbaute Stadion der dänischen Nationalmannschaft und dem Hauptstadtclub FC Kopenhagen fasst insgesamt 38.000 Zuschauer und unterscheidet sich wohltuend von den heutigen, sich zumeist ähnelnden, Wellblechpalästen! Ein individuelles Stadion mit Charme, so muss es sein!

Nach Anpfiff von FIFA-Schiedsrichter Jens Grabski Maae entwickelte sich vor 15.230 Zuschauern ein ausgeglichenes und komplett offenes Spiel. 

Trotz Kopenhagener Feldüberlegenheit konterten die Gäste vom Bold Klub immer wieder sehr gefällig und kamen zu gelegentlichen Chancen! 

Nach einer halben Stunde zeigten die Hausherren in unnachgiebiger Art und Weise, warum sie an der Tabellenspitze einsam ihre Kreise ziehen. Einmal fehlte Odense in der Defensive die Ordnung und schon stand es 1:0 für den FCK…Top-Stürmer N‘Doye (29.) traf irgendwie aus heiterem Himmel und stark abseitsverdächtiger Postion! Damit war der Widerstand der Gäste zumindest mal bis zur Halbzeit gebrochen!

In der zweiten Hälfte machte der designierte Meister dann kurzen Prozess und spielte den Gast an die Wand! Der heutige Hoffenheimer Skov (55.), nochmal N‘ Doye (58.) und der eingewechselte Thomsen (89.) sorgten für den letztlich ungefährdeten 4:0 (1:0)-Sieg! Der Sieg hätte zudem höher ausfallen können, wenn BK-Keeper Grytebust keinen Sahnetag erwischt hätte!

Der absolute Höhepunkt des Tages war aber die Einwechselung von FCK-Rekordspieler William Kvist in seinem letzten Spiel nach dem Rücktritt unter der Woche! Der 34jährige dänische Nationalspieler absolvierte 367 Spiele für die Kopenhagener und war trotz zwischenzeitiger Auslandsstationen (Fulham FC, Wigan Athletic und dem VfB Stuttgart) über Jahre das Gesicht der FCK-Mannschaft! Auch nach dem Spiel gab es jede Menge emotionale Momente…zumindest dann, wenn man Dänisch spricht und gerne singt…zu sehen bei Henning Loves Football-TV im gleichnamigen YouTube-Channel!

Nur eine Woche nach meinem Besuch tütete der FC Kopenhagen die zu erwartende Meisterschaft 2019 mit einem 3:2-Derbysieg gegen den Stadtrivalen Bröndby IF auch rechnerisch ein und stellte das Vereinsmotto “Gør drenge til mænd – og mænd til drenge, zu deutsch: „Mach Jungen zu Männern – und Männer zu Jungen“! bei den ausufernden Feierlichkeiten mit Sicherheit in den Vordergrund!

Was bleibt jetzt aber von meinem ersten Besuch Kopenhagens hängen? Eine wirklich hochmoderne Hauptstadt, mit einer hohen Mobilität, interessanten Verkehrswegen für Radfahrer und vielen guten Ideen, die das Leben einfacher machen!

Dazu kommen die vielen Sehenswürdigkeiten, für welche man Zeit, Lust aber auch das nötige Kleingeld haben muss. Denn Kopenhagen ist alles…aber nicht günstig. Gerade der Sektor „Essen und Trinken“ lässt einen deutschen Durchschnittsverdiener manchmal verzweifeln! Trotzdem kann ich einen Citytrip nach Kopenhagen uneingeschränkt empfehlen! Die Stadt hat mit dem Hafenviertel Nyhavn, dem Schloss Rosenborg, der Fußgängerzone Stroget, Schloss Amalienborg, den vielen monumentalen Kirchen sowie dem autonomen und alternativen Stadtbezirk „Christiania“ sehr viele unterschiedliche Facetten!

Das war Kopenhagen…damit ist Dänemark bei UEFA55 erledigt! Die Reise war schon aufgrund des Streiks der skandinavischen Airline SAS vor meinem Rückflug ein besonderes Erlebnis. Ich werde die Melodie der dänischen Telefon-Hotline während meiner zweistündigen Wartezeit nie vergessen!

In meinem Instagram-Account https://www.instagram.com/Henning_loves_football/ gibt es übrigens wie gewohnt noch viele zusätzliche Bilder und Eindrücke vom Spiel und dem Sightseeing in Kopenhagen! Schaut mal rein!

STAY TUNED…bleibt mir weiterhin gewogen!