Der biblische Berg Ararat ist das nationale Symbol des kaukasischen Landes Armenien schlechthin. Der ruhende Vulkan begegnet dem Touristen bereits bei der frühmorgendlichen Ankunft am internationalen Flughafen Zvartnots, wenn das Abbild des Gebirges in Form des obligatorischen Einreisestempels in den Reisepass gepresst wird. Dementsprechend war es in der Folge überhaupt nicht verwunderlich, dass das Wort „Ararat“ im täglichen Leben omnipräsent ist. Egal ob Mineralwasser, Zigarettenmarke, edler Weinbrand oder professioneller Fußballverein…der „Ararat“ ist in Armenien immer dabei!
Diese besondere Form der Verehrung begründet sich vermutlich aus der biblischen Geschichte. Gemäß der im Mittelalter verbreiteten lateinischen Fassung des Buches Genesis strandete der zehnte Urvater Noah mit seiner Arche nach der Sintflut in dem imposanten Gebirge. Leider können die Bewohner des ältesten christlichen Landes der Welt ihre Bewunderung für den 5137 Meter hohen Vulkanberg nur aus der Ferne leben, da sich das gesamte Ararat-Gebirge auf dem angrenzenden Staatsgebiet der Türkei befindet und aufgrund der abgebrochenen Beziehungen zwischen den beiden Ländern keine näheren Besuche zulässt.
Trotz der problematischen Fernbeziehung gibt es in Armenien zahlreiche Orte, an denen man den „Ararat“ bewundern kann. Mein persönlicher Favorit befindet sich diesbezüglich auf der obersten Plattform des Kaskaden-Komplexes in der Hauptstadt Yerevan. An einem wolkenlosen Tag thront der Ararat förmlich über der armenischen Millionen-Metropole und ist irgendwie zum Greifen nah. Wer etwas mehr Natur und Landschaft benötigt, findet auf dem Weg zu den Klöstern „Khor Virap“ oder „Geghard“ interessante Fotospots.
Wie bereits angedeutet, spielt der Name „Ararat“ auch im armenischen Profifußball eine gewichtige Rolle. Deshalb passte es nach dieser umfangreichen Einleitung sehr gut ins Bild, dass mein erstes Ligaspiel mit Beteiligung des FC Ararat-Armenia ausgetragen wurde. Der Verein wurde erst vor fünf Jahren gegründet und spielt aktuell in der höchsten Spielklasse des Landes, der „Bardsragujn Chumb“, welche mit dem offiziellen Namen „Fastex Armenian Premier League“ gleich viel internationaler erscheint. Trotz seiner kurzen Lebenszeit gelang es dem Club bereits zweimal, die armenische Meisterschaft zu gewinnen (2019 und 2020). Dementsprechend durften die Verantwortlichen auch schon zwei Teilnahmen an der Qualifikation zur UEFA Champions League in der Vereinshistorie vermerken, welche mit dem Ausscheiden in der 1. Runde allerdings äußerst früh endeten.
Die armenische Premium-Liga wurde kurz nach der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1992 gegründet und besitzt momentan zehn teilnehmende Mannschaften. Da sieben der zehn Ligateams in der Hauptstadt Yerevan beheimatet sind, kommt man als neutraler Beobachter voll auf seine Kosten!
Auch der FC Ararat-Armenia ist ein Hauptstadtclub und traf am 15. Spieltag der laufenden Saison 2022/2023 bei kostenfreiem Eintritt auf den FC Van. Das Spiel zwischen dem ambitionierten Tabellendritten Ararat-Armenia und dem Sechsten aus der 35 Kilometer entfernten Stadt Tscharenzawan fand auf der Anlage der armenischen Fußball-Akademie statt, welche im Nordosten Yerevans mit sieben Rasenplätzen, zwei Kunstrasenplätzen, mehreren Funktionsgebäuden und einem kleinen Stadion optimale Bedingungen für die Entwicklung des armenischen Fußballs zu bieten hat.
Bei Durchsicht der Mannschaftsaufstellungen fiel einmal mehr ein Trend auf, der speziell in den kleineren (ost-)europäischen Ligen zu beobachten ist. Viele Clubs im Osten unseres Kontinents setzen in der „Legionärsfrage“ hauptsächlich auf junge afrikanische Spieler aus Ländern wie Nigeria oder der Elfenbeinküste. Bei der Partie zwischen Ararat-Armenia und Van befanden sich insgesamt 11 afrikanische Akteure in den Kadern beider Teams. Der Grund liegt auf der Hand…die günstigen und zumeist extrem talentierten Spieler nutzen die kleinen europäischen Ligen als Zugang zum europäischen Fußballkosmos und Sprungbrett für die Karriere. Ein System, das sicherlich funktionieren kann und den einen oder anderen Scout der „Großen“ anlocken dürfte.
Auch in dieser Partie war mit dem 22jährigen Nigerianer Tenton Yenne ein Spieler vorhanden, den man gerne mal auf höherem Niveau testen würde. Der Mann mit der Rückennummer 15, der im Vergleich zu seinen afrikanischen Mitspielern schon eine arrivierte Station in Europa (MŠK Žilina) vorweisen kann, machte ein richtig gutes Spiel und hatte großen Anteil am lockeren 4:0 (2:0)-Heimsieg seines FC Ararat-Armenia!
Das war die erste Liga-Episode von meiner Reise nach Armenien…die passenden Fotos vom Spiel und dem „Yerevan Technical Center“ gibts wie immer in den sozialen Medien…schaut mal bei Instagram rein!
STAY TUNED und BLEIBT AUF EMPFANG!