Eberhard „Ebby“ Kleinrensing ist ein eher zurückhaltender und unscheinbarer Mensch. Und doch fällt der 62jährige Duisburger auf, wenn er an jedem verdammten Wochenende am Rhein/Ruhr-Airport Düsseldorf den morgendlichen Flug ins britische Birmingham nimmt. Für seine große Liebe, die nicht Daisy, Emma oder Elizabeth heisst, sondern auf den Namen „Nottingham Forest Football Club“ hört.

Auf der gut einstündigen (Flug-)Reise trägt „Ebby“ wie immer sein charakteristisches Outfit, das in erster Linie aus einer braunen Oldschool-Lederkutte mit Forest-Aufnähern besteht und sich im Zusammenspiel mit der auffälligen Baseballkappe deutlich von den vielen Geschäftsleuten im „Smart-Casual-Style“ abhebt.

Spätestens mit Erscheinen der „Groundhopping“-Reportage im Deutschen Sport-Fernsehen vor über 20 Jahren erhielt Kleinrensing auch hierzulande Kultstatus. Schließlich wurde „Ebby“ bei Nottingham Forest aufgrund seiner doch ungewöhnlichen Liebe zum „Fan des Jahrtausends“ gewählt, durfte in der englischen „Football Hall of Fame“ seinen Handabdruck abgeben und wird bei Heim- und Auswärtsspielen der „Tricky Trees“ fast schon frenetisch gefeiert. Ich durfte ihn bei Flügen auf die Insel bereits zweimal treffen und frage mich noch heute, wen er zum Abschluss mit „Grüß die Anderen“ überhaupt meinte.

Eberhard „Ebby“ Kleinrensing (Bildmitte)

Nach langen 23 Jahren in der englischen Zweit-und Drittklassigkeit besaß die Lieblings-Mannschaft von Ebby Kleinrensing im diesjährigen Play-Off-Finale der EFL-Championship die ultimative Chance auf die unerwartete Rückkehr ins englische Oberhaus. Und das nach einem Saisonstart, der freundlich ausgedrückt, völlig in die Hose ging. Nach sieben Spielen stand man mit nur einem Punkt auf dem letzten Tabellenplatz der zweitklassigen Championship. Dann übernahm der jetzige Trainer Steve Cooper vom glücklosen Chris Hughton und formte in kürzester Zeit eine erfolgshungrige Mannschaft.

In den Play-Offs setzte sich Nottingham als Hauptrunden-Vierter zunächst gegen den Fünften Sheffield United durch. Im Aufstiegsfinale traf man auf die Mannschaft von Huddersfield Town, die im Halbfinale als Dritter die Oberhand über Luton Town (6.) behielt.

So ging es für beide Vereine aus den East Midlands bzw. Yorkshire mit über 70.000 Anhängern in Richtung Süden. Hier wartete das englische Nationalstadion, das Londoner Wembley Stadium, auf ein spannendes Finale.

Nach meiner Ankunft an der U-Bahn-Station Wembley Park wurde ich einmal mehr von der speziellen Atmosphäre dieser absoluten Kathedrale des Fußballs gepackt, die in Sachen Fan-Infrastruktur führend ist. Allein das Bild des langgezogenen „Olympic Ways“, auf dem tausende Fans mit roten und blau-weissen Trikots zum Stadion pilgern, macht sofort Lust auf ein packendes Match. Am Stadion fiel zunächst auf, dass die zweiteilige Rampe, an welcher die Menschenmassen über Jahrzehnte zur richtigen Kurve „geteilt“ wurden, einer imposanten Treppenanlage weichen musste.

Bevor das Spiel durch den scheidenden Premier League-Schiedsrichter Jonathan Moss (51) angepfiffen wurde, gab es außer der üblichen und lautstark dargebotenen englischen Nationalhymne ausdrücklich kein „FIFA“-Rahmenprogramm a la Helene Fischer oder Camila Cabello. Im Mutterland des Fußballs ist diese Art des Entertainments äußerst verpönt, da das eigentliche Spiel immer im Vordergrund stehen sollte.

Das Spiel war dann das typische Finalspiel, in dem beide Mannschaften im Defensivbereich gut organisiert agierten, leider auch nur wenig riskierten und den Offensivkräften damit die Luft zum Atmen nahmen. Als sich die insgesamt 80.019 Zuschauer schon mit einem torlosen Unentschieden zur Pause anfreundeten, ging Nottingham aus dem Nichts in Führung. Nach scharfer Flanke von Garner aus halblinker Position liefen Forest-Stürmer Yates und Huddersfield-Verteidiger Colwill in Richtung Fünfmeterraum ein. Im anschließenden Zweikampf klatschte das Leder gegen das Knie von Colwill, der es unglücklich und unhaltbar im eigenen Tor versenkte (43.).

In der zweiten Halbzeit hatten die „Terrier“ aus Huddersfield mehr vom Spiel und drückten auf den Ausgleich. Obwohl die klaren Chancen lange ausblieben, hätte es nach einem Foul von Colback an Harry Toffolo Foulelfmeter für Huddersfield geben müssen (73.). Schiri Moss entschied zunächst auf Schwalbe und revidierte seine Entscheidung trotz klarer Berührung auch nach Ansicht der VAR-Bilder nicht. Das nennt man wohl das „Glück des Tüchtigen“.

Am Ende entschied Nottingham Forest das sogenannte „200-Millionen-Euro-Spiel“ mit dem Knappsten aller Ergebnisse für sich und ist nach fast einem Vierteljahrhundert wieder erstklassig. In der Premier League steigt der Umsatz allein aufgrund der exorbitant hohen Fernsehgelder um die vorgenannte Summe an. Trotz des Geldsegens bleibt der zweifache Gewinner des Europapokals des Landesmeister (1979 und 1980, Vorgänger der UEFA Champions League) in der englischen Premier League ein absoluter Underdog. Aber damit kennt man sich in der Stadt Robin Hoods ja perfekt aus.

Vielleicht gelingt es den Armen aus dem Sherwood Forest, den Reichen von Manchester City alias „Sheriff von Nottingham“ ein wenig Macht zu entreissen. Dann könnte auch Trainer Steve Cooper ein wenig am Thron des mittlerweile verstorbenen Jahrhundert-Trainers Brian Clough kratzen, der die Geschicke des Clubs in der Zeit 1975 bis 1993 äußerst erfolgreich lenkte.

Wie immer gibt es auf meiner Facebook– und Instagram-Seite viele fotografische Eindrücke aus dem Londoner Wembley-Stadion! Schaut mal rein und lasst ein „LIKE“ da!

Das war „London Calling again“!

STAY TUNED…BLEIBT AUF EMPFANG!