Trotz des bevorstehenden „Brexit“ sind Exkursionen auf die Insel nach wie vor sehr beliebt und vielfältig…ob es nun eine ausgedehnte Wanderung in den schottischen Highlands ist, der große Fußball im englischen Manchester oder ein äußerst intensives „Citylife“ in der britischen Hauptstadt London…ein Besuch bei der Queen ist immer schön!

Leider kommt ein Landesteil des Vereinigten Königreiches von Großbritannien bei vielen Übersee-Besuchern viel zu kurz…Wales, das mit knapp 21.000 Quadratkilometern „kleine“ Schmuckstück im Westen der Insel ist nicht unbedingt als hell leuchtender Touristenmagnet bekannt!

Dabei ist das Land der Drachen und Kelten mit seinen Zungenbrecher-Städtenamen wie „Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoch“ urlaubstechnisch „eine richtige Wucht“!

Wunderschöne Strände mit unberührter Natur im Pembrokeshire-Coast-Nationalpark, Bergsteigen in „Snowdonia“ mit Wales größtem Berg und interessante Metropolen wie die Hauptstadt Cardiff…all das bietet „Cymru“…so heisst das Land in der ursprünglichen walisischen Landessprache! Dazu gibts nahezu überall britische Geschichte in historischen Städten wie Caernarfon oder Conwy mit ihren Burgen und Schlössern!

Was für die sicher noch ausbaufähigen Tourismuszahlen in Wales gilt, trifft leider auch auf den walisischen Fußball zu. Trotz einer recht gut besetzten und erfolgreichen Fußball-Nationalmannschaft mit Weltklassespielern wie Gareth Bale oder Aaron Ramsey ist die höchste einheimische Fußball-Liga mehr oder minder den Amateuren vorbehalten. Auch hier gilt…erstmal nach England oder Schottland…vielleicht ganz am Ende mal nach Wales! Diese durchaus nachvollziehbare Entscheidung eines ambitionierten Profi-Fussballers liegt am durchaus komplexen britischen Fußball-System, welches auf der Welt mit Sicherheit einzigartig ist.

Das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland verfügt über fünf eigenständig agierende Fußballverbände! 

Dieses weltweite Alleinstellungsmerkmal ist ein frühes Zugeständnis des Weltverbandes FIFA an das Mutterland des Fußballs (England) sowie die ebenfalls im 19. Jahrhundert gegründeten Ursprungs-Verbände in Schottland, Wales und (Nord-)Irland! Dazu kommt mit der im Jahr 1895 gegründeten Gibraltar Football Association der Fußballverband eines britischen Überseegebietes, welches erst seit 2013 auf internationaler Ebene mitwirken darf!

Neben einer dauerhaften Mitgliedschaft in der allmächtigen Regelkommission IFAB (International Football Association Board) dürfen die britischen Verbände auf internationaler Ebene mit eigenen Nationalmannschaften antreten. Zudem besitzt jede „Football Association“ ein eigenes Ligensystem mit Teilnehmern an der UEFA Europa League und UEFA Champions League!

Obwohl die höchsten Ligen in England, Schottland, Wales, Nordirland und Gibraltar mit dem elitären Namenszusatz „Premier“ allesamt hohe Erwartungen wecken, sind sie am Ende mehr als unterschiedlich und nicht miteinander zu vergleichen!

Während die englische Premier League ein milliardenschweres Unternehmen mit klangvollen Team- bzw. Spielernamen darstellt und bei vielen Fans als beste Liga der Welt gilt, fristen die übrigen britischen Liga-Verbände eher ein Schattendasein!

Mit Ausnahme der schottischen Premium-Liga, welche ebenfalls professionell betrieben wird und namhafte Vereine wie die Glasgow Rangers oder Celtic FC vorweisen kann, handelt es sich bei den Ligen in Gibraltar, Nordirland und Wales um semi-professionelle Ligen mit einem überschaubaren Bekanntheitsgrad!

Die „League of Wales“ mit ihrem Sponsorennamen „JD Welsh Premier League“ besitzt 12 teilnehmende Vereine und leidet in Bezug auf das sportliche Niveau am Fehlen der großen walisischen Teams wie dem Cardiff City Football Club und dem Swansea City Football Club, die sich für eine Teilnahme am englischen Fußballsystem entschieden und in der Premier League bzw. EFL Championship beheimatet sind! 

Aber auch zuschauerstarke Amateurvereine wie der Wrexham AFC spielen aus finanziellen Gründen in der englischen National Conference (5. Liga) und gelten somit offiziell als „Non-League“-Club!

Durch die Zersplitterung der walisischen Vereine leidet in erster Linie der Zuschauerschnitt der „League of Wales“, welcher bei ca. 300 Besuchern pro Match liegt! 

Wie auch immer, trotz der fehlenden „großen Clubs“ dürfen der Meister, Pokalsieger sowie zwei weitere Vereine am Europapokal teilnehmen! Die überstehen zwar meist nur ein bis zwei Runden in der Qualifikation, trotzdem bleibt das Erlebnis und ein Eintrag in den Fußball-Geschichtsbüchern bestehen! In der UEFA-Fünfjahres-Wertung liegt der walisische Ligafußball auf dem 50. von 55 Rängen. Damit spielt man genau genommen schlechteren Ligafußball als der Bruder Nordirland, aber etwas besser als die Wikinger von den Färöer Inseln!

Nach dem diesjährigen Besuch eines Europapokalspieles von Rekordmeister The New Saints of Oswestry Town FC stand nun ein Ligaspiel auf dem Programm!

Hierzu ging es in das 7000-Einwohner-Örtchen Cefn Mawr, was übersetzt soviel wie „großer Kamm“ bedeutet! 

Im Stadion „The Rock“ traf der heimische Club Cefn Druids AFC auf die Mannschaft vom Newtown AFC! Vermutlich ein klassisches Duell im Tabellenmittelfeld, wenn bei 12 Vereinen der 9. gegen den 6. spielt!

Bevor ich jetzt überhaupt auf das eigentliche Spiel eingehe, nehme ich das Endergebnis mal vorweg. Vor gut 200 Zuschauern trennten sich beide Teams unentschieden 1:1 (1:0). Hierbei konnten die Gäste aus Newtown erst in der Schlussminute durch Boundford ausgleichen!

Mit diesem Ergebnis steckten die Druiden aus Cefn Mawr weiterhin im unteren Tabellendrittel fest…da es aktuell auch eher düster aussieht, wird sich die Truppe definitiv nicht für die kommende UEFA Europa League 2019/2020 qualifizieren. In der 1. Runde der diesjährigen Qualifikation zur Gruppenphase unterlag der älteste walisische Verein dem litauischen Vertreter FK Trakai in zwei Spielen denkbar knapp mit 1:2 (Gesamtergebnis)!

Deutlich beeindruckender als das Spiel selbst waren diesmal aber die Begleitumstände bzw. die Gastfreundschaft der Cefn Druids! In welcher europäischen 1. Liga wird man vom ersten Vorsitzenden des Clubs an der Kasse begrüßt und in die Vereinshistorie eingeführt? Wo gibt es heute noch ein frei zugängliches Vereinsheim, wo man ohne VIP-Tickets jederzeit ein Bier kriegt und nach dem Spiel mit den Spielern beider Teams noch Pommes Frites essen kann? Und bei welchem Erstligisten befindet sich der Fanshop in einer umgebauten Garage direkt an der Eckfahne??

Natürlich steigen mit dem erhöhten Zuschauerinteresse und sportlichen Niveau auch die Anforderungen an einen Fußballverein. Trotzdem war es ein toller Abend auf einer traditionellen und sehr gepflegten Sportanlage…ein absolutes Highlight und mit Sicherheit ein Ground für Fußball-Romantiker!

Das war Wales…damit habe ich nun Ligaspiele in allen fünf britischen Verbänden gesehen! Ein Meilenstein auf meiner UEFA 55-Reise!

Auf meinem Weg zurück nach Deutschland gab es aber noch einen sehr interessanten Zwischenstopp aus der Kategorie „Da darf man nicht einfach vorbeifahren“! Da sich der Norden Wales eher strukturschwach darstellt, ist eine An- und Abreise über den englischen Flughafen Manchester nahezu alternativlos. Hierbei passiert man mit der Stadt Liverpool einen weltweit bekannten Fußballort, der vor Tradition und Fußballgeschichte nur so strotzt. Man kann vermutlich Wochen damit verbringen, alle Mythen und Legenden dieser Stadt in einem Blog unterzubringen…die Stadt am River Mersey war Europas Kulturhauptstadt 2008 und verursacht bei Fußballfans aus der ganzen Welt erhöhten Herzschlag und Funkeln in den Augen!

Diese teilweise ungesunden Körperfunktionen werden zumeist von den Roten des Liverpool Football Club aus dem legendären Stadion an der Anfield Road verursacht!

Neben 18 englischen Meistertiteln, 3 Pokalsiegen im UEFA-Pokal und 7 Triumphen im The Emirates FA Cup konnte der Club 5mal die UEFA Champions League (Pokal der Landesmeister) gewinnen!

Obwohl der Club mittlerweile auch ein millionenschweres Unternehmen in der englischen Fußballindustrie darstellt, ist er nach wie vor ein Sinnbild für Tradition und Werte, die den englischen Fußball ausmachen. Zudem weckt der Verein bei vielen Menschen die Sehnsucht nach der guten alten Fußballwelt früherer Jahre!

Nach meinem Besuch des UEFA Europa League-Halbfinalspieles gegen Villarreal CF im Jahr 2016 war es jetzt an der Zeit für eine kleine Stadiontour mit Besuch des LFC-Museums! Ein wirklich interessanter Besuch…man kann die Geschichten um Bill Shankly, John Aldrige oder auch Steven Gerrard fühlen!

Was in München, Mailand, London oder Buenos Aires gilt, hat natürlich auch in der Fußballstadt Liverpool einen festen Platz im Terminkalender!

Während es in München aufgrund des Klassenunterschiedes schon lange nicht mehr zum Derby kam, stehen sich die „Reds“ vom Liverpool FC und die „Blues“ vom Everton Football Club mindestens zweimal im Jahr in der englischen Premier League gegenüber! 

Obwohl die Reds in Sachen Beliebtheit und Fanbase mittlerweile klar vorne sind, sollte man die Mannschaft vom Goodison Park nicht unterschätzen. In den vergangenen Jahren landete der 1878 gegründete Club mehrfach im oberen Tabellendrittel und nahm an der UEFA Europa League teil. Zudem war der 9fache englische Landesmeister und Europapokalsieger der Pokalsieger von 1985 Gründungsmitglied der ersten Football League (1888) des Mutterlandes des Fußballs! Da man fortan nur vier Jahre in der 2. Liga verbrachte, gelten die Toffees als der englische Club mit der längsten Erstligazugehörigkeit!

Trotz der sicherlich vorhandenen Rivalität zwischen Liverpool und Everton gilt das Duell als „Friendly“-Derby! Schließlich spielte der Everton FC bis zu seinem Umzug selbst an der Liverpooler Anfield Road!

Beide Stadien sind übrigens nur durch den idyllischen Stanley-Park voneinander getrennt. Die knapp 1,5 km Laufdistanz dürften gerade beim jeweiligen Auswärtsteam im Derby für Reiseerleichterung sorgen!

Das war Wales mit einem Schuss Liverpool! Bleibt auf Empfang…es geht immer weiter. Danke fürs Lesen, STAY TUNED!