Nach dem Besuch des VfL-Trainingslagers im spanischen Marbella gab es nur eine Woche später das ultimative Kontrastprogramm…während das Wetter in Marbella bei über 20 Grad Celsius durchgehend gute Laune und einen hohen Erholungsgrad verursachte, fühlte sich die nächste Station schon wieder an, als ob man sich nach einem Regenschauer für 10 Minuten ins Tiefkühlfach gelegt hat und danach in einem Windkanal verweilte…nennt sich Winter und gehört im westeuropäischen Januar wie das Pils zum Korn!

Das Projekt UEFA 55 führte mich in der Benelux-Edition diesmal zu unseren Nachbarn nach Belgien und in die Niederlande…also eigentlich nur eine BeNe-Reise, ohne Lux, das Großherzogtum Luxemburg folgte wenig später!

Obwohl ich schon mehrere Europapokal-Spiele in beiden Ländern verfolgen durfte, war mir ein Ligaspiel bislang nicht vergönnt…und genau das muss auf meiner Tour der 55 UEFA-Mitgliedsverbände unbedingt abgehakt werden!

Also ab ins Auto, eineinhalb Stunden Fahrt und nach 130 Kilometern steht man bei unseren niederländischen Nachbarn praktisch vor der Tür! 

Beim „Club von nebenan“ handelte es sich in diesem Fall um den niederländischen Meister der Saison 2017/2018, den PSV Eindhoven…zu diesem Zeitpunkt noch Tabellenführer der niederländischen „Eredivisie“!

Der Verein wurde im Jahr 1913 als Werksclub des in Eindhoven ansässigen Glühbirnenherstellers und späteren Elektronikkonzerns Philips gegründet. Die Eindhovense Voetbalvereniging Philips’ Sport Vereniging ist mit 24 Meistertiteln, 9 Pokalsiegen und 2 Europapokalsiegen neben den Konkurrenten aus Rotterdam und Amsterdam einer der drei großen Fußballclubs der Niederlande! Das Vereinsmotto lautet „Eendracht maakt Macht“…Einigkeit macht stark!

Die Mannschaft von Trainer Mark van Bommel traf an diesem nasskalten Samstagabend auf den FC Groningen, im grauen Mittelfeld der Eredivisie platziert und Heimatclub von Bayern-Stürmer Arjen Robben.

Bei Sprühregen und einer Außentemperatur von 6 Grad Celsius entwickelte sich vor 33.900 Zuschauern ein Spiel, dass als Paradebeispiel für die Unberechenbarkeit dieses Sports stehen könnte…jeder, der auf eine gepflegte Spielanalyse steht, hätte richtig Spaß an diesem Match besessen.

Bei Betreten der Haupttribüne durfte ich zunächst feststellen, dass die dicke Winterjacke trotz der niedrigen Außentemperaturen nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Grund waren unzählige Heizstrahler unter dem Stadiondach, mit welchen ein kühler „Frühlingstag“ im Winter simuliert wurde. Übrigens nur eine Annehmlichkeit im wirklich sehr angenehmen, gemütlichen und recht luxuriösen Philips Stadion!

Nach einer mondänen Einlaufshow mit Feuer, Licht und Tina Turner’s „Simply the Best“ drückte der Meister sofort aufs Gaspedal….die Mannschaft des deutschen Innenverteidigers Daniel Schwaab kombinierte sich immer wieder schnell und klug vor das Tor des FC Groningen. Die wirkten in den ersten 20 Minuten völlig überfordert und kamen überhaupt nicht ins Spiel…bei defensivem Ballgewinn schlug man den Ball zumeist ins Aus…an einen gepflegten Spielaufbau war offensichtlich nicht zu denken…die Mannschaft von Coach Danny Buijs war auch mental völlig unterlegen.

Genau deshalb stand es nach 20 Minuten schon 2:0 für die Hausherren, zwei wirklich schön herausgespielte Tore des mexikanischen Nationalspielers Lozano deuteten unmissverständlich auf einen Kantersieg des PSV hin.

Zu einem Zeitpunkt, als man mit den Gästen schon ein wenig Mitleid haben musste, wendete sich das Blatt zumindest ein wenig! Trotz weiterer guter PSV-Chancen und einer damit verbundenen überragenden Leistung von Groningen-Keeper Sergio Padt blieb man bis zur Pause ohne Gegentor. Zudem konnte man in der 35. Minute völlig überraschend und auch recht unverdient verkürzen, als Mittelfeld-Sechser Ludovit Reis aus 18 Metern abgefälscht traf.

Dazu kam, dass sich der bereits angesprochene und brandgefährliche PSV-Stürmer Hirving Lozano kurz vor der Halbzeit bei einem Kopfballduell mit Groningens deutschem Linksverteidiger Tim Handwerker schwer verletzte und ausgewechselt werden musste!

In der 2. Halbzeit war es dann wirklich ein anderes Spiel…obwohl die Hausherren weiterhin gute Chancen besaßen, war Groningen nun gleichwertig und voll im Spiel. Gerade in den letzten 10 Spielminuten hätte der Gast mit einem Lattentreffer und 2-3 guten Chancen noch ausgleichen können….das wäre bei diesem Spielverlauf unfassbar aber auch irgendwie verdient gewesen, da der Underdog trotz klarer Unterlegenheit nie aufgab! Am Ende blieb es aber beim 2:1-Heimsieg für den Meister…ein wirklich rassiges und interessantes Spiel!

Für mich ging es nach dem Spiel noch auf ein kleinen Snack, natürlich stilecht Pommes und Frikandel spezial, sowie einem kleinen Bier in die Innenstadt Eindhovens…wirklich sehr nett und empfehlenswert…!

Nach einer Hotelnacht in Eindhoven stand am nächsten Tag der 2. Teil der kurzen Bene(Lux)-Reise auf dem Tableau. Aus dem niederländischen Eindhoven ging es direkt, und ohne über Los zu gehen, in die belgische Hauptstadt Brüssel!

Dort stand mein erstes Spiel der belgischen Jupiler Pro League auf dem Programm! Am 23. Spieltag der Saison 2018/2019 traf der belgische Rekordmeister RSC Anderlecht auf KAS Eupen, einem Club aus der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens!

Nach der Ankunft in Brüssel nutzte ich das relativ kleine Zeitfenster für ein gewohnt schnelles und effektives Sightseeingprogramm…dies bereitet bei strömendem Dauerregen bekanntlich sehr große Freude! Also ab zum Atomium, dem Manneken Pis sowie dem Grande Place…sogar die berühmte belgische kalorienarme Waffel mit Schokolade war noch drin!

Das Constant-Vanden-Stock-Stadion im südlich der Innenstadt gelegenen Stadtteil Anderlecht stellt seit 1917 die Heimat des Royal Sporting Club Anderlecht dar. Obwohl das Stadion über die vielen Jahre fit gehalten und immer wieder modernisiert wurde, merkt man ihm seine „hundert“ Jahre an! Das sehr enge Stadion mit einem Fassungsvermögen von 21.500 Zuschauern liegt inmitten einer gut bürgerlichen Wohnsiedlung mit einem gewachsenen kleinen Kneipenviertel und den üblichen Imbissen für belgische Pommes und frittierte Fleischwaren….also ein Höchstmaß an gemütlicher Stadionromantik und absolut empfehlenswert!

Der RSC Anderlecht ist mit 34 nationalen Meistertiteln, 9 Pokalsiegen sowie drei Europapokal-Siegen in den 70er- und 80er-Jahren der erfolgreichste und vermutlich auch populärste Club Belgiens. Bei Heimspielen sieht immer auch eine große Anzahl von Reisebussen für Anhänger aus dem gesamten Land!

Zum Zeitpunkt meines Besuches hätte die Stimmung in Anderlecht allerdings besser sein können, da die Mannschaft von Trainer Fred Rutten nur auf Platz 5 der Tabelle platziert war und im Prinzip keine Chance mehr auf den Meistertitel besaß…fast schon ein Affront für die stolzen und vor allem erfolgsverwöhnten Anhänger des belgischen Rekordmeisters. Der spätere Meister KRC Genk war zu diesem Zeitpunkt bereits schlanke 14 Punkte enteilt.

Wem der Name des RSC-Trainers übrigens nichts sagt, der ist zumindest mal kein Anhänger des FC Schalke 04. In der Saison 2008/2009 wirkte der Niederländer eine Spielzeit an der Gelsenkirchener Seitenlinie…naja fast, nach einer Niederlage gegen den HSV musste er bereits im März 2009 seine Sachen packen!

Im Spiel gegen die „Deutschen“ aus Eupen fiel bei der Anderlechter Startelf auf, dass man gezielt auf den Nachwuchs setzt. Mit dem 19jährigen Alexis Saelemaekers, dem 17jährigen Yari Verschaeren und dem später eingewechselten 16jährigen Jeremy Doku spielten drei blutjunge und sehr talentierte Spieler in der ersten Liga Belgiens. 

Irgendwo müssen die späteren de Bruyne‘s, Witsel‘s, Hazards’s oder auch Lukaku‘s ja herkommen, welche dann für zwei bis dreistellige Millionenbeträge in die englische Premier League wechseln.

Vor 18.035 Zuschauern geriet man gegen die weiss gekleideten Gäste trotz drückender Überlegenheit zur Halbzeit in Rückstand…der Eupener Senegalese Mamadou Fall nutzte die einzige Chance nach feinem Zuspiel des Ivorers Gnaka eiskalt (31.).

In der 2. Halbzeit kamen die Hausherren trotz Starkregens und einem eiskalten Wind entschlossen aus der Kabine….nach Wiederanpfiff von Schiedsrichter Boucout ging es nur noch in Richtung des von Keeper Van Crombrugge gehüteten Eupener Tores! Die Gäste, bei denen der ehemalige Düsseldorfer Julian Schauerte fehlte, hatten nun nichts mehr entgegenzusetzen und mussten dabei zusehen, wie der RSC durch Tore des bereits angesprochenen Verschaeren (51.) und Stürmer Santini (65.) das Spiel drehte!

Obwohl dieser Sieg die kochende Anderlechter Fanseele zumindest temporär besänftigen konnte, war für Trainer Fred Rutten in den wenig später stattfindenden Meister Play-Offs „Schluss mit lustig“. Nach drei Spielen ohne Sieg und dem Verpassen eines Europapokalplatzes wurde der Coach im April entlassen.

Zum Abschluss noch ein Wort zum Thema Fußball und Musik. Gerade in Belgien und den Niederlanden gehört der gute alte Benelux-Techno zum unverzichtbaren Repertoire eines Stadion-DJ‘s….! Die Musikrichtung ist in diesen Ländern als Einlaufmusik oder zur Einstimmung aufs Spiel selbst bei lebensälteren Fans völlig angesagt…getreu dem Motto „alles unter 140 Beats per Minute ist keine Musik“! Selbst vor dem Stadion sorgte der DJ in der Kiste für Stimmung.

Lediglich die Macher der offiziellen „Jupiler Pro League“-Hymne waren etwas zurückhaltender. Diese erinnerte eher an einen Seefahrer- und Abenteuerfilm…wahlweise hört man diese Art von Musik, wenn man in einem Freizeitpark auf die Abfahrt der neuesten Achterbahn wartet.

Wer jetzt auch Interesse an dem Besuch eines Livespieles in Belgien und den Niederlanden besitzt und dies seinem Partner mit der Aussage „Komm Schatz, lass uns doch auch mal nach Holland zum Fußball fahren“ näher bringt, sei zuvor eine wichtige Sache gesagt. Aufgrund der früheren Fangewalt sind die Eintrittskarten in beiden Ländern streng personalisiert. In den Niederlanden benötigt man bei nahezu jedem Verein eine Fancard, die der jeweilige Verein aber recht unkompliziert IM VORFELD bzw. Vorverkauf ausstellt. Der Kauf in Belgien ist zwar etwas einfacher und online möglich, allerdings habe ich mich während dem Kartenkauf noch nie mit einem Foto und meinem Personalausweis in der Land online legitimiert.

Das waren Belgien und die Niederlande bei UEFA 55….

STAY TUNED…bleibt mir gewogen!