In der Gegenwart ist die 1992 im englischen Mutterland des Fußballs gegründete „Premier League“ die finanziell lukrativste Fußball-Liga der Welt. Dementsprechend werden die 20 teilnehmenden Clubs eher als florierende Wirtschaftsunternehmen wahrgenommen, die mit Hilfe ihrer vermögenden Investoren und Clubbesitzer in Investitions-Höhen vordringen, von welchen die sportlichen Konkurrenten auf dem europäischen Festland oftmals nur träumen können.

Obwohl sich die englischen Fanszenen mit diesem nicht immer nachhaltigen Geschäftsmodell schon allein aufgrund der damit verbundenen Erhöhung des Transfer-Budgets größtenteils arrangiert haben, gibt es immer mal wieder Probleme und Proteste. Die treten zumeist auf, wenn der potente Investor aus dem Ausland eher auf Gewinne und Dividenden aus ist, als die Werte des Vereines in den Vordergrund zu stellen. So geschehen beispielsweise bei Rekordmeister Manchester United, wo die us-amerikanische Besitzerfamilie Glazer seit Jahren unter Verdacht steht, die stolzen „Red Devils“ wie eine Kuh zu melken, um ihr Geschäftsimperium mit Sitz in Washington DC weiterhin finanzieren zu können.

Dabei gibt es wie im Fall Leicester City auch durchaus positive Beispiele für ein Investoren-Engagement. Der thailändische Clubbesitzer Vichai Srivaddhanaprabha führte die „Füchse“ im Jahr 2016 mit seinem Geld zur sensationellen englischen Meisterschaft und galt auch in der „Community“ des Clubs als absoluter Glücksfall, da ihm Anhänger, Verein und das soziale Umfeld wichtig erschienen. Leider starb Vichai nur zwei Jahre nach der Meisterschaft bei einem tragischen Hubschrauberabsturz und löste große Trauer in den „East Midlands“ aus.

Auf welchem Platz der Beliebtheitsskala der vielleicht skurrilste Investor und Clubeigner des englischen Fußballs irgendwann mal eingeordnet wird, ist noch nicht ganz klar. Gut zwei Jahre nach Beginn seiner Regentschaft beim Cardiff City Football Club verspielte der malaysische Geschäftsmann Vincent Tan in Windeseile jegliche Akzeptanz und Beliebtheit bei den Fans seines Vereins, da er den traditionsbewussten Club wie ein seelenloses amerikanisches „Franchise“ führen wollte. Dementsprechend änderte er zunächst die Trikotfarbe des Clubs von „Blau“ auf „Rot“ und begründete diesen Schritt damit, dass die Farbe „Rot“ in Asien weitaus beliebter sei. Noch schlimmer war allerdings die Änderung des Clubwappens, aus welchem der namensgebende Vogel der sogenannten „Bluebirds“ einem roten Drachen Platz machen musste. Schließlich solle man als walisischer Hauptstadtclub das Symbol des Landes nicht nur im Herzen, sondern vor allem im Wappen tragen!

Vielleicht war dieser äußerst unpopuläre und vor allem unüberlegte Schritt des guten Vincent aber einfach nur seiner Unerfahrenheit in Bezug auf die Führung eines traditionellen Fußballclubs geschuldet. Schließlich verdiente der heute 72-jährige Geschäftsmann sein erstes „großes“ Geld vor knapp 44 Jahren mit dem Ankauf der McDonalds-Franchise-Rechte für sein Heimatland Malaysia. Wer also einem figurbewussten Asiaten statt gesundem „Streetfood“ die kalorienreichen Klassiker des goldenen „M“ schmackhaft machen kann, dem ist grundsätzlich alles zuzutrauen!

Letztlich hielt der Milliardär seine höchst umstrittene Trikot- und Wappenentscheidung gut 2 1/2 Jahre durch und nahm diese nur zurück, da er der ständig überschäumenden Fan-Seele und den Protesten um seine Person irgendwann überdrüssig wurde. Die Rückkehr zu blauen Trikots und der blauen Drossel im Wappen war in jedem Fall ein großer Sieg der Fans im modernen Fußball, der zeigte, dass man mit Durchhaltevermögen weit kommen kann.

Trotz der persönlichen Niederlage blieb Tan bis zum heutigen Tag am Ruder des Clubs. Im Verlauf seiner mittlerweile 14-jährigen Amtszeit ist er allerdings lange nicht mehr so (medien-)präsent wie früher und hat sich aus der Öffentlichkeit größtenteils zurückgezogen. Dies könnte an der Tatsache liegen, dass er seinem geschäftlichen „Portfolio“ in den vergangenen Jahren weitere Proficlubs einverleibt hat. Während Tan bei dem bosnisch-herzegowinischen Verein FK Sarajevo und dem belgischen Club KV Kortrijk an der Vereinsspitze steht, besitzt er bei dem us-amerikanischen Major League Soccer (MLS)-Club Los Angeles FC lediglich eine Minderheitsbeteiligung.

Dass Clubeigner Vincent Tan auch im Hintergrund nach wie vor die „Bluebirds“-Zügel in der Hand hält, bemerkt man spätestens bei Eintritt in das 2009 eröffnete Cardiff City-Stadium. Hier befinden sich übergroße Werbebanner, auf welchen die malaysische Tourismusbehörde für Urlaubsreisen in das südostasiatische Land wirbt. Da der Werbeerfolg allerdings immer in einem angemessenen Verhältnis zu den Werbekosten stehen muss, ist es äußerst fraglich, ob sich diese großflächige Werbung jemals auszahlen wird. Schließlich wird sich der britische Pauschal-Tourist schon allein aus ökonomischen Gründen nur in den seltensten Fällen für die gut 11.000 Kilometer lange Strecke nach Malaysia entscheiden und gewohnte europäische Ziele wie Magaluf oder Benidorm bevorzugen.

Falls es dann doch in das weit entfernte und eher exotische Reiseziel Malaysia gehen sollte, könnte es zu erheblichen Verstimmungen innerhalb der Familie kommen. Im stark beworbenen Bundesstaat Terengganu darf man beim geführten „Sightseeing“ aus religiösen Gründen nämlich nur einen gleichgeschlechtlichen Reiseführer auswählen.

Den fehlenden Mehrwert der kostenintensiven Reisewerbung bemerkte mittlerweile auch die bereits angesprochene malaysische Tourismusbehörde und stellte die großzügige Sponsorenzahlung von bis zu drei Millionen Pfund aufgrund der ausbleibenden Übersee-Touristen aus dem Vereinigten Königreich ein. Wenn du wie im Fall des Vincent Tan allerdings der Clubchef bist, verbleiben die riesigen Werbebanner und der Trikotschriftzug „Visit Malaysia“ erstmal da wo sie sind! Und das sogar unentgeltlich, weil Tan und sein Verbündeter, der ebenfalls schwerreiche Sultan von Johor, weiterhin an den Tourismuserfolg Malaysias glauben!

Nach einem Gesamtinvestment von über 100 Millionen Pfund und zwei eher erfolglosen Premier League-Jahren (2013/2014 und 2018/2019) befindet sich Vincent Tan mit seinem Team momentan im Mittelfeld der englischen zweiten Liga! Die sogenannte Championship unter dem Dach der „English Football League“ ist zwar weitaus finanzschwächer als das englische Oberhaus, rangiert in Sachen „Marktwerte“ aber immer noch vor der portugiesischen, türkischen und niederländischen ersten Liga!

Im letzten Heimspiel der Saison 2023/2024 traf Cardiff City im heimischen „City Stadium“, in welchem 2014 sogar das Endspiel um den UEFA Super Cup zwischen Real Madrid und dem FC Sevilla ausgetragen wurde, auf die Mannschaft des Middlesbrough FC.

Da es für beide Mannschaften aufgrund der Mittelfeldplatzierung nur noch um die persönliche Siegprämie ging, durfte man in diesem „Duell um die goldene Ananas“ ein offenes Spiel ohne den ganz großen Druck erwarten.

Die folgenden 90 Minuten waren tatsächlich sehr unterhaltsam und bestätigten meine Erwartungen in vollem Umfang. Beide Teams agierten vor 22.999 Zuschauern gerade in der Defensive sehr sorglos und nachlässig. Dementsprechend erspielten sich beide Teams unzählige gute Torchancen. Der einzige Unterschied fand sich an diesem Tag tatsächlich auf der Torhüterposition, auf welcher Boro-Keeper Seny Dieng den weitaus besseren Tag erwischte. Während der schweizerisch-senegalesische Torhüter reihenweise die Schüsse der entnervten Waliser entschärfte, konnte sich sein Gegenüber Ethan Horvath bei den eiskalten Boro-Stürmern fast gar nicht auszeichnen.

Am Ende des Spiels stand es 4:1 (1:0) für den Gast aus dem englischen Nordosten, der sich von den knapp 1.000 mitgereisten Fans feiern ließ. Auch wenn es sich komisch anhört, in diesem Spiel wäre auch ein gleichgelagerter Cardiff-Sieg möglich gewesen.

Mein Spieler des Tages war der Spieler mit dem schönen Namen Emmanuel Latte Lath. Der 25jährige Ivorer stammt aus der Jugend von Atalanta Bergamo, war während seiner Zeit in Italien insgesamt achtmal ausgeliehen und zündete erst so richtig bei seinem Aufenthalt in der Schweiz (FC St.Gallen). Latte Lath traf für Boro in dieser Saison 16mal und dürfte bei einem Marktwert von 4,2 Millionen Euro für den einen oder anderen Bundesligisten interessant sein!

Auch aus der walisischen Hauptstadt Cardiff gibts in meinen Social-Media-Accounts bei Instagram und Facebook viele weitere Bilder und bewegte Story-Bilder! Klickt Euch doch einfach mal rein!

STAY TUNED…BLEIBT AUF EMPFANG!