In knapp zwei Monaten startet die höchst umstrittene Winter-Wüsten-Weltmeisterschaft im arabischen Katar. Bis dahin muss die europäische Fußballwelt ihr eh schon strammes Programm nochmal ein wenig intensivieren, da wichtige Spieltage im Dezember wegfallen. Neben der einen oder anderen englischen Woche in der heimischen Liga schlägt sich die erhöhte Frequenz vor allem im Europapokal nieder, in welchem die Gruppenphase bis Anfang November durchgepeitscht werden muss.

Deshalb findet man vermutlich auch keinen einzigen Bundesliga-Manager, der übermäßig viel Applaus oder gar Dankbarkeit für die Abstellung seiner Spieler anlässlich der aktuell andauernden Länderspiel-Pause aufbringt. Als Grund für diese Ablehnung steht mit der UEFA Nations League ein Wettbewerb, der von den großen europäischen Fußballverbänden irgendwo zwischen Nutella-Werbedreh und einem Testkick gegen die eigene U21 eingeordnet wird.

Was aber machen die vielen Nationalspieler, die zwar in einer europäischen Liga unter Vertrag stehen, aber nicht für eine europäische Nationalmannschaft in der UEFA Nations League auflaufen? Die dürfen für ihren Verband in einem Freundschafts- oder Testspiel antreten und füllen während ihrer weltweiten Reiseaktivität zumeist ihr üppiges Meilenkonto. Am Beispiel der Nationalmannschaften von Japan und den USA kamen die Verantwortlichen auf eine Idee, die neben einer verbesserten Umweltverträglichkeit in erster Linie den Biorhythmus der eigenen Spieler schont. Da der überwiegende Teil der Akteure beider Teams momentan in Europa angestellt ist, verzichtete der japanische Verband JFA vor dem Duell auf eine weite Flugreise nach Tokio und fand in Deutschland den perfekten Spielort. 

Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf beheimatet mit insgesamt 8.400 japanischen Mitbürgern die grösste Nippon-Community unseres Landes. Obwohl die Japaner als siebtgrösste ausländische Bevölkerungsgruppe in Düsseldorf lediglich eine kleine Minderheit bilden, bereichern sie speziell mit dem rund um die Immermannstraße gelegenen Viertel „Little Tokyo“ das kulturelle Leben der Rheinmetropole. Wer Sehnsucht nach konzentriertem japanischen Leben besitzt, wird in dem Quartier nahe des Hauptbahnhofes mit den vielen Restaurants und Kneipen definitiv fündig. Nur hier findet man die perfekte Mischung aus Sushi, Sake, Ramen und Altbier!

Im Spiel um den „Kirin Challenge Cup 2022“ ließ die japanische Gemeinschaft ihre „Samurai Blue“ nicht im Stich. Zum Duell mit dem „Team USA“ fanden sich am gestrigen Freitag insgesamt 5.149 Zuschauer in der Düsseldorfer Merkur-Spielarena ein. Hierbei muss man bedenken, dass das Spiel an einem Werktag bereits um 14.25 Uhr angepfiffen wurde, damit es in Japan zur „Prime-Time“ um 21.25 Uhr im TV gezeigt werden konnte. Dementsprechend fanden neben den gut 100 amerikanischen Schlachtenbummlern leider nur wenige deutsche Besucher den Weg in die Arena.

Bei Anpfiff des deutschen Schiedsrichters Felix Zwayer standen nur fünf Profis auf dem Rasen, die nicht in Europa unter Vertrag stehen. Dabei waren die USA mit den Spielern Walker Zimmerman, Aaron Long und Jesus Ferreira (alle in der Major League Soccer tätig) im Vergleich zu ihren japanischen Gastgebern leicht in der Überzahl. Die Japaner beorderten mit Keeper Shuichi Gonda und Rechtsverteidiger Hiroki Sakai lediglich zwei Spieler aus der heimischen J-League in die Startelf.

Im Spiel deutete die japanische Mannschaft um Kapitän Maya Yoshida an, dass sie im kommenden WM-Duell mit der deutschen Nationalmannschaft für schlechte Laune bei Bundestrainer Hansi Flick und den vielen Fans auf Deutschlands Weihnachtsmärkten sorgen könnte. Technisch und spielerisch stark…taktisch variabel…das sah definitiv nach Fußball aus. Lediglich im Bereich des Torabschlusses und der Chancenverwertung offenbarte man deutliche Schwächen. Am Ende reichte es gegen den insgesamt schwachen WM-Mitteilnehmer USA zu einem mühelosen 2:0 (1:0)-Sieg. Die Tore erzielten der Frankfurter Daichi Kamada (24.) und der eingewechselte Kaoru Mitoma (Brighton & Hove Albion) kurz vor Ende.

Wer viel Tagesfreizeit besitzt und Lust auf die „Samurai Blue“ hat, erhält am kommenden Dienstag eine abschließende Chance. Im zweiten Düsseldorfer Spiel tritt Japan gegen die Mannschaft von Ecuador an. Anstoß ist um 13.55 Uhr!

Bewegte Bilder gibts übrigens wieder in meiner Story bei Instagram…dazu gibts auch noch weitere Fotos…klickt Euch mal rein!

STAY TUNED und Arigato!