Mit einem „Rendezvous im Engaland“ kam die intensive Reise durch Südnorwegens Fußballstadien zu einem unwiderruflichen Ende!

Auch wenn mir mit dieser Überschrift durchaus bewusst ist, die Phantasie der schlüpfrigen Softporno-Community anregen zu können, bezieht sich der abschließende Arbeitstitel selbstverständlich auf eine weitere Begegnung der „elitären“ skandinavischen Fußball-Liga.

Der Osloer Fußballclub Vålerenga IF gilt als sportliches Aushängeschild der norwegischen Hauptstadt, erfüllt seine unbestrittene Rolle als einer der besten Vereine des Landes aber ausschließlich mit den Erfolgen der Vergangenheit. In der Gegenwart nimmt der norwegische „Big City“-Club im Vergleich zu Vereinen wie Rosenborg, Molde FK oder dem oft unterschätzten FK Bodø/Glimt nur noch eine völlig untergeordnete Rolle im Meisterschaftsrennen ein.

Seine vermeintlich beste Zeit erlebte der vor 109 Jahren gegründete Verein in den 1980er-Jahren, als man die norwegische Liga-Meisterschaft dreimal gewinnen konnte (1981, 1983 und 1984). Obwohl die Erwartungshaltung der großen Fangemeinde traditionell hoch ist, waren die folgenden Spielzeiten eher mager. Neben drei Pokalsiegen in den Jahren 1997, 2002 und 2008 gab es in der Folge nur noch einen Ligatitel, welcher mittlerweile auch schon 17 Jahre zurück liegt und nur den lebensälteren Fans ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte. Dennoch war der Club in all den Jahren immer ein extremer Anziehungspunkt für gute einheimische Fußballer wie Tore Andre Flo, John Carew, Havard Nielsen, Joshua King oder Kjetil Rekdal.

Im „Hier und Jetzt“ muss sich der Verein, der im Volksmund kurz „VIF“ genannt wird, mit tristem Abstiegskampf beschäftigen. Dabei dürfte man sich der Unterstützung der Osloer Bevölkerung sicher sein, da faktisch überhaupt keine Konkurrenz in der eigenen Stadt mehr vorhanden ist. Der große Rivale Lyn Oslo spielt mittlerweile nur noch in der viertklassigen „3. Divisjon“ und kann im sportlichen Bereich vorerst nicht mehr allzu gefährlich werden.

Zudem verbesserte der Club aus dem Stadtteil Vålerenga die Bedingungen und investierte mit dem Bau des ersten eigenen Stadions endlich auch in die Infrastruktur. Die Spielstätte mit dem Sponsoren-Namen „Intility Arena“ wurde im Jahr 2017 fertiggestellt und liegt nur ein paar U-Bahn-Stationen vom Osloer Stadtzentrum entfernt.

Glücklicherweise durfte ich feststellen, dass wenig „Mehrzweck-Standard-Arena“, dafür aber eine große Portion „klassisches englisches Fußball-Stadion“ in der modernen VIF-Heimat steckte. Dies dürfte auch die Marketing-Abteilung von Vålerenga IF so sehen, da alle Fans bei Ankunft mit der unübersehbaren Wortkreation „valerENGALAND“ begrüsst werden.

Am 11. Spieltag der Eliteserien 2022 kam es im Engaland zum „Duell der Enttäuschten“ zwischen VIF und der Mannschaft von Odds Ballklubb. Auch der Gast aus Skien, welcher unter seinem alten Namen Odd Grenland etwas bekannter ist, entfacht als Rekord-Pokalsieger Norwegens eine überdurchschnittlich hohe Erwartungshaltung und fand sich nach zehn Spieltagen in der Tabelle nur knapp „über dem Strich“ wieder.

Kurz vor Spielbeginn war es dann soweit…der schönste Augenblick des Abends sollte mich mit dem Lied „Rendezvous“ von Jean-Michel Jarre völlig unvermittelt an die gute alte Zeit erinnern. Der Song ist in Oslo eine Art Vereinshymne und wird vor jedem Match in voller Lautstärke eingespielt, wenn die große blau-weiß-rote VIF-Fahne durch den Träger nach einem Sprint über das gesamte Spielfeld der Fankurve übergeben wird. Da das Lied vor Ewigkeiten auch fester Bestandteil beim VfL Bochum 1848 war, fühlte ich mich plötzlich viel jünger und dachte an das alte Ruhrstadion mit seinen orangefarbenen Sitzen, Stadionsprecher Erwin Steden mit seinem ewig jungen Werbeslogan „Wohin Wohin? Zu Sinn!“ und Libero Thomas Kempe mit seiner aparten Vokuhila-Frisur!

Der Vergleich zwischen VIF und Odds war in der ersten Hälfte mehr Abstiegskrampf als Kampf. Dementsprechend ging es ohne größere Höhepunkte mit einem torlosen Remis in die Kabine. In der zweiten Halbzeit erhöhte sich das spielerische Niveau beider Teams vor 6.685 Zuschauern nicht wirklich. Dennoch wurde das Duell nun richtig spannend, da die Gastgeber in ihrem Engaland endlich in Führung gehen wollten und sich mit viel Einsatz und breiter Brust eine Großchance nach der anderen erarbeiteten. Dass die überfällige Führung für VIF nicht fiel, lag ausschließlich an einer Person…dem schwedischen Gäste-Keeper Leopold Wahlstedt! Was der 23jährige Torhüter an diesem Abend alles von der Linie und aus dem Winkel fischte, war nahezu unfassbar. Zu allem Überfluss zeigte sich Odds BK in der Offensive weitaus abgebrühter und versetzte den Gastgebern mit dem (Sieg-)Tor des Tages durch Tobias Lauritsen (60.) einen Stich ins Herz!

Mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Moen endete auch für mich das UEFA55-Abenteuer in Norwegen. Neben zwei Pokalspielen und einem Zweitligakick wurden es letztlich vier Spiele der norwegischen Eliteserien…einer sehr ausgeglichenen und interessanten Meisterschaft mit offensivem Fußball! Auch heute werde ich zum Abschluss nicht müde, auf meine Social-Media-Accounts bei Facebook und Instagram hinzuweisen, wo ihr bewegte Story-Bilder und viele weitere Fotos aus Norwegen, Europa und der Welt findet! Klickt Euch mal rein!

STAY TUNED…bleibt auf Empfang!