Nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel. Deshalb ging es nur einen Tag nach dem Kantersieg in Slavia´s Fortuna-Arena weiter in Richtung Norden. Ziel war die gut 100 Kilometer entfernte Gemeinde Liberec im Dreiländereck zu Polen und Deutschland. In der wichtigsten und mit gut 110.000 Einwohnern größten Stadt Nordböhmens stand der nächste sportliche Vergleich in der Chance Liga auf dem Programm.

Bevor der Ball im idyllisch gelegenen Stadion „u Nisy“ allerdings rollen sollte, wollte ich das absolute Wahrzeichen der Stadt Liberec besichtigen, welches selbstverständlich auch auf dem Wappen des heimischen Fußballstolzes FC Slovan prangt. Hierbei handelt es sich um einen charakteristischen Fernsehturm aus den 1970er-Jahren, der auf dem Gipfel des höchsten Berges der Region thront und aus der Entfernung wie ein gerade gelandetes UFO aussieht.

Im Verlauf der landschaftlich wertvollen Autofahrt auf den 1012 Meter hohen „Jested“ offenbarte sich die „alpine“ Unerfahrenheit eines Flachland-Tirolers. Während das Thermometer beim Start in Prag noch angenehme 23 Grad Celsius anzeigte, musste spätestens an der Talstation der seit Jahren außer Betrieb befindlichen Seilbahn die Frage gestellt werden, ob ich für dieses Abenteuer im Jeschken-Gebirge richtig gekleidet war. Noch vor der Ankunft auf dem Berggipfel setzte völlig unvermittelt dichter Nebel ein, der mit dem unangenehmen Sprühregen, den starken Windböen und einem Temperatursturz auf 13 Grad Celsius einen sofortigen und vor allem unerwarteten Kleidungswechsel erforderlich machte. Kurzum, diese völlig unwirklichen Bedingungen fühlten sich außerhalb des Mietwagens ungefähr so an, als wenn man überhaupt keine Unterhose tragen würde. Zudem war der beabsichtigte Kleidungswechsel gar nicht mal so einfach, da aufgrund der sommerlichen Vorhersage die wind- und regenfesten Alternativen im Gepäck fehlten. Letztlich konnte ich meine kurze Hose wenigstens gegen eine Jeans tauschen und die Abhärtungsphase auf den mit einem dünnen T-Shirt bekleideten Oberkörper beschränken!

Da das gewünschte Berg- und Talpanorama aufgrund der dichten Nebelsuppe ausfiel, ging es früher als gedacht zurück ins Stadtzentrum von Liberec. Dort ließ mich der zurückkehrende Hochsommer erneut über einen Hosenwechsel nachdenken. Das bereits angesprochene Stadion mit einem kompakten Fassungsvermögen von knapp 10.000 Zuschauern ist nach dem hinter der Gegentribüne verlaufenden Fluß „Nisa“ -der „Lausitzer Neiße“- benannt. Im Zusammenspiel mit der in den Hang gebauten großen Haupttribüne ist das vollständig überdachte Stadion„u Nisy“, in welchem auch schon zwei Länderspiele der tschechischen Nationalmannschaft ausgetragen wurden, mit Sicherheit eines der individuellsten und schönsten Stadien Tschechiens.

Platzhirsch FC Slovan Liberec durfte nach der Unabhängigkeit von „Böhmen und Mähren“ im Jahr 1993 als Zweitliga-Aufsteiger an der Premieren-Saison des tschechischen Fußball-Oberhauses teilnehmen. Hier konnte man sich gemeinsam mit den schier übermächtigen Prager Hauptstadtclubs Slavia und Sparta als einziges Gründungsmitglied aus der „Provinz“ bis zum heutigen Tag ohne jegliche Abstiegs-Delle behaupten. Dazu konnte der tschechische Erstliga-Dino in der Folge einige dicke Ausrufezeichen setzen. Als grösster Erfolg des Clubs gilt die tschechische Meisterschaft 2002, als der Meisterpokal erstmals außerhalb der Hauptstadt Prag in die Höhe gerissen wurde. Mit insgesamt drei Meistertiteln ist man momentan der vierterfolgreichste Club Tschechiens und nahezu in jeder Saison in den europäischen Pokalwettbewerben vertreten!

Am 2. Spieltag der „Chance Liga“ 2024/2025 traf Gastgeber FC Slovan Liberec auf die Mannschaft des SK Sigma Olomouc. Vor 3.640 Zuschauern merkte man beiden Mannschaften an, dass man sich so kurz nach der UEFA Euro 2024 und einer sehr kurzen Sommerpause noch im Einspiel-Stadium befindet. Dementsprechend gab es in einem insgesamt zerfahrenen Spiel zwar den einen oder anderen Höhepunkt, aber ganz selten die feine Klinge. Den Torreigen eröffnete Slovans ghanaischer Stürmer Benjamin Nyarko, der eine maßgerechte Flanke des Nigerianers Ghali mit dem Kopf in die Sigma-Maschen wuchtete (37.).

Obwohl die Slovan-Mannschaft von Trainer Radoslav Kovac mit der Führung im Rücken den kühlen Halbzeit-Tee einnahm und auch zur zweiten Hälfte mit Dominanz aus der Kabine kam, stand es am Ende schiedlich friedlich 1:1 (1:0). Grund war das dumme Foulspiel von Slovan-Mittelfeldspieler Hlavaty im eigenen Strafraum und der sicher verwandelte Foulelfmeter von Sigma-Zehner Zorvan (62.).

Nach dem Schlusspfiff in der wirklich sehenswerten Stadt Liberec, die mit Reichenberg sogar einen deutschen Namen besitzt, ging es sofort zurück auf die Autobahn. Ein weiteres Spiel stand an diesem Tag noch auf dem Programm. Dazu ging es gut 200 Kilometer in Richtung Südwesten. Weitere Fotos und bewegte Story-Bilder vom Berg Jested und dem Spiel in Liberec findet Ihr wie gewohnt in den sozialen Medien bei Instagram und Facebook! Klickt Euch mal durch und lasst ein Like da!

STAY TUNED…bleibt auf Empfang!