Wenn sich Tankstellenbetreiber im rheinland-pfälzischen Trier den „Alles supereasy“-Werbesport eines großen deutschen Mineralölkonzerns mit vier Buchstaben anschauen, schießen höchst wahrscheinlich sofort die Tränen in die Augen.

Grund sind die überaus günstigen Benzinpreise im benachbarten Großherzogtum Luxemburg, welches über eine fast schon absurde Tankstellendichte verfügt und deutsche Kunden bereits am Autobahn-Grenzübergang mit dem passenden Namen „Wasserbillig“ anlockt. Dort stösst der preisbewusste Autofahrer direkt nach Überquerung der Mosel auf zwei überdimensionierte Tankanlagen, bei welchen der Literpreis gut 15 Cent unter dem deutschen Niveau liegt und damit für ausbleibende Provisionen bei den grenznahen deutschen Tankstellenpächtern sorgt.

Da in Luxemburg zudem die Preise für Alkohol, Tabakprodukte und Kaffee aufgrund der geringen Besteuerung oftmals unter dem deutschen Preisniveau liegen, könnte der Eindruck entstehen, dass das kleine europäische Land eine Art „Billig-Eldorado“ für ausländische Schnäppchenjäger wäre. Deshalb kommt man als Tourist oder gar Auswanderer vermutlich ganz schnell auf dem Boden der Tatsachen an, wenn man feststellt, dass das Herzogtum aufgrund seiner enormen Wirtschaftskraft als reichstes Land der Welt gilt. Während die Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Deutschland „nur“ um etwa 15-20 Prozent erhöht sind, ist beispielsweise eine Einzimmer-Mietwohnung in Stadtnähe gut 80 Prozent teurer als in Deutschland und kann rasch mit 2.000 Euro pro Monat zu Buche schlagen. Dementsprechend leben unter den insgesamt 635.000 Einwohnern auch bemerkenswerte 45.000 Millionäre und knapp 20 Milliardäre in Luxemburg, welche in dem sogenannten Benelux-Staat einen extrem hohen Lebensstandard genießen.

Einer von ihnen ist der milliardenschwere Unternehmer Flavio Becca, der als einer der einflussreichsten (Sport-)Investoren des Landes gilt. Becca wurde überregional bekannt, als er dem finanziell angeschlagenen 1. FC Kaiserslautern „auf die Beine“ helfen wollte.

Während sich der damalige Drittligist FCK am Ende für eine regionale Investorengruppe entschied, war der heute 61-jährige Becca beim Luxemburger Erstligisten F91 Dudelange weitaus erfolgreicher. Nach seinem Einstieg in der Saison 1998/1999 setzte der bis dahin wenig erfolgreiche Club zu einem beeindruckenden Siegeszug an und konnte insgesamt 15 nationale Meistertitel und 8 Pokalsiege feiern. Zudem gelang der bislang grösste Erfolg des Luxemburger Clubfußballs, als man sich in der Saison 2018/2019 erstmals und vor allem sensationell für die Gruppenphase der UEFA Europa League qualifizieren konnte! Übrigens mit einem Trainer namens Dino Toppmöller, welcher nach seiner Zeit in Dudelange zum ebenfalls von Becca unterstützen belgischen Club Royal Excelsior Virton wechselte und in den Anfängen seiner Trainerlaufbahn gezielt gefördert wurde.

Mittlerweile brach Becca seine „finanziellen“ Zelte in Dudelange ab, um in seiner Heimatstadt Hesperange ein neues Fußballprojekt aufzubauen. Hier sind die Parallelen zur erfolgreichen Zeit in Dudelange allerdings durchaus erwünscht und gewollt.

Der FC Swift Hesperange, welcher auf luxemburgisch einfach „Hesper“ gerufen wird, wurde im Jahr 1916 gegründet und war bis auf einen Pokalsieg vor 33 Jahren eine klassische Fahrstuhlmannschaft. Mit der monetären Übernahme durch Becca im Jahr 2019 zeigte die Leistungskurve erwartungsgemäß steil nach oben. Nach dem zügigen Aufstieg im Jahr 2020 konnte man schon in der dritten Erstliga-Saison erstmals die luxemburgische Meisterschaft gewinnen, welche selbstverständlich mit einem Startplatz in der Qualifikation zur UEFA Champions League belohnt wurde.

In der aktuellen Königsklassen-Quali zeigte sich Gegner Slovan Bratislava in der 1. Runde allerdings noch zu stark und katapultierte Swift „zurück“ in die 2. Quali-Runde der UEFA Europa Conference League. Hier traf man auf den walisischen Meister The New Saints of Oswestry Town FC, der ebenfalls in der Königsklasse scheiterte. Nach einem 1:1-Unentschieden auf der britischen Insel kam es am vergangenen Dienstag zum entscheidenen Rückspiel.

Im nagelneuen Nationalstadion Luxemburgs, dem Stade de Luxembourg, hielt sich das Zuschauerinteresse für die Europapokal-Partie erwartungsgemäß in Grenzen. Obwohl für knapp 10.000 Zuschauer Platz gewesen wäre, fanden sich bei Anpfiff des maltesischen Schiedsrichters Ishmael Barbara nur handgezählte 1.541 Unentwegte in der schicken Arena ein. Unabhängig von den bestehenden Auflagen der UEFA hätte es für dieses Spiel vermutlich mehr Sinn gemacht, im eigenen Stadion zu spielen. Hier hätte allerdings ein Großteil der Besucher stehen müssen, da das Stade Alphonse Theis von den insgesamt 4000 Plätzen nur 600 „zum sitzen“ anbietet.

Auch wenn beide Teams während der gesamten 90 Minuten spielerisch eher limitiert agierten, entwickelte sich ein interessantes und auch torreiches Match. Am Ende siegten die Gastgeber durch Tore des deutschen Stürmers Dominik Stolz (früher SV Sandhausen, 2.), Alioui (62.) und Simao Martins (66.) völlig verdient mit 3:2 (1:1) und treffen in der nächsten Runde auf den nordmazedonischen Meister FC Struga. Für die Gäste, die lediglich in den ersten zehn Minuten richtig zwingende Torchancen besaßen, traf der schottische Stürmer Declan McManus mit Hilfe von zwei Foulelfmetern (22., 71.). Dementsprechend dürften die meisten an diesem Abend froh und glücklich nach Hause gegangen sein, da sich unter den Besuchern lediglich ein einziger Anhänger des Teams aus Wales befand!

Woher kommt nun aber der Name „Swift“? Da Luxemburg einer der weltweit wichtigsten Finanzplätze ist, wurde der Name „Swift“ in Anlehnung an die „Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication“ kurz SWIFT ausgewählt, welche uns mit den IBAN und BIC mittlerweile das Überweisungsleben erleichtert. Wer sich genau das nicht vorstellen kann, liegt übrigens genau richtig. Swift bedeutet auf französisch „schnell“ und ergibt für einen Fußballverein tatsächlich viel mehr Sinn! Einzig das Wappen des Clubs sollte Milliardär Becca nochmals modulieren lassen, da es in seiner aktuellen Form aussieht, als hätte der angetrunkene Grafikdesigner bei Erschaffung nur einen Commodore Amiga mit Floppy-Disk zur Verfügung gehabt.

Auf meinen Plattformen bei Facebook und Instagram gibts wie gewohnt weitere Fotos aus Luxemburg! Ich freue mich über Euren Besuch und jedes „Like“! Herzlichen Dank für das Interesse an meinem Blog!

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