Wenn die Hamburger Musikgruppe „Felix de Luxe“ vor fast 40 Jahren gewusst hätte, wie sich die Taxipreise in Deutschland entwickeln, hätte sie den Text ihres Hits „Taxi nach Paris“ aufgrund der unendlichen Dekadenz vermutlich entschärft. Was bei Abfahrt in der Elbmetropole Mitte der 1980er-Jahre sicher „nur“ einen höheren dreistelligen Eurobetrag gekostet hätte, dürfte bei der Band um Frontmann Michy Reincke nach heutigem „Stand der Dinge“ und einem Endpreis von knapp 2000 Euro für absolute Panik unter dem Pariser Eiffelturm sorgen!

Deshalb war ich sehr gespannt, wie meine Preisanfrage für die Taxifahrt aus der kosovarischen Kapitale Pristina in die knapp 100 Kilometer entfernte nordmazedonische Hauptstadt Skopje verlaufen würde. Nach kurzer Wartezeit gab es von Anbieter „Blue Taxi“ das durchaus akzeptable Preisangebot von 50 Euro, welches für die knapp 1 1/2 stündige Fahrt inklusive einer Grenzüberquerung mehr als fair erschien. Deshalb ging es direkt nach dem Match in Podujeva zum Adem-Jashari-Airport von Pristina, wo nach der Mietwagenabgabe das versprochene Taxi nach Skopje wartete.

Die anschließende Fahrt nach Nordmazedonien werde ich jedenfalls in guter Erinnerung behalten, da mein Fahrer Agron für eine angenehme Atmosphäre sorgen wollte und urplötzlich deutschsprachige Musik in erhöhter Lautstärke abspielte. Was aber würde man als kosovarischer Taxifahrer einem deutschen Fahrgast von seiner „Playlist“ anbieten?

Howard Carpendale mit „Hello again“? Roland Kaiser mit „Ich glaub es geht schon wieder los“? Oder gar Rammstein mit „Engel“? Am Ende war es der deutsch-kosovarische Rapper Azet, der mir in seinem Song „Modell S“ etwas von Sig-Sauer-Pistolen, Paco Rabanne, viel Bargeld und einem Mercedes-Benz erzählte!

Die nordmazedonische 550.000-Einwohner-Metropole Skopje besitzt für mich persönlich eine der schönsten Innenstädte Osteuropas und bietet gerade bei Dunkelheit viele schöne Fotomotive. Die klassischen (Foto-)Hotspots findet man rund um den „Macedonian Square“, wo sich mit der riesigen „Alexander dem Großen“-Statue, der im 15. Jahrhundert erbauten Vardar-Steinbrücke und der etwas oberhalb der Stadt gelegenen „Kale-Festung“ viele der Hauptsehenswürdigkeiten Skopjes befinden.

Da ich die Stadt bereits vor gut fünf Jahren anlässlich der UEFA Nations League-Partie zwischen Nordmazedonien und Gibraltar ausgiebig unter die Lupe nehmen durfte, stand der jetzige Besuch ganz im Zeichen des nordmazedonischen Vereinsfussballs und seiner PRVA-Liga.

Im Gegensatz zur nordmazedonischen Nationalmannschaft, die sich in der jüngeren Vergangenheit sogar für die EM-Endrunde 2021 qualifizieren konnte und mit Prestige-Siegen gegen Deutschland und Italien aufhorchen ließ, steckt der heimische Clubfussball tief in der Krise. Dies hängt möglicherweise auch mit dem Niedergang von Rekordmeister FK Vardar Skopje zusammen, welcher als amtierender Meister zum Ende der Saison 2020/2021 aufgrund finanzieller Probleme einen Großteil der Mannschaft nicht mehr bezahlen konnte und letztlich auch sportlich abstieg. Nach zwei harten Jahren in der 2. Liga spielt der beliebteste Club der früheren jugoslawischen Republik zwar aktuell wieder im nordmazedonischen Fußball-Oberhaus, ist als Tabellenletzter aber schon wieder stark abstiegsgefährdet.

Da die übrigen Mannschaften dieses „Vardar“-Vakuum in den europäischen Pokalwettbewerben nicht füllen konnten, rutschte der nordmazedonische Clubfussball in der UEFA Fünf-Jahres-Wertung auf einen enttäuschenden 50. Rang ab und ist kurz davor, in die Rubrik der Fußball-Zwerge aufgenommen zu werden!

Am 17. Spieltag der „PRVA Makedonska Liga“ 2023/2024 trafen in Skopje zwei Mannschaften aufeinander, die von der zweijährigen Abwesenheit des FK Vardar durchaus profitieren konnten! Auch nach der Erstliga-Rückkehr des Rekordmeisters gilt die Partie zwischen dem Tabellenzweiten KF Shkupi 1927 (Meister 2022) und der Mannschaft des Dritten KF Shkendija Tetovo (Meister 2021) als prestigeträchtiges Spitzenspiel im nordmazedonischen Fußballkosmos. Dies liegt neben der sportlichen Brisanz in erster Linie an der ethnischen Herkunft zweier Clubs, die beide albanische Wurzeln besitzen!

Da die Anreise für die problembehafteten Gästefans aus Tetovo behördlich untersagt wurde, fanden sich zur sonntäglichen Anstoßzeit um 13 Uhr gut 2000 Shkupi-Anhänger im heimischen „Stadion Cair“ ein, um ihre Lieblingsmannschaft bei Eintrittspreisen von umgerechnet 1,62 Euro im Meisterschaftsrennen zu unterstützen. Übrigens eine durchaus ordentliche Zuschauerzahl für nordmazedonische Verhältnisse!

Nach Anpfiff von Schiedsrichter Aleksandar Grujoski entwickelte sich bei eisigem Wind ein Fußballspiel, das mit Fußball eigentlich nichts zu tun hatte. Ständige Abspielfehler auf beiden Seiten, technische Unzulänglichkeiten und unzählige harte Zweikämpfe im Mittelfeld ließen so gar keinen Spielfluss aufkommen. Lediglich der Geistesblitz von Shkupi-Akteur Kristijan Trapanovski sorgte in der 37. Spielminute für südosteuropäische Begeisterung auf den Rängen, als der Spieler mit der Rückennummer 11 von der linken Außenbahn in den gegnerischen Strafraum zog und den Ball mit rechts gefühlvoll zur 1:0-Halbzeitführung ins lange Eck schlenzte. In der zweiten Hälfte änderte sich nur wenig. Die Gäste konnten nicht drücken, die Gastgeber nicht kontern. So blieb es beim 1:0 (1:0)-Sieg des Tabellenzweiten KF Shkupi 1927, welcher nun nur noch einen Punkt hinter dem führenden FC Struga liegt!

Wer Lust auf ein paar bewegte Story-Bilder aus dem Cair-Stadion von Skopje (albanisch Shkupi) besitzt, wird auf meiner Instagram-Seite schnell fündig. Hier gibts auch ein paar Sightseeing-Eindrücke aus der Stadt Skopje. Auf dieser Webseite gibts zudem einen ausführlichen Reisebericht aus dem Jahr 2018, in welchem das nordmazedonische Nationalstadion und die bereits angesprochene UEFA Nations League-Partie im Vordergrund stehen!

STAY TUNED…BLEIBT AUF EMPFANG!