Um die thailändische Hauptstadt Bangkok mit ihren 10,6 Millionen Einwohnern perfekt zu beschreiben, benötigt man aufgrund der unzähligen Gegensätze mit Sicherheit mehr als nur ein Wort. Am Ende waren es insgesamt 25 Begriffe, die mir zu dieser manchmal unwirklich erscheinenden Stadt einfielen.

Die zum Abschluss des Blogs aufgeführte Parade der Adjektive ist allerdings nicht abschließend, da sich mit dem Wort „sportlich“ mindestens eine weitere wichtige Eigenschaft Bangkoks dazu gesellt. Schließlich werden in der 1782 gegründeten Hauptstadt des thailändischen Königreiches so ziemlich alle professionell ausgeübten Sportarten durch die „Sports Authority of Thailand“ koordiniert und gefördert.

Auch wenn in Bangkok an mehreren Standorten professioneller Fußball gespielt wird, ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes im Teilnehmerfeld der ersten Liga oberflächlich betrachtet stark unterrepräsentiert. Von den 16 Teilnehmern der diesjährigen Thai League kommt mit dem von der staatlichen Hafenbehörde unterstützten Port FC offiziell nur ein Verein aus Bangkok.

Da die „Megacity“ allerdings aus mehreren ineinander verschmolzenen Großstädten besteht, erscheinen bei Vergrößerung des Suchradius mit Muangthong United, Bangkok United und BG Pathum United urplötzlich drei weitere Erstligisten auf dem Tableau, die am Ende des Tages den Stempel „Made in Bangkok“ tragen.

Obwohl alle vier Clubs aus der Metropolregion Bangkok Jahr für Jahr eine ordentliche Saison spielen und in der Vergangenheit sogar Meistertitel gewinnen konnten, kommen sie seit drei Jahren nicht mehr so richtig von der Stelle. Dies hängt erwartungsgemäß mit dem momentan übermächtigen Rekordmeister Buriram United zusammen, der in Sachen Meisterschaft seit 2022 überhaupt nichts mehr anbrennen lässt.

Wenigstens konnten sich die vier Brüder Bangkoks in der Abschlusstabelle der letzten Saison direkt hinter dem Rekordmeister aus der Provinz Buriram einreihen und Dank des Pokalsieges von Bangkok United gemeinsam in der sogenannten “AFC Champions League Two“ an den Start gehen! Wie der Name es vermuten lässt, rangiert die AFC Champions League Two in der Pyramide der asiatischen Pokalwettbewerbe direkt hinter der AFC Champions League Elite und gilt als asiatisches Pendant zur UEFA Europa League.

Im Gegensatz zur großen Königsklasse gibt’s in der „CL2“ in der Vorrunde noch eine Gruppenphase mit insgesamt acht Gruppen. Die sind aufgrund der großen Entfernungen auf dem asiatischen Kontinent ebenfalls in jeweils vier Ost- und Westgruppen aufgeteilt, um die Reisebewegungen übersichtlich zu halten. In der Gruppe G ging es am sechsten und damit letzten Vorrundenspieltag im direkten Duell zwischen Bangkok United und dem vietnamesischen Vertreter Thép Xanh Nam Định FC nur noch um den Gruppensieg. Beide Vereine hatten die zwei anderen Gruppenkonkurrenten Tampines Rovers (Singapur) und Lee Man FC (Hongkong) in den vorherigen Spielen klar distanziert und wollten sich mit dem Gruppensieg die perfekte Ausgangslage für das Achtelfinale verschaffen!

Bevor das Spiel durch den katarischen Schiedsrichter Khamis Al-Marri angepfiffen wurde, bestand meine Aufgabe darin, dass Thammasat-Stadion trotz der wahnsinnigen „Rush-Hour“ pünktlich zu erreichen. Das Thema „Anreise“ stellt in der thailändischen Hauptstadt bisweilen den schwierigsten Teil des Fußballabends dar, da sich das moderne U- und S-Bahn-System momentan noch auf den unmittelbaren Innenstadtbereich sowie einige angrenzende Stadtteile Bangkoks beschränkt und für die „letzte Etappe“ eine umständliche Busfahrt erfordert.

Auch das angesprochene Thammasat-Stadion liegt alles andere als verkehrsgünstig und ist aus dem Stadtzentrum Bangkoks mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer erreichbar. Am Ende dauerte die Taxi-Fahrt zum 42 Kilometer entfernten Spielort eine gute Stunde, kostete umgerechnet knapp 15 Euro und ließ mich aufgrund der zahlreichen Verkehrsstörungen mehrfach daran zweifeln, ob ich pünktlich zum Anstoß eintreffen würde. Schlussendlich löste sich der ewige Stau auf der mautpflichtigen Stadtautobahn wie durch Zauberhand auf und verleitete meinen Körper zur Ausschüttung einer nicht unerheblichen Menge von Glückshormonen.

Der Verein Bangkok United wurde ursprünglich im Jahr 1988 als Fußballclub der Universität Bangkok gegründet und verbrachte die ersten 15 Jahre seines Lebens im semiprofessionellen Amateurfußball. Mit dem erstmaligen Aufstieg ins thailändische Fußball-Oberhaus zum Ende der Saison 2002/2003 und dem bislang einzigen Meistertitel im Jahr 2006 kam der Club endgültig im Profifußball des südostasiatischen Landes an.

Vermutlich würde der Club auch heute noch seinen Geburtsnamen „Bangkok University FC“ tragen, wenn der thailändische Fußballverband seine geringen Anforderungen an alle Erstligisten nicht irgendwann erhöht hätte. Mit der Einführung professionellerer Strukturen wurde aus „Bangkok University“ ab der Saison 2009 der heutige Club „Bangkok United“, welcher durch das allgegenwärtige Telekommunikationsunternehmen „True“ großzügig gesponsert wird.

Aktuell ist „United“ auf dem riesigen Gelände des zur „Thammasat“-Universität gehörenden Sportzentrums in Rangsit beheimatet. Die Stadt in der Provinz Pathum Thani besitzt offiziell knapp 80.000 Einwohner und zählt zur nördlichen Vorstadt Bangkoks. Das in die Anlage eingebettete Stadion fasst 25.000 Zuschauer und wurde 1998 eigens für die in Bangkok ausgetragenen Asienspiele errichtet. Obwohl die sportliche Entwicklung des Clubs auch Dank des letztjährigen Pokalsieges als äußerst positiv beschrieben werden kann, finden sich im Durchschnitt nur knapp 3.000 Zuschauer im Thammasat-Stadion ein.

Auch der „Showdown“ in der Gruppenphase der „Champions League Zwei“ lockte nur 1.288 Zuschauer von der Couch, darunter handgezählte 24 Fans aus der vietnamesischen Stadt Nam Dinh. Die Unentwegten, die sich bei abendlichen Temperaturen von 30 Grad Celsius zum Stadion quälten, sahen wenigstens ein Spiel, in dem beide Mannschaften nochmal richtig Bock auf Fußball besaßen und weitaus mehr Augenmerk auf die Offensive legten.

Am Ende gewannen die Gastgeber in einem sehr unterhaltsamen Match durch Tore des Serben Adzic (35.), des omanischen Nationalspielers Al-Ghassani und des in Dänemark geborenen Libanesen Jradi (83.) mit 3:2 (2:1). Für den Gast aus Nam Dinh traf der eingebürgerte Ex-Brasilianer Rafaelson (29. und 89.) doppelt, den die Fans mittlerweile nur unter seinem vietnamesischen Namen „Nguyen Xuan Son“ kennen und lieben.

In der kommenden Woche geht’s für beide Teams im Achtelfinale des Wettbewerbs weiter. Während Gruppensieger Bangkok United auf Sydney FC aus Australien trifft, bekommt es Nam Dinh FC mit Sanfrecce Hiroshima aus Japan zu tun.

Das war der erste Teil aus dem Großraum Bangkok, einer wirklich surrealen Megacity, für welche jedes einzelne Wort der folgenden Aufzählung zutreffend ist:

Beeindruckend, hochmodern, intensiv, anstrengend, neugierig, traditionell, stickig, runtergekommen, reich, schmutzig, arm, verstopft, erdrückend, befreiend, heiß, gastfreundlich, frostig, entdeckend, vibrierend, kühl, lecker, vielfältig, gelassen, herzlich, international…einfach unfassbar!

Selbstverständlich findet Ihr ein paar bewegte Story-Bilder und viele weitere Fotos aus dem Thammasat-Stadion von Bangkok United in meinen Social-Media-Netzwerken bei Instagram und Facebook. Klickt Euch mal rein und lasst ein „Like“ da.

STAY TUNED…bleibt auf Empfang!