Der Donnerstag, benannt nach dem germanischen Donnergott Donar! Ein Wochentag, der für viele als „vorgezogener“ Freitag gilt und damit den Beginn des lang ersehnten Wochenendes einläutet. Bekannt für verlängerte Öffnungszeiten von Bürgerbüros, Banken und früher auch von Geschäften des Einzelhandels. Anders gesagt, ein stinknormaler, grauer und belangloser Arbeitstag. Seit ein paar Jahren kann der Donnerstag aber deutlich mehr, denn es wird internationaler Fußball gespielt. Eingebettet in die Spieltage der UEFA Champions-League (Dienstags und Mittwochs) und der einheimischen Bundesligen (Freitag-Montag) spielen donnerstags mittlerweile die Teilnehmer der UEFA Europa-League.

Da unsere deutschen Vereine der 1. Bundesliga diesen Wettbewerb aus verschiedensten Gründen nicht immer voll annehmen (siehe Hertha BSC im Jahre 2016) oder für die Qualifikation einfach zu gut sind (direkter Startplatz in der Gruppenphase), bleibt für ein Spiel der Qualifikation zumeist nur eine Kurzreise ins benachbarte Ausland.

Nach meinen Reisen in der UEFA Europa-League-Qualifikation nach Luxemburg und Alkmaar ging es nun in das dritte Benelux-Land, nach Belgien. Dort spielte der belgische Vertreter KRC Genk, kurz genannt die Genkies, gegen den kroatischen Club Lokomotiva Zagreb.

Die Stadt Genk liegt mit ihren knapp 66.000 Einwohnern grenznah in der Nähe der niederländischen Stadt Maastricht und dem deutschen Aachen. Aus dem Ruhrgebiet kommt man bei Nutzung eines Fahrzeuges in ca. zwei Stunden in der belgischen Provinz Limburg an. Bei großzügiger Zeitplanung sollte dann sogar über den Besuch der nahegelegenen Shopping-Outlet-Center Roermond und Maasmechelen nachgedacht werden. Immer eine Möglichkeit, beim Kauf von Markenkleidung ein paar Euro zu sparen.

Nach Ankunft in Genk sollte auf dieser Fahrt zunächst ein uraltes Klischee bedient werden. Kein Besuch kann im Land der Flamen und Wallonen ohne Verzehr der berühmten belgischen Pommes Frites beginnen. Denn die wurden gemäß der landläufigen Meinung neben den feinen Pralinen vor gefühlten Jahrhunderten in diesem Land erfunden. Deshalb war es praktisch, dass auf dem Weg zum Stadion die Pommesbude „t´patatje“ thronte. Feinster belgischer „Kartoffelstuff“ mit Fleischeinlage alá „Frikandel speciaal“. Ein Fest für das Auge, den Appetit, den Magen, die Seele und vor allem für den Kardiologen und eigenen Bodymass-Index.

Nach der umfangreichen Schändung meines Körpers ging es mit meinem Begleiter AJ direkt zum Stadion des Koninklijke Racing Club Genk. Der sehr junge Verein, aufgrund einer Fusion erst 1988 gegründet, war zuletzt im Jahre 2011 belgischer Meister und ist regelmäßig auf den oberen Tabellenplätzen der heimischen Jupiler Pro League zu finden. Der Verein scheint übrigens ein hervorragendes Händchen in der Jugendarbeit zu besitzen, Spieler wie der ehemalige Gladbacher Wesley Sonck, Kevin de Bruyne oder auch Chelsea-Torhüter Thibault Courtois gingen aus der Jugendarbeit des Clubs hervor. Auch der in Bochum allseits bekannte und beliebte isländische „Wikinger“ Thordur Gudjonsson schnürte von 1997-2000 seine Fußballschuhe für die Belgier. Der Club trägt seine Spiele in der Luminus-Arena aus, einem reinen Fußballstadion mit knapp 25.000 Plätzen.

Bei dem Spiel gegen die kroatische Mannschaft aus Zagreb handelte es sich um das entscheidende Play-Off-Spiel in der diesjährigen Qualifikation zur UEFA Europa-League. Die Ausgangssituation war für den KRC Genk sehr gut, hätte aber auch hervorragend sein können. Denn trotz einer komfortablen 2:0-Führung musste man sich im Hinspiel beim Vorjahresvierten der kroatischen MAXtv Prva Liga mit einem 2:2-Unentschieden begnügen. Dementsprechend konnte man davon ausgehen, dass die Spieler der Lokomotive durch den Ausgleich im Hinspiel Selbstvertrauen tanken konnten und an ein Weiterkommen glaubten.

Dieser Glauben war zumindest in der kroatischen Fanszene nicht besonders fest verankert. Die Mannschaft wurde aus Zagreb von sieben abgezählten Fans begleitet. Dachte ich zumindest, denn wenn man sich das mitgebrachte Banner der Supporter genauer anschaute, stellte man fest, dass die Mannen eigentlich aus dem nahen Aachen anreisten.

Aber auch die Fanszene der Genkies hatte an diesem Tag so ihre eigenen Probleme. Der Stehplatzbereich hinter dem Tor war aufgrund der UEFA-Sitzplatzregularien gesperrt und für ein entscheidendes Qualifikationsspiel war der Zuschauerzuspruch mit 8.166 Zuschauern doch stark ausbaufähig.

Zumindest mussten die belgischen Fans zu keiner Zeit des Rückspiels zittern. Bereits in der 2. Minute gelang dem tansanischen Stürmer Mbwana Samatta mit dem Führungstreffer eine Art Vorentscheidung. Dies lag daran, dass die Mannschaft aus der Hauptstadt Kroatiens den Gegner zu keiner Zeit unter Druck setzen konnte. Die einzig zwingende Torchance vergab Zagreb´s 10er und Kapitän Ivan Fiolic recht kläglich, als er mutterseelenallein auf Genkie-Keeper Bizot zulief und scheiterte. So plätscherte das Spiel vor sich hin und wurde durch den im Ausland stark umworbenen Jamaikaner Leon Bailey kurz nach der Halbzeit mit einem sehenswerten Treffer zum 2:0 entschieden. Mit dem Erfolg darf der KRC Genk an der Gruppenphase der UEFA Europa-League 2016/2017 teilnehmen und trifft dort auf die Mannschaften aus Bilbao, Sassuolo und Rapid Wien. Für die Fans der Lokomotive blieb als Dank für die Unterstützung zumindest ein Originaltrikot ihrer Idole. Ein recht skurriles Bild, wenn die gesamte Mannschaft nach dem Spiel in „ihre Kurve“ geht und klar in der Überzahl ist.

Die Europapokalsaison für die Gastgeber findet allerdings ohne Publikumsliebling Neeskens Kebano statt. Der Kongolese mit der eigenwilligen Rückennummer 92 entschied sich für das liebe Geld und wechselte schon einen Tag später zum englischen Zweitligisten Fulham FC.

Für uns gab es im Stadionpub noch ein belgisches Kriek, ein leckeres und süffiges Kirschbier. Das sogar auf Kosten des Vereines, da wir vor und während des Spiels mit alkoholfreiem Bier der Marke „Cristal“ auskommen mussten. Eine nette Geste!!!

Ein sehr kurzweiliger Ausflug ins belgische Grenzland mit freundlichen und interessierten Menschen neigte sich dem Ende.

Wieder einmal Danke fürs Lesen, Stay Tuned. Ab Ende September geht es mit sehr interessanten Spielen und Grounds in Europa und Übersee weiter. Lasst Euch überraschen!