Am kommenden Sonntag steht der letzte Spieltag der historisch wertvollen Zweitliga-Saison 2019/2020 auf dem Programm, eine Spielzeit die aufgrund der andauernden Corona-Krise stark verspätet ins Ziel kommt und mit erheblichen Einschränkungen für Fans und Spieler behaftet war!

Das letzte Heimspiel der Saison nutzen viele Vereine traditionell zur standesgemäßen Verabschiedung ihrer Spieler mit auslaufenden Verträgen! So auch mein VfL Bochum 1848, der am vergangenen 33. Spieltag der Spielzeit 2019/2020 gleich 10 Spielern „Good-Bye“ sagte! 

Knapp 20 Minuten vor Anpfiff des Spiels gegen die SpVgg Greuther Fürth wurden Nachwuchsspieler wie Jan Wellers, verdiente Profis wie Stefano Celozzi oder ausgeliehene Stützen wie Vasileios Lampropoulos durch den Vorstand um Hans-Peter Villis (vorerst) verabschiedet!

Der emotionale Abschluss dieser Ehrung war in diesem Jahr für einen Spieler reserviert, welcher seine gesamte Profilaufbahn „anne Castroper“ verbrachte!

Patrick Fabian, mittlerweile 32 Jahre jung, wechselte im zarten Alter von 12 Jahren vom Iserlohner Club Sportfreunde Oestrich in die Bochumer Jugend und blieb bis zum Ende seiner Spielerlaufbahn…eine Vereinstreue, die es in der heutigen Zeit vermutlich nur noch in Ausnahmefällen gibt!

Nach seinem ersten VfL-Profieinsatz in der Saison 2008/2009 (Einwechselung für Stanislav Sestak beim 2:1-Sieg gegen den FC Schalke 04) kamen in den folgenden 11 Profijahren insgesamt 156 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga sowie dem DFB-Pokal dazu!

Leider wurde Fabian in seiner Laufbahn als Profifußballer auch von einem schier unfassbar großen Verletzungspech heimgesucht! Der Innenverteidiger erlitt insgesamt vier Kreuzbandrisse, von welchen er sich zwar immer wieder erholte, die aber auch Spuren in Punkto Schnelligkeit und Spritzigkeit hinterließen! 

Trotz aller Widrigkeiten blieb Fabian ein eisenharter Zweikämpfer, der sich immer wieder zurück in die Mannschaft fightete und „sein Team“ speziell in den vergangenen 2-3 Jahren auf und abseits des Platzes als „Mentalitätsmonster“ ansteckte!

Bedauerlicherweise konnten die scheidenden Akteure am gestrigen Tag auch nur im beifall- und emotionslosen Notfallmodus geehrt werden. Schließlich befinden wir uns inmitten der Corona-Pandemie, in welcher Deutschlands schöne Stadien weiterhin auf ihre treuen Fans verzichten müssen!

Damit wären wir beim sportlichen Teil meines Blogs. Während der VfL in den ersten 25 Spielen dieser Saison nur wenig Charme versprühte und seine etwas älteren Fans in die nächste „Midlife“-Krise stürzte, sieht es nach dem Geisterspiel-Neustart völlig anders aus!

Getreu dem Motto „mit der Offensive gewinnt man Spiele, mit der Defensive gewinnt man Meisterschaften“ wirkt das VfL-Team so abgeklärt wie schon lange nicht mehr. Da man in Sachen Torgefährlichkeit weiterhin höchst variabel agiert und in allen Mannschaftsteilen torhungrige Spieler besitzt, konnte das Team von Trainer Thomas Reis den kompletten „Turnaround“ schaffen!

Mit dem 2:2 (1:1)-Unentschieden gegen die SpVgg Greuther Fürth ist man nun seit 11 Spielen ungeschlagen! Obwohl es nicht zum vierten Heimsieg in Folge reichte, blickte man nach dem Spiel in viele zufriedene Gesichter! 

Der Punktgewinn bedeutete nicht nur eine garantierte Platzierung vor den Fernsehgeld-Konkurrenten aus Kiel und St. Pauli, sondern auch den Gewinn der ersten inoffiziellen Restart-Corona-Geistermeisterschaft der 2. Fußball-Bundesliga…übrigens der erste Titel nach dem famosen Gewinn des SunExpress-Cups 2016 im türkischen Trainingslager von Belek!

Ich wünsche Patrick Fabian, der im letzten Heimspiel noch einmal 11 Minuten Spielzeit erhielt, alles Gute für seine berufliche Zukunft und möchte diesen Blog mit einem Ausblick beenden!

In der gegenwärtigen Situation ist der Fußball als nüchterne Sportart mit Sicherheit etwas bodenständiger geworden! Vermutlich gerade wegen der fehlenden Zuschauer und ausbleibenden äußeren Einwirkungen haben wir in den vergangenen Wochen „handwerklich“ gute Spiele gesehen! Die Spieler wirken zwar weiterhin sehr fokussiert, gleichzeitig aber auch viel lockerer, spielfreudiger und vor allem risikobereiter! Schließlich kann überhöhter Druck von Außen auch die Beine lähmen!

Trotz dieser Erkenntnis muss eine Rückkehr zur Normalität erfolgen, sobald dies aus gesundheitspolitischen Gründen vernünftig und vertretbar erscheint! Schließlich ist unser Fußball nicht nur ein Sport, sondern auch Arbeitgeber und Lebenselixier für Millionen Menschen! Deshalb könnte ich nach der Corona-Krise gut damit leben, dass der Fußball dann wieder ein wenig „taktischer“ wird! 

Auch wenn ich weiterhin der Meinung bin, dass dieser deutsche Neustart die richtige Wahl der Verantwortlichen war und das dazugehörige (Hygiene-)Konzept gut umgesetzt wurde, braucht der Fußball seine Fans, im Stadion und nicht im Wohnzimmer!

STAY TUNED!