Die in Spanien ausgetragene Fußball-Weltmeisterschaft 1982 sorgte speziell aus deutscher Sicht für viele erinnerungswürdige Momente. Im Gegensatz zu den vielen sportlichen Sternstunden des DFB-Teams sind die aber ausnahmesweise mal nicht sonderlich positiv.

Während die durchaus sensationelle 1:2 (0:0)-Auftaktniederlage gegen den damaligen Fußballzwerg Algerien noch in die Rubrik „Shit Happens“ fallen könnte, tat die Mannschaft von Bundestrainer Jupp Derwall im weiteren Turnierverlauf wirklich alles dafür, um vom „Rest der Welt“ überhaupt nicht gemocht zu werden.

Am entscheidenden letzten Gruppenspieltag traf die DFB-Elf auf Österreich. Da diese Runde damals noch nicht zeitgleich ausgetragen wurde, war allen Beteiligten schon vor dem Anpfiff bekannt, dass ein ganz knapper deutscher Sieg das Weiterkommen für beide Teams bedeuten würde. Deshalb war es überhaupt nicht verwunderlich, dass die Mannschaften auf dem Feld nach der frühen deutschen Führung durch Horst Hrubesch (11.) in den verbleibenden 80 Spielminuten jeglichen Spielfluss einstellten und letztlich über das Torverhältnis weiterkamen. Dieser Nichtangriffspakt ging völlig zurecht als „Schande von Gijon“ in die Fußballgeschichte ein und signalisierte FIFA und UEFA, dass schnellstens an einem fairen Turniermodus gearbeitet werden muss.

Im Halbfinale kam es im andalusischen Sevilla zum Duell zwischen Deutschland und Frankreich. In einem mitreißenden Spiel stand es nach Ende der Verlängerung 3:3-Unentschieden. Dementsprechend kam es zum ersten Elfmeterschießen in der Geschichte einer Fußball-Weltmeisterschaft, welches Deutschland am Ende mit 5:4 gewann und ins Endspiel gegen Italien (1:3) einzog. Einer der Hauptprotagonisten des „Shoot-Outs“ war der deutsche Torhüter Harald „Toni“ Schumacher, der zwei Elfmeter von Maxime Bossis und Didier Six hielt. Dabei hätte der Kölner Keeper zu diesem Zeitpunkt genau genommen nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen.

In der 56. Spielminute kam der kurz zuvor eingewechselte Patrick Battiston nach einem Platini-Steilpass kurz vor dem deutschen Strafraum an den Ball und legte diesen am herausstürmenden Keeper vorbei. Obwohl das Spielgerät längst in Richtung Torauslinie trudelte, sprang Schumacher vorsätzlich in den Gegenspieler und verletzte ihn mit seiner Wucht schwer. Battiston verlor bei der Schumacher-Aktion, welche vom niederländischen Schiedsrichter Corver nicht einmal als Foul gewertet wurde, drei Zähne und zog sich neben der unvermeidbaren Gehirnerschütterung einen angebrochenen Halswirbel zu. Schumacher selbst konnte sich erst viel später zu einer ehrlichen Entschuldigung durchringen und verhöhnte Battiston kurz nach dem Spiel noch mit dem Angebot, die erforderlichen „Jacketkronen“ bezahlen zu wollen.

Wer knapp 42 Jahre später noch einmal spanische WM-Luft schnuppern will, muss sich schon ein wenig strecken, da viele der insgesamt 14 WM-Stadien mittlerweile aufwendig modernisiert wurden oder gar nicht mehr existieren. Eine der wenigen Ausnahmen findet der Fußballreisende an der „Costa Blanca“, genauer gesagt in der 230.000-Einwohner-Gemeinde Elche. Die Stadt ist in erster Linie für ihren 1,5 Quadratkilometer großen Palmengarten „El Palmeral“ bekannt, welcher im Jahr 2000 als UNESCO-Weltkulturerbe klassifiziert wurde und ganzjährig viele Touristen anzieht.

Etwas außerhalb des Stadtzentrums befindet sich das „Estadio Manuel Martinez Valero“, das sechs Jahre vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft fertiggestellt wurde und als Gastgeber für drei WM-Vorrundenspiele fungierte. Auch wenn sich die in Elche gastierenden Mannschaften allesamt früh aus dem Turnier verabschiedeten, wurde in einem Spiel WM-Geschichte für die Ewigkeit geschrieben. In dem Duell zwischen der ungarischen Nationalmannschaft und den Mittelamerikanern aus El Salvador stand am Ende der höchste und bislang einzige zweistellige Sieg der WM-Historie (10:1).

Das „Martinez Valero“, in welchem während der WM 1982 insgesamt 53.000 Zuschauer Platz fanden, wurde in der Gegenwart auf ein Fassungsvermögen von 31.000 Plätzen reduziert und vermittelt insbesondere mit seiner grauen und leicht verfallenen Außenfassade den Eindruck, als wären die niedergeschlagenen El Salvadorianer die letzten Menschen gewesen, die diesen ungewöhnlichen „Lost Place“ von innen gesehen haben. Dieser Eindruck verändert sich allerdings schlagartig, wenn man den Innenraum des Stadions betritt. Was vorher grau in grau war, wirkte mit den großen Anzeigetafeln, dem modernen LED-Flutlicht und den neuwertigen grünen Sitzplätzen plötzlich genau so frisch wie WM-Maskottchen „Naranjito“, einer freundlich lächelnden Orange mit spanischem Nationaltrikot.

Dieser krasse Gegensatz aus alt und neu war so nicht unbedingt zu erwarten, wenn man diesen monströsen und irgendwie auch heruntergekommenen Betonklotz zuvor von außen gesehen hat. Trotz des modernisierten Innenlebens konnte sich das „Estadio Martinez Valero“ seinen (WM)-Charme der 1980er-Jahre erhalten und ist für mich tatsächlich eines der schönsten Stadien Europas. Wer mich kennt, der weiß, dass ich dieses Prädikat nicht allzu oft vergebe.

Der heimische Fußballstolz Elche CF wurde im Jahr 1923 gegründet und gilt in der jüngeren Vergangenheit als klassischer Zweitligist mit gelegentlichen Ausschlägen nach oben! Seine vermeintlich beste Zeit hatte der Club in den 1960er- und 1970er Jahren, als man insgesamt 16 Erstliga-Jahre verbuchen konnte. Nach dem zwischenzeitlichen Absturz in die dritte Liga konnte man sich in diesem Jahrtausend stabilisieren und pendelt zwischen der ersten und zweiten Liga!

Nach dem erneuten Erstliga-Abstieg in der vergangenen Saison spielt die Mannschaft des argentinischen Trainers Sebastian Becaccece momentan im spanischen Unterhaus mit dem Sponsorennamen „La Liga Hypermotion“. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten konnte man sich im letzten Drittel der laufenden Saison doch noch in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen bringen.

Am 34. Spieltag trafen die „Franjiverdes“…also die „Grüngestreiften“…auf Aufstiegs-Mitkonkurrent Real Oviedo. Bevor es im „Martinez Valero“ vor knapp 20.000 Zuschauern losgehen sollte, zeigte sich die untergehende Sonne von ihrer besten Seite und gönnte allen Freunden der Stadionromantik das perfekte Fotomotiv. Apropos Zuschauer…der Elche CF ist tatsächlich ein wahrlich internationaler Club. Aufgrund seiner Lage in einer der beliebtesten Urlaubsregionen Europas finden sich zu jedem Spiel sehr viele ausländische Besucher ein, die entweder Urlaub an der „Costa Blanca“ machen oder dauerhaft dort leben. Deshalb ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass man im Stadion neben der spanischen Amtssprache auch sehr häufig Englisch, Deutsch oder Schwedisch vernehmen kann.

In den 90 Minuten war der Gast aus der fast 900 Kilometer entfernten Hauptstadt der Provinz Asturien zwar nicht die bessere Mannschaft, mit Sicherheit aber weitaus effektiver und abgeklärter als die überhasteten Gastgeber. Während Elche viele gute Möglichkeiten einfach liegen ließ, stachen die Gäste immer genau dann zu, wenn es erforderlich war. So siegte der Gast aus der Partnerstadt der Ruhrgebietsmetropole Bochum durch Tore von Colombatto (14.) und Paulino (90+3) verdient mit 2:0 (1:0) und mischt jetzt auch voll im Aufstiegsrennen mit.

Wie immer gibts in meinen Social-Media-Accounts bei Instagram und Facebook viele weitere Bilder und bewegte Story-Bilder aus Elche und der Costa Blanca! Klickt Euch doch einfach mal rein!

STAY TUNED…BLEIBT AUF EMPFANG!