Der Mittelmeerstaat Griechenland mit seiner Hauptstadt Athen stand bis zum letzten Jahr komischerweise nie auf meinem Reiseplan. Deshalb hat es tatsächlich 42 Jahre gedauert, bis ich das Land der Götter zum ersten Mal betreten durfte. Obwohl der damalige Besuch aufgrund eines Pilotenstreiks am seidenen Faden hing und einen recht beschwerlichen Umweg über die dänische Metropole Kopenhagen erforderlich machte, sollte es am „Ende des Tages“ eine absolut eindrucksvolle und intensive Reise werden!

Getreu dem Motto „Was gut war, kann man nochmal machen“ ging es auf den Tag genau ein Jahr später wieder in die antike Stadt von Zeus und Co.! Denn auch in Athen kommt der „neutrale“ Fußballfan ganz auf seine Kosten. In der griechischen Super League kommen sechs der insgesamt sechzehn Mannschaften aus Athen. Ähnlich wie in meiner „Fußballhauptstadt“ London sind die Profile der Athener Mannschaften mehr als unterschiedlich. Neben den „großen“ Mannschaften mit einer enormen Fanbase wie Olympiacos FC, Panathinaikos FC oder AEK FC gibt es einige kleine Vereine, die manchmal nur vor mehreren hundert Zuschauern in der 1. Liga Fußball spielen und in Deutschland eher unbekannt sind. Hand aufs Herz, wer kennt Mannschaften wie Apollon Smyrnis, Panionios FC oder Atromitos FC?!

Während der griechische Serienmeister Olympiacos FC beim ersten Besuch am 5. Spieltag der UEFA Europa League 2016/2017 auf den eidgenössischen Vertreter YB Bern traf, stand diesmal ein griechisch-kroatischer Vergleich auf dem Programm! Hier traf der gelb-schwarze Athlitiki Enosi Konstantinoupoleos (AEK) -auf Deutsch „Sportvereinigung Konstantinopel“- am 5. Spieltag der UEFA Europa League 2017/2018 auf den kroatischen Meister NK Rijeka. In Bezug auf Reisezeitpunkt und Spieltag fühlte sich das an wie eine Episode im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray.

Deshalb war es für mich nach Ankunft am Flughafen Eleftherios Venizelos erforderlich, eine sofortige Änderung meiner bisherigen Verhaltensmuster durchzuführen! Schließlich sollte ein erneuter Aufenthalt in einer bereits besuchten Stadt wieder „einzigartig“ sein.

Das war rückblickend gar nicht mal so einfach, da ich als recht gründlicher Tourist gelte, der die Haupt-Sehenswürdigkeiten in jedem Fall schafft! Offensichtlich muss ich beim letzten Besuch aber irgendwie geistig umnachtet gewesen sein. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich die „Geburtsstätte“ der olympischen Spiele der Neuzeit vor einem Jahr übersehen konnte. Eine plausible Erklärung wäre zumindest der übermäßige Konsum von Ouzo und griechischem Wein, der nach Meinung des berühmten deutschsprachigen Sängers Udo Jürgens nicht nur „das Blut der Erde“ darstellt, sondern hin und wieder auch das Gehirn verklebt.

Wie auch immer, diesmal stand das „Panathinaiko-Stadion“ auf Platz 1 der „To-do-Liste“. Das im Volksmund auch „Kallimarmaro“ genannte „erste“ Olympiastadion befindet sich am Rande der Athener Innenstadt, nur einen guten Kilometer von der weltbekannten Akropolis entfernt.

Das Stadion wurde eigens für die ersten olympischen Sommerspiele der Neuzeit im Jahr 1896 erbaut und ist mehr oder weniger eine genaue Rekonstruktion des in der Antike an gleicher Stelle errichteten ursprünglichen Stadions (330 vor Chr.)! Es wird heute nur noch für besondere Veranstaltungen genutzt, wie der vielumjubelten Ankunft und Pokal-Präsentation der griechischen Fußballhelden nach dem Gewinn der Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2004. Zu dieser Zeit besaß Fußball-Griechenland mit Otto „Rehakles“ den letzten echten König!

Die Arena besitzt, entgegen der heute üblichen Bauweise, die Form eines Hufeisens und ist komplett aus Marmor erbaut worden. Sie soll tatsächlich 50.000 Menschen Platz bieten, durchaus vorstellbar, wenn man die mittlerweile geltenden strengen Sicherheitsbestimmungen einmal weglässt! Für mich ein absolut magischer und authentischer Ort, da man der Geschichte rund um Olympia sehr nahe kommt und sie wirklich fühlen kann. Zudem der vermeintlich perfekte Ort für Jogger und Laufbegeisterte, da man die Laufbahn des Stadions auch für sportliche Zwecke nutzen kann. Dazu ist der Eintrittspreis in Höhe von 5 Euro wahrscheinlich auch eine gute Investition in die eigene Gesundheit, da Jogger/innen aufgrund des wahnsinnigen und rücksichtslosen Fahrzeugverkehres beim „Straßenlauf“ eher auf dem Operationstisch eines Krankenhauses landen.

Im Stadioninneren befindet sich übrigens auch eine kleine Ausstellung, in welcher die Plakate und Fackeln sämtlicher olympischen Spiele der Neuzeit zu bewundern sind. Eine Art Weltreise in 10 Minuten mit schönen Fotomotiven!

Da die „Reisegruppe“ im Vergleich zum letzten Jahr um eine Person anstieg, mussten die übrigen bekannten Sehenswürdigkeiten wie die Akropolis ein weiteres Mal besucht werden. Vielleicht fange ich den vorherigen Satz einfach nochmal an und ersetze das Wort „mussten“ mit dem viel freundlicheren Wort „durften“. Denn nur diese Form der Umschreibung wird der Akropolis, dem Areopagus Hill, dem Berg Lykabettus, dem griechischen Parlamentsgebäude und der Athener Innenstadt mit all ihren bekannten Plätzen gerecht. Es ist vermutlich auch beim 1848mal interessant, spannend und atemberaubend, den Ausblick über die Stadt zu geniessen und sich dem bekannten griechischen Lifestyle in der Altstadt „Plaka“ zu ergeben.

Trotz der vielen kulturellen Highlights aus dem antiken Griechenland ist der Donnerstag aus meiner Sicht vor allem für eine Sache bekannt: Die UEFA Europa League​! Am 5. Spieltag der Gruppenphase 2017/2018 stand ein weiteres geschichtsträchtiges Stadion auf dem Programm.

Das „neue“ Olympiastadion von Athen, Heimat der olympischen Sommerspiele 2004, weist ein Fassungsvermögen von knapp 70.000 Zuschauern auf und ist Bestandteil des Olympic Athletic Centers of Athens „Spiros Louis“ (OAKA) mit vier weiteren Sportanlagen (Olympiahalle, Tenniszentrum, Velodrome und Wassersportzentrum) in der direkten Umgebung! Die ganze Anlage vermittelt gerade am Abend einen sehr weitläufigen und wuchtigen Eindruck. Speziell das Olympiastadion wirkt von außen mit ein wenig Abstand wie ein zum Leben aufgewecktes Monstrum! Leider gibt es aber auch negative Aspekte. Wenn man einmal „unter den Tisch“ schaut, wird man feststellen, dass viele Gebäude des Komplexes sowie das Stadion mittlerweile ein wenig heruntergekommen sind. Defekte Sitze, eine teilweise defekte Anzeigetafel und viele kleine Schönheitsfehler in den Katakomben zeigen, dass seit der kompletten Renovierung von 2002 bis 2004 so gut wie nichts mehr passiert ist. Trotzdem bleibt die gesamte Anlage mit ihrem „olympischen Geist“ sehenswert und sollte bei einem Athen-Besuch Bestandteil des Programms sein.

In der Partie der Gruppe D zwischen dem griechischen Vertreter AEK FC (griechische Schreibweise ΠΑΕ) und dem kroatischen Meister NK Rijeka​ ging es für Mannschaft von der oberen Adria als Schlusslicht bereits um die letzte Chance aufs Weiterkommen in die KO-Runde!

Nach Anpfiff des finnischen Schiedsrichters Gestranius rieben sich die einheimischen Zuschauer zunächst verwundert die Augen. Bis zur 45. Spielminute zeigten nur die Gäste aus Kroatien, dass sie Bock auf Fußball und ein Weiterkommen in die Endrunde des Wettbewerbs hatten. Aufgrund des Doppelpacks ihres österreichischen Stürmers Alexander Gorgon (8. und 26.) führte man früh mit 2:0 und hätte nach zwei Aluminiumtreffern bereits zur Pause in Richtung Kantersieg schielen können!

Dass es zur Halbzeit nur mit einer 2:1-Führung in die Kabine ging, war der Tatsache geschuldet, dass der Argentinier Araujo die einzige AEK-Chance der ersten Halbzeit nutzte (45+1).

Was ein Treffer einer bis dahin pomadig spielenden Heimmannschaft zum Halbzeitpfiff bedeutet, weiß so ziemlich jeder Fußballfan.

Die Gastgeber kamen wie ausgewechselt aus der Kabine und wollten das Spiel nun drehen. Eine Hauptrolle spielte dabei der bereits in der ersten Halbzeit eingewechselte AEK-Stürmer Livaja. Der „10er“ war gegen seine kroatischen Landsleute hoch motiviert und kurbelte das Spiel der Griechen an.

Die kamen durch einen Kopfball des griechischen Nationalspielers mit dem schönen Namen Christodoulopoulos (55.) sogar recht früh zum Ausgleich. Nach weiteren AEK-Chancen konnte HNK das Spiel bis zur 89. Minute beruhigen. Denn da hatte Araujo die ultimative AEK-Chance, als er aus 6 Metern freistehend und mit viel Zeit nur die Oberkante der Latte traf.

Mit dem Unentschieden konnte sich der kroatische Meister fortan auf die einheimische Liga konzentrieren, das Abenteuer im Europapokal war zumindest für diese Saison vorbei. Die Truppe von AEK steht mittlerweile in der Zwischenrunde des Wettbewerbs und trifft im Februar auf Dynamo Kiew aus der Ukraine.

Ein schöner Fußballabend mit guter Stimmung ging zu Ende. Schade, dass bis auf wenige Offizielle und Edelfans auf der Haupttribüne keine Gästefans im Stadion waren! Auch der Heimsupport war sicher ausbaufähig, bei nur 17.000 Zuschauern hätte man den leeren Oberrang nicht benötigt.

Nach dem Spiel war bei einem leckeren Rakomelo (heißer Raki mit Honig) genug Zeit, sich über den weiteren Verlauf der Reise ein paar Gedanken zu machen. Warum nicht noch mehr Fußball schauen, verbunden mit einem Besuch der einheimischen Liga? Zwei Partien, die am 12. Spieltag der Saison 2017/2018 mehr oder minder zeitgleich angepfiffen wurden, standen zur Auswahl: Harter Abstiegskampf bei Apollon Smyrnis gegen Lamia oder Spitzenspiel bei Atromitos FC gegen Panathinaikos FC? Obwohl beide Duelle einen gewissen Reiz ausübten, wurde es letztlich das Spiel um die vorderen Plätze der griechischen Super League. Außerdem eine hervorragende Gelegenheit, mit den „Kleeblättern“ des Panathinaikos FC den nächsten „Großen“ des griechischen Fußballs in Augenschein zu nehmen. Schließlich sieht man nicht alle Tage einen 20fachen Landesmeister.

Die ersten Ligen Europas verfügen teilweise über interessante Wortkreationen bei der Namensgebung! Während die deutsche Bundesliga oder französische Ligue 1 in Sachen Namen eher zurückhaltend daher kommen, nennt sich die höchste Spielklasse Griechenlands einfach mal „Super League“.

Leider muss man zur Zeit festhalten, dass im traditionsreichen griechischen Clubfußball nicht mehr wirklich viel „super“ ist. Korruptionsverdächtigungen, zwielichtige Vereinsmäzen bzw. Vereinspräsidenten und eine ausufernde Fangewalt sind nur die Spitze des Eisbergs! Dazu kommen stark sinkende Zuschauerzahlen und eine sportliche Alleinherrschaft des Dauermeisters Olympiacos FC, für welchen der Meistertitel in den letzten vier Jahren faktisch reserviert war.

Nach meiner Ankunft im Athener Stadtteil Peristeri musste ich erstmal festhalten, dass so ziemlich gar nichts auf ein Fußballspiel und überhaupt gar nichts auf ein Derby hinwies. Nach einem kurzen Fußweg wurde es aber langsam besser. Die ersten fliegenden Händler, die ersten Menschen mit einem Fanschal und das eingeschaltete Flutlicht des Peristeri-Stadions suggerierten mir „Ja, hier ist heute Fußball“.

Der kleine Athener Stadtteilclub Atromitos FC wurde im Jahr 1923 gegründet und nimmt seit 2009 wieder am Spielbetrieb der Super League teil. In den vergangenen Jahren war man durchaus erfolgreich, hier gelangen am Ende der Saison insgesamt zwei 4.Plätze, die zur Teilnahme am Europapokal berechtigten. Das Wappen des Clubs ist recht schlicht gehalten, es besteht lediglich aus einem Stern. Ein erster Hinweis auf die politische Gesinnung der Anhänger des Vereines, die sich selbst als „Anarchisten“ bezeichnen und vornehmlich Auseinandersetzungen mit der griechischen Polizei suchen. Also nicht der „einfachste“ Fußballground“ Europas.

Stichwort Stadtderby! Was in anderen Ländern vermutlich zu langen Schlangen an der Ticketkasse führt, war in Bezug auf die Kartenverfügbarkeit an diesem Abend kein großes Problem. Aufgrund der bereits genannten Fangewalt war es dem Gastteam untersagt, mit eigenen Anhängern organisiert anzureisen. Dementsprechend befanden sich ausschließlich Atromitos-Fans im Peristeri Stadium​, welches ein überschaubares Fassungsvermögen von knapp 10.000 Zuschauern aufweist. Nach einer kurzen Registrierung bzw. Personifizierung der Eintrittskarten konnte es also einmal mehr losgehen.

Vor 1559 Zuschauern legten die Gastgeber los wie die Feuerwehr. Nach feinem Pass in die Spitze war der Nigerianer Dauda auf und davon und erzielte eiskalt die frühe Führung (3.). Die gab den Gastgebern Sicherheit und Spielfreude, weitere gute Chancen zur Erhöhung des Torekontos folgten.

In der 30. Minute entschied FIFA-Schiedsrichter Stavros Mantalos nach einem Foulspiel zu Recht auf Foulelfmeter. Diese Chance ließ sich Panathinaikos-Kapitän Molins nicht entgehen und erzielte den bis dahin schmeichelhaften Ausgleich. Hierbei konnte man nun doch knapp 50 Anhänger des Europapokalfinalisten von 1971 erkennen, die sich irgendwie eingeschlichen haben mussten.

In der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein sehr ruppiges und intensives Match mit Rudelbildung, insgesamt zwölf gelben und einer gelb-roten Karte für Atromitos-Akteur Kivrakidis. Kein schönes Spiel mehr, aber ein spannendes und interessantes Match! Am Ende war die „internationale“ Mannschaft von Panathinaikos mit Spielern aus 10 Nationen ein wenig näher am Sieg! Da man die Überzahl aber nicht nutzen konnte, blieb es beim gerechten Unentschieden. Das bescherte dem Underdog aus Peristeri mit dem österreichischen Coach Canadi den zweiten Tabellenplatz mit Kurs Champions-League!

Aber auch für Stadionromantiker gab es im „Peristeri“ einiges zu sehen! Direkt hinter der Gegentribüne befand sich eine nette Wohnsiedlung mit mehreren mehrstöckigen Gebäuden. Wenn man Fußball-Fan ist, dort eine Wohnung mit Balkon besitzt, dann benötigt man am Spieltag nur noch ein paar gute Freunde und einen Kasten Bier! Einen besseren Blick gibt es vermutlich nicht!

Das war Athen im Jahr 2017! Abschließen möchte ich meinen heutigen Blog mit einem kleinen „Reise-Insider“. Falls Du/Ihr in einer 2- oder 3köpfigen Gruppe nach Athen reist, würde ich das Taxi der U-Bahn immer vorziehen. Der erste Grund ist recht einfach, es ist preislich nahezu genau so teuer wie die U-Bahn. Nehmen wir eine Fahrt von/zum weit außerhalb befindlichen Flughafen. Hier kostet die 40minütige U-Bahn-Fahrt 10 Euro pro Person. Ein Taxi ist zwar Verhandlungssache, eine Fahrt ist ab 30 Euro für drei Personen dann genau so teuer! Der zweite Grund ist aber noch viel besser! Gerade im Stadtzentrum ist Taxifahren aufgrund des Verkehrs ein absolutes Abenteuer! Zudem trifft man zumeist auf echte Fahrer-Originale, die zwei Themen besonders beherrschen: „Merkel scheisse- Deutschland gut“ und König Fußball!

Danke fürs Lesen…STAY TUNED!!!