Am späten Abend des 03. Juni 2017 erreichte der portugiesische Superstar Cristiano Ronaldo wieder einmal sein gewünschtes Saisonziel. Mit seinem Verein Real Madrid konnte er erstmals den wichtigsten Titel im europäischen Fußball verteidigen. Durch einen verdienten 4:1-Sieg gegen den italienischen Meister Juventus FC im Champions-League-Finale von Cardiff blieb der Pokal in Besitz des weißen Balletts und wurde standesgemäß mit Glanz und noch viel mehr Gloria ein weiteres Mal präsentiert.

Zum Ende des Monats Juni, nur knapp vier Wochen nach diesem letzten großen Akt im Europapokal der Saison 2016/2017, startete bereits die neue Saison im europäischen Clubfußball. Zu einem Zeitpunkt, als sich die meisten Spieler der europäischen Top-Nationen noch im Urlaubsflirt auf Ibiza befanden.

In der UEFA Champions- und Europa-League stand die erste Runde der Qualifikation zur Gruppenphase der Wettbewerbe an. Hier nehmen die Mannschaften aus Ländern mit dem geringsten UEFA-Koeffizienten teil, also die mehr oder weniger erfolglosesten „Fußball“-Länder Europas.

Obwohl das Interesse an dieser „Vor“-Qualifikation für die Gruppenphase bei vielen Fans aufgrund der unbekannten Vereine wie B36 Torshavn (Färöer Inseln), Ballymena United (Wales), Lincoln Red Imps (Gibraltar) oder auch SP Tre Penne (San Marino) gen null tendiert, sollte man durchaus einen zweiten Blick auf die Spielpaarungen bzw. Spielorte riskieren. Denn auch in dieser Frühphase der Qualifikation erscheinen Vereinsnamen, die an gute alte Zeiten erinnern und Lust auf mehr machen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um den amtierenden ungarischen Rekordmeister Ferencvaros TC, den ehemaligen Europokalsieger Roter Stern Belgrad oder die immer recht unbequem zu spielenden Finnen des HJK Helsinki.

Ich hatte jedenfalls richtig Lust auf den Wettbewerb, gerade wegen der zumeist unbekannten Vereine, der damit verbundenen „neuen“ Reiseziele und des zu erwartenden bodenständigen Fußballs ohne großen Glamourfaktor. Denn in der Qualifikation hat man als Fußballfan die Chance, die kleineren europäischen Fußballnationen wie Litauen, Island oder Andorra zu bereisen, bevor sie in der Gruppenphase zumeist wieder von der UEFA-Landkarte verschwinden und die großen Fußballnationen die Gruppenphase übernehmen.

Zudem verfolge ich in dieser Saison ein recht ambitioniertes Ziel. Mit Beginn der Qualifikation zur UEFA-Europa-League möchte ich von der 1. Runde über die Gruppenphase bis zum Finalspiel in Lyon an jedem Spieltag mindestens ein Spiel live sehen. Meine persönliche „Road to Lyon“, ein steiniger Weg, der aus mindestens 15 Spielen besteht und mit Sicherheit nicht einfach wird.

Diesbezüglich startete meine persönliche „Straße nach Lyon“ zu Beginn des Monats Juli am Flughafen Dortmund. Aus der Bierstadt ging es mit der ungarischen Airline „WizzAir“ in die litauische Hauptstadt Vilnius. Hier stand die Begegnung der 1. Qualifikationsrunde zwischen dem litauischen Verein FK Trakai und den sicher etwas bekannteren Schotten vom St. Johnstone FC auf dem Programm.

Nach meiner Ankunft am doch recht übersichtlichen Flughafen der 550.000-Einwohner-Stadt ging es mit einem Regionalzug erstmal in Richtung Hauptbahnhof. Hierbei fielen zwei Dinge auf. Der Zug war nagelneu und mit einem Fahrpreis von 70 Cent mehr als günstig.

Der Hauptbahnhof der litauischen Metropole war offensichtlich ein Überbleibsel aus der Zeit des eisernen Vorhangs. Ein monumentales Gebäude, irgendwie viel zu groß für den tatsächlichen Zugverkehr und so was von gepflegt, dass man sein Brötchen entgegen der 3-Sekunden-Regel mit guten Gewissen vom Fußboden aufheben und weiter essen konnte. Dieser erste gute Eindruck verstärkte sich bei Verlassen der Station aber leider nicht. Rund um den Hauptbahnhof machte das Stadtviertel einen sehr trüben und heruntergekommenen Eindruck. Im Zusammenspiel mit den dort verkehrenden Elektrobussen aus den 1960er-Jahren schwirrte bei mir der Gedanke „Willkommen im Ostblock“ unweigerlich herum.

Nach Erreichen meiner netten und günstigen Unterkunft, dem „Guesthouse Silvija“, verbesserte sich die Lage aber schlagartig. Die äußerst gepflegte Alt- und Innenstadt von Vilnius ist einfach nur großartig und einen Besuch wert. Viele aufwendig restaurierte Kirchen, imposante Bauwerke und mit dem Gediminas-Turm ein Wahrzeichen, dass einen fantastischen Blick über die Stadt garantiert. Dazu kommen unzählige Restaurants mit einheimischer Küche und viele gemütliche Cafés bzw. Pubs, die vor allem eines signalisieren: Vilnius ist eine offene Stadt, in welcher die eher junge Bevölkerung gerne und viel rausgeht.

Für Besucher, die wie ich nur knapp 24 Stunden zur Besichtigung der Stadt haben, würde ich folgende Sehenswürdigkeiten empfehlen:

Über allem schwebt wie gesagt der Gediminas-Turm, von hier gibt’s eine tolle Aussicht über die Stadt und die direkt unter dem Turm befindlichen Sehenswürdigkeiten wie dem litauischen Nationalmuseum oder der Kathedrale St. Stanislaus. Der Aufstieg ist mit einem intakten Biorhythmus soweit kein Problem, aufgrund des unebenen Pflasters würde ich aber zu festen Schuhen raten. Wem diese Aussicht noch nicht reicht, der findet östlich des Turmes noch die „Drei Kreuze“. Ein insgesamt schweisstreibender Aufstieg, der aber nochmals mit einer tollen Aussicht, diesmal auf den Gediminas-Turm, belohnt wird. Von hier sollte man direkt weiter zu der außerhalb der Altstadt befindlichen St. Peter-und Paul-Kirche, laut Wikipedia ein Meisterwerk des Barock.

In der Altstadt kommt man am Präsidentenpalast Litauens nicht vorbei, welcher nach einer Sicherheitskontrolle sogar besucht werden kann. Zudem sollte man sich das „Tor der Morgenröte“ sowie die gotische St. Annen-Kirche nicht entgehen lassen. Wer danach eine kleine Pause benötigt, der findet rund um das Rathaus mit Sicherheit etwas für das Bauchgefühl. Meine Empfehlung ist das Nationalgericht Litauens: „Cepelinai“ sind mit Hackfleisch gefüllte Klöße in Form eines Zeppelin. Sollte man mit einem einheimischen Bier mal probiert haben. Aber auch die Haupteinkaufsstraße Gedimino-Prospekt, angelegt als breiter Boulevard, ist für Freunde des Shoppings auf jeden Fall einen Besuch wert.

Nach meinem kurzen und knackigen Sightseeingprogramm ging es knapp zwei Stunden vor Anpfiff der Partie in Richtung Stadion. Das Nationalstadion Litauens mit dem Namen „LFF-Stadion“ befindet sich in der Nähe des Hauptbahnhofes, südlich der Altstadt. Es ist innerhalb eines knapp 15minütigen Spazierganges „durch das Tor der Morgenröte“ locker zu erreichen. Wer bei dem Begriff „Nationalstadion“ an etwas Kolossales denkt, dem beschreibe ich in wenigen Worten den Spielort und nehme direkt den Wind aus den Segeln. Das gänzlich unüberdachte Stadion mit seinen drei Tribünen und einem Kunstrasenplatz weist ein Fassungsvermögen von 5.422 Zuschauern auf. Damit ist es trotzdem das wichtigste Stadion des Landes und Schauplatz sämtlicher Spiele der litauischen Nationalmannschaft um den ehemaligen Bochumer Arvydas Novikovas.

Da nicht alle Vereine in Litauen über ein eigenes Stadion verfügen, dass den Sicherheitsbestimmungen des Verbandes entspricht, spielen im LFF-Stadion gleich mehrere Vereine. Neben dem bekanntesten litauischen Verein Zalgiris Vilnius nutzt der erst 2005 gegründete Futbolo Klubas Trakai aus dem gleichnamigen Ort das LFF-Stadion. Das Städtchen Trakai mit seinen 5200 Einwohnern ist knapp 30 km von der Hauptstadt entfernt, soll nach unbestätigten Angaben sehr schön sein und war im Mittelalter sogar mal für sieben Jahre die Hauptstadt Litauens.

In das Spiel gegen die schottische Premier-League-Mannschaft St. Johnstone FC konnten die Litauer relativ gelassen gehen. Grund war ein überraschender 2:1-Auswärtssieg im Hinspiel im McDiarmid-Park von St. Johnstone. Im Rückspiel wurde die Truppe von Trainer Oleg Vasilenko vor gut 2000 Zuschauern auch nicht wirklich gefordert. Die auf dem Papier stark favorisierten Schotten fanden auf dem recht stumpfen Kunstrasenplatz kein adäquates Mittel, um die Defensive der Litauer auch nur ansatzweise zu gefährden. Ein hoher Anteil Ballbesitz schießt eben keine Tore. Selbst eine knapp 30minütige Überzahl aufgrund der gelb-roten Karte für Trakai-Akteur Klimavicius (57.) inspirierte die ideenlosen Bravehearts nur am Rande. Als ich mich schon mit einem torlosen Ausgang des Matches auseinandersetzen musste, nutzte Trakai-Stürmer Maksim Maksimov eiskalt seine Konterchance und sorgte mit seinem goldenen Tor zumindest nochmal für Stimmung inklusive Abspielen der beliebten Scooter-Torhymne „Maria“. Irgendwie skurril…

Die knapp 400 Fans aus dem 2800 km-entfernten Perth nahmen es sportlich und genossen den Abend bei einigen Kaltgetränken in den Pubs der Altstadt.

Meine persönlichen Highlights waren das kurze Treffen mit dem UEFA-Schiedsrichter-Beobachter Peter Fröjdfeldt, einem ehemaligen schwedischen Champions-League-Schiedsrichter und Darsteller in der UEFA-Dokumentation „Referees at Work“ sowie meine 90minütige Zusammenkunft mit dem schottischen Trainer Tommy Wright. Aufgrund der recht eigenwilligen Bauweise der Haupttribüne saß ich direkt über der schottischen Ersatzbank und somit hinter der „Coachingzone“. Hier bleibt hängen, dass sich ein professioneller Coach gar nicht so groß von einem Kreisliga-Trainer wie Timo Moschner vom SV Bochum-Vöde II unterscheidet. Ich hätte jedenfalls nicht unbedingt erwartet, dass der Nordire so oft das böse Wort mit dem Anfangsbuchstaben „F“ und der Endung „ck“ in den Mund nimmt und so häufig im Clinch mit dem 4. Offiziellen aus Bulgarien lag. Der maßregelte den Coach mehrfach mit den Worten „Give me respect“.

Für die Mannschaft des St. Johnstone FC war das Abenteuer im Europapokal vorbei, bevor es so richtig beginnen konnte. Die Truppe des FK Trakai schaffte es nach einem erfolgreichen Elfmeterschiessen gegen den schwedischen Erstligisten IFK Norrköping zumindest in die 3. Qualifikationsrunde, wo man an KF Shkendija 79 aus Mazedonien scheiterte. Eine insgesamt ordentliche „Europapokalsaison“ des amtierenden Vizemeisters der litauischen A-Lyga! Abschließend noch ein Wort für alle Scouts und Bundesliga-Manager, der bereits benannte Stürmer Maksim Maksimov (21) schoss in den sechs Qualifikationsspielen des FK Trakai alle sieben Tore für seine Mannschaft. Direkt nach Ausscheiden des FK Trakai wechselte Maksimov zum mazedonischen Meister Vardar Skopje. Somit sehen wir den Stürmer in der Gruppenphase der UEFA Europa-League vielleicht wieder.

Nach einem kurzen Heimataufenthalt ging es „Knall auf Fall“ in die 2. Runde der Qualifikation zur UEFA Europa-League. Für das Rückspiel fiel meine Wahl auf den kleinen slowenischen Ort Nova Gorica. Die Mannschaft aus dem slowenisch-italienischen Grenzgebiet war ebenfalls amtierender Vizemeister der heimischen Slovenska Nogometna Liga und hatte die griechische Hauptstadtmannschaft Panionios Athen zu Gast.

Bevor ich jetzt auf diesen Kurzbesuch zu sprechen komme, möchte ich auch nochmal eine kleine Episode aus der Welt des Kartenkaufs zum Besten geben. Da wir in einer digitalisierten Welt leben und Englisch überall gesprochen wird, ist eine Kontaktaufnahme per Email überall möglich. Sollte man zumindest glauben, viele Vereine besitzen zwar ein „Kontaktformular“, haben aber offensichtlich niemand, der das bedienen und beantworten möchte. Deshalb heißt das neue Zauberwort „Facebook“. Aufgrund der gesteigerten Informationsbedürfnisse seiner Fans unterhält mittlerweile fast jeder Verein eine eigene FB-Seite. Da hier tagesaktuelle Infos Pflicht sind, wird der Account auch durchgehend betreut. Im Falle des Vereines ND Gorica fragte ich die dortigen Offiziellen nach der Auslastung des Stadions bzw. der Chance auf Karten. Das ist natürlich immer wichtig, wenn man den Schwarzmarkt ausschließt. Die Antwort ließ nur knapp 10 Minuten auf sich warten und lautete: „There is no Problem at all. The Stadium has capacity of 3.000 but it´s never sold out.“. Eine Aussage mit der ich arbeiten konnte!

Für das Spiel ging es zunächst einmal mit einem Eurowings-Flug in die weltbekannte italienische Lagunenstadt Venedig, schließlich sollte man bei seinen Reiseplanungen das grenzenlose Europa bedenken. Gerade in diesen Grenzbereichen sind Flüge in das jeweilig „andere“ Land oft günstiger, als in diesem Fall die slowenische Hauptstadt Ljubljana anzufliegen.

Nach Ankunft am Marco-Polo-Airport von Venedig waren es mit meinem Mietwagen, einem Hybrid-Toyota Yaris, noch knapp 130 km bis Nova Gorica! Eine recht angenehme Fahrt über die Autobahn E70 mit Mautkosten von ca. 11 Euro pro Strecke.

Die Grenzstadt Nova Gorica besitzt 36.700 Einwohner und ist vor allem für eine Sache bekannt: Das gute alte Glücksspiel. Überall in der Stadt gibt es große Hotels mit Casino, in welchen hauptsächlich ältere Damen und Herren aus Italien ihrer Spiellust nachkommen können. Auch mein Hotel „Park, Casino & Hotel“ erinnerte an einen Zockertempel in Las Vegas oder Macau, nicht nur in Sachen Spielerlebnis, auch in Bezug auf eine gute Qualität und Leistung für den recht günstigen Zimmerpreis.

Da die Stadt erst nach dem 2. Weltkrieg im Zuge der Pariser Friedenskonferenz neu gegründet und auf dem Reißbrett entworfen wurde, findet man im Stadtzentrum mit einer kleinen Ausnahme keine historischen Gebäude. Der Bahnhof der Gemeinde ist nicht nur ein sehr schönes altes Bauwerk, sondern für alle Freunde des grenzenlosen Europas ein absolutes Muss. Nach der Auflösung Jugoslawiens, der Neugründung Sloweniens und dem damit verbundenen Beitritt des Landes in die europäische Union fielen natürlich auch sämtliche Grenzstationen bzw. Grenzzäune. Für den Bahnhof Nova Gorica bedeutete dies, dass die Bahnanlage natürlich weiterhin in Slowenien liegt, nun aber über den italienischen Bahnhofsvorplatz der Partnergemeinde Gorizia frei zugänglich ist. Natürlich befinden sich auf dem Platz mit dem Namen „Piazzale della Transalpina“ diverse Hilfsmittel (Grenzstein, Grenzlinie und Denkmal), die ein schönes europäisches Fotomotiv abgeben.

Obwohl die ganz großen Sehenswürdigkeiten in Nova Gorica fehlten, heißt das nicht, dass gar keine da waren. Das absolute Highlight der Gegend befindet sich ein paar Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Hier thront die grösste gemauerte Eisenbahn-Bogenbrücke der Welt. Die Brücke mit dem Namen „Solkanski Most“ überspannt den Fluß Soca auf einer Länge von 222 Metern und einer Höhe von knapp 40 Metern. In Verbindung mit der wirklich traumhaften Landschaft ein ebenfalls nicht zu unterschätzendes Fotomotiv. Die „Solkanski Most“-Brücke kann man übrigens bestens von der dahinter liegenden Fahrzeugbrücke „Solkan“ bewundern. Wer allerdings das perfekte Fotomotiv sucht, der sollte sich mit einem Fahrzeug zum Kloster „Sveta Gora“ begeben. Auf dem „heiligen Berg“ kann man nicht nur den Ausblick auf die Brücken bzw. die Landschaft genießen, sondern mit dem wundervollen Panorama auch ein wenig Ruhe tanken. Der letzte Programmpunkt in Sachen Sightseeing befand sich mit dem Castle Gorizia auf italienischer Seite. Eine restaurierte Burg mit schönem Ausblick und dem typisch italienischen Postkarten-Stadtmittelpunkt. Da schmeckt der Cappuccino besonders gut!

Auf meinem Weg zum beschriebenen „Euro“-Bahnhof Nova Gorica passierte ich knapp drei Stunden vor Anpfiff das Stadion der Partie, den Nova Gorica Sportspark. Was in anderen Ländern bereits ein hohes Polizeiaufgebot und abgesperrte Straßen bedeutet, war hier deutlich entspannter. Trotz der letzten Spielvorbereitungen durch Platzwart und Offizielle des Vereins war es auf Nachfrage möglich, sich im Stadion ein wenig umzuschauen. Hierbei traf ich zufällig auf den Manager des Vereines, ohne zunächst zu wissen, dass er es überhaupt ist. Auf meine Frage nach dem Zugang zum Fanshop des Vereines gab er mir in Englisch zu verstehen, dass es gar keinen gibt. Da auf all meinen Fahrten ein „Erinnerungsstück“ an den besuchten Verein unerlässlich ist, bat ich ihn um „irgendetwas“ aus dem gar nicht vorhandenen Fanartikel-Angebot. Daraufhin ging es in die Geschäftsstelle des Vereines, wo mir nach kurzer Wartezeit ein Fanschal übergeben wurde. Auf dem Weg kamen wir ins Gespräch und stellten fest, dass der Manager des Vereins auch hervorragend Deutsch sprach. Es handelte sich nämlich um Matej Mavric, slowenischer WM-Teilnehmer 2010 und Rekordspieler der TuS Koblenz in der 2. Fußball-Bundesliga (101 Spiele und 13 Tore als Innenverteidiger).

Das Spiel konnte leider keine Spannung mehr entfachen. Nach dem 2:0-Hinspiel-Sieg schossen die überlegenen Griechen nach 25 Minuten eine komfortable 3:1-Führung heraus! Die knapp 100 mitgereisten Panionios-Panther nutzten das für eine Polonaise und Oberkörper-Frei-Show bei abendlichen Temperaturen von 28 Grad!

Am Ende gewannen die Griechen vor 1400 Zuschauern mit 3:2 und stellten auch noch den Spieler mit dem schönsten Namen. Welcher Verein möchte nicht einen Außenverteidiger besitzen, der die gefürchteten Manni Kaltz-Bananenflanken schlägt und den gemalten Namen Yaya Banana besitzt? Panionios hat ihn, leider ist der Mann mit der Rückennummer 29 ein beinharter Innenverteidiger! Alles geht nicht!

Die Mannschaft von ND Gorica begab sich direkt nach dem Spiel zu ihren knapp 70 Ultra-Fans, wo man trotz der Niederlage das Ende der Europapokal-Saison noch recht ausgiebig feierte. Ob dies in Athen nur knapp zwei Wochen später genauso war, ist mir leider unbekannt. Denn da war für die die Mannschaft von Panionios FC ebenfalls Feierabend. Zwei 0:1-Niederlagen gegen die Israelis von Maccabi Tel-Aviv reichten natürlich nicht zum Erreichen der Playoff-Runde.

Zum Abschluss meiner Kurzreise nach Slowenien ging es kurz vor Abflug nochmal ins Zentrum von Venedig. Was soll ich dazu sagen? Tolle Stadt, tolles Ambiente, aber viel zu viele Menschen und ein Kommerz, wie ich ihn noch nicht erlebt habe.

In der 3. Runde der Qualifikation zur UEFA Europa-League blieb ich nahezu „lokal“, ein Kurztrip mit dem Auto zu unseren Nachbarn nach Belgien. Getreu dem Motto „Brügge sehen und sterben“ ging es am ersten Tag der Reise mit meinen Begleitern Christian, Robin und Eric Bernhardt an die Nordseeküste zum Spiel des belgischen Meisters Club Brügge gegen die türkische Mannschaft von Istanbul Basaksehir FK in der Qualifikation zur UEFA Champions-League. Das sehr illustre Spielchen ging 3:3 aus und wurde mit einem kleinen exklusiven Spielbericht auf meiner Facebook-Seite gewürdigt. Sicher blieb hier auch noch ein wenig Zeit, die tolle Altstadt Brügges mit einer Vielzahl von alten und historischen Gebäuden zu erkunden. Obwohl ich schonmal zu UEFA-Cup-Zeiten des VfL Bochum 1848 in Brügge weilen durfte, war mir die Schönheit dieser Stadt nicht mehr ganz bewusst. Könnte am fortschreitenden Alter oder aber auch dem damaligen Alkoholisierungsgrad geschuldet sein.

Der erste Anlaufpunkt in Brügge war natürlich die bekannte Hausbrauerei „De Halve Maan“. Hier probierte ich das leckere Brugse Zot Dubbel“, ein dunkles malziges Bier mit einem erhöhten Alkoholgehalt von 7,5 %. Gut, dass ich den Alkoholgehalt bereits vor dem ersten Bier checkte, denn das ging nach der Anreise direkt ins Hirn.

Nach einer kurzen Nacht im Hostel stand am Europa-League-Donnerstag mein „Hauptspiel“ auf dem Programm. Im Hinspiel der 3. Qualifikationsrunde empfing der belgische Jupiler-League-Club KAA Gent den österreichischen Bundesligisten SC Rheindorf Altach. Zuvor hatten meine Mitreisenden und ich allerdings ein wenig Lust auf Meeresluft, Backfisch und eine Waffel, die jeden Body-Mass-Index sofort bedenklich erscheinen lässt. Die Fahrt ging nach Oostende an Zee, einem der wichtigsten belgischen Seebäder und Urlaubsorte. Ein schöner Nebeneffekt der Stippvisite war hier die kurze Besichtigung des Stadions, in welchem der Club KV Oostende in den letzten Jahren ebenfalls sehr erfolgreich war und in dieser Saison zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der Qualifikation zur UEFA Europa-League startete (Aus in der 3. Runde gegen Olympique Marseille).

Bei Ankunft in Gent, der mit 258.000-Einwohnern drittgrößten Stadt Belgiens, musste ich zunächst mal mit einem Vorurteil aufräumen. Bislang war ich nicht der „glühendste“ Fan unseres Nachbarlandes. Dies liegt möglicherweise an den damaligen Besuchen in Lüttich und Brüssel, die mir als ein wenig heruntergekommen in Erinnerung blieben. Meine aktuelle Reise nach Brügge, Oostende und Gent hat dieses Meinungsbild allerdings komplett geändert. Auch in Gent traf ich auf eine Stadt, die absolut sehenswert war und einen ganz besonderen Charme versprühte. Bei den Haupt-Sehenswürdigkeiten handelt es sich um die Altstadt mit ihren zahlreichen Kirchen und der Festung Grafenburg.

Nach einer Stadterkundung mittels Bootstour durch das Kanalsystem und einem leckeren Mittagessen wartete die Ghelamco-Arena von Gent auf meine Mitreisenden und mich. Das supermoderne Stadion wurde im Jahr 2013 fertig gestellt und besitzt ein Fassungsvermögen von 20.000 Zuschauern. Gerade am Abend wirkt die Arena sehr schön, da sie mit blauem Licht illuminiert wird. Der Verein KAA Gent kann mit Fug und Recht als ganzer Stolz der Stadt bezeichnet werden, obwohl der größte Erfolg der Vereinsgeschichte mit dem Meistertitel erstmalig vor zwei Jahren erreicht werden konnte. Der Club mit dem Spitznamen „(We are) Buffalo“ besitzt zudem ein meines Erachtens überragendes Club-Wappen, einen stilisierten Sioux-Indianer-Häuptling. Das Wappen verdankt der Club übrigens dem berühmten Buffalo Bill, der zur Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts mit einem Zirkus in Gent gastierte. Dieser Umstand trat eine derartige Welle der Begeisterung los, dass man seinem Club das Wappen mit dem Indianer verpasste.

Das Spiel gegen die Österreicher verlief aus Sicht der Belgier aber nicht nach Maß. Der belgische Vorjahres-Dritte und Achtelfinal-Teilnehmer der UEFA Europa-League 2016/2017  kam nur schwer ins Spiel.

Der Spielverlauf ist mit Sicherheit nicht mit den Marktwerten beider Teams zu erklären. Die stark favorisierten Belgier weisen mit knapp 70 Millionen Euro ein klares Übergewicht zu den Gästen aus Austria (10 Millionen Euro) auf.

Die Mannschaft aus der Nähe des Bodensees spielte vor 14.000 Zuschauern von Beginn an frech nach vorn und ging nach fünf Minuten durch den kamerunischen Stürmer Louis Ngwat-Mahop in Führung. Das war ein absoluter Schock für die Gastgeber, die in der Folge fahrig wirkten und nicht so recht wussten, was eigentlich passiert ist. Ab Mitte der ersten Halbzeit hatten sich die Indianer aber gesammelt und drückten fortan aufs Tempo. Entweder scheiterte man in der Folge am Aluminium (2mal) oder am guten Torhüter Martin Kobras!

So dauerte es bis zur 76. Minute, als der eingewechselte Kalifa Coulibaly für den Ausgleich sorgte. Kurz zuvor versiebte Altachs zweiter Kameruner Moumi Ngamaleu die Riesenchance zur Entscheidung! Mehr wurde es aus Sicht der Belgier nicht, weil der oft beschriebene Fußballgott mit Hilfe des Pfostens in der Nachspielzeit das dritte Mal für die Altacher rettete.

Entgegen meiner Einschätzung konnten die Buffalos den Bock im Rückspiel in Österreich nicht mehr umstoßen. Man unterlag dem SCR in Innsbruck mit 1:3 und schied sang- und klanglos aus. Die Österreicher aus dem Rheindorf schafften es aber auch nicht in die Gruppenphase, da sie im Playoff an Maccabi Tel Aviv scheiterten. Die hatten ja bereits die Jungs von Panionios Athen auf dem Gewissen!

Das waren die ersten drei Runden der Qualifikation zur UEFA Europa-League 2017/2018 mit meinen Reisen nach Vilnius, Nova Gorica und Gent. Für mich eine Reise in unentdeckte Welten, ähnlich wie ein gewisser Captain Kirk mit seiner Enterprise. Ziele wie Nova Gorica hätte ich ohne Fußball wahrscheinlich nie besucht! Es hat sich gelohnt!

Meine letzte Station der Qualifikation, das Playoff-Spiel in Split, folgt demnächst, da es unfassbar intensiv war und einen eigenen Bericht verdient hat!

Stay tuned!!!

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