Die drittgrößte Mittelmeerinsel Zypern war im vergangenen Dezember das nächste Ziel auf meiner Reise in alle 55 UEFA-Mitgliedsverbände!

Obwohl auf der Insel zwei unabhängige Fußballmeisterschaften ausgetragen werden, sollte sich mein Augenmerk diesmal nur auf die offizielle 1. Fußball-Liga der Republik Zypern konzentrieren. Um diese Vorgehensweise näher zu erläutern, sind wir bei einem Thema, dass ich in meinen Blogs normal nicht allzu gerne anspreche…heute aber definitiv dazu gehört: Die Politik!

Bis zum Jahr 1960 war Zypern ein Teil des Vereinigten Königreiches und damit britisches Überseegebiet. Nach Erhalt der Unabhängigkeit gelang es in den folgenden 3 Jahren weder den griechisch-stämmigen Zyprioten noch den türkisch-stämmigen Bewohnern Zyperns eine Einheit zu bilden bzw. einen eigenen funktionierenden Staat zu bestätigen…es kam sogar immer wieder zu Kämpfen und blutigen Auseinandersetzungen, bei welchen viele Menschen auf beiden Seiten ihr Leben verloren. Beide Volksgruppen fühlten sich kulturell weiterhin ihren „Ursprungsnationen“ stark verbunden und wünschten sich eher einen Zusammenschluss mit dem jeweiligen (Heimat-)Land.

Aufgrund der genannten Auseinandersetzungen wurde das Land bereits 1963 durch die Vereinten Nationen mehr oder minder aus Sicherheitsgründen geteilt. Während die Hauptstadt Nikosia als neutrale Zone unter beiden Konfliktparteien „aufgeteilt“ wurde und damit beiden Seiten zur Verfügung stand, zog es die türkischen Bewohner zumeist in den Norden der Insel…ob freiwillig oder nicht…darüber sind sich beide Seiten bis heute nicht einig.

In den folgenden Jahren rissen die Probleme zwischen den Bevölkerungsgruppen nie ab, erst ab dem Jahr 1968 wurde es etwas ruhiger, da beide Seiten ein Abkommen über politisches Mitspracherecht und die Selbstverwaltung der „Zyperntürken“ schloss.

Leider dauerte die relative Ruhe nicht lange an…im Jahr 1974 erlebte die Teilung Zyperns ihren traurigen Höhepunkt, als „Zyperngriechen“ mittels Regierungsputsch den Anschluss an Griechenland erzwingen wollte. Dies nahm die Türkei zum Anlass, den Norden Zyperns mit Invasionstruppen zu besetzen und „ihre“ Bürger zu beschützen.

Soweit die absolute Kurzform zum nun schon knapp 45 Jahre andauernden „Zypernkonfliktes“, der letztlich dafür sorgte, dass die Insel mit ihren 1,2 Millionen Einwohnern heute aus zwei Ländern besteht.

Im „großflächigen“ Süden befindet sich die Republik Zypern, Mitglied der europäischen Union und Heimat der griechischen Zyprioten. Im kleineren Norden befindet sich die türkische Republik Nordzypern, welche lediglich vom „Vater“ Türkei als souveräner Staat anerkannt wird und im Vergleich zum Süden als strukturschwach beschrieben werden kann.

Dementsprechend dürfte klar sein, dass auch nur die Fußball-Liga der Republik Zypern im professionellen europäischen Fußball mit seinen UEFA-Wettbewerben eine Rolle spielen darf…genau die sollte dann auch Bestandteil von „UEFA 55“ werden!

In der zypriotischen 1. Liga, welche aufgrund der britischen „Wurzeln“ ganz schlicht „First Division“ genannt wird, spielen insgesamt 12 Mannschaften. Wie so oft, stammen die erfolgreichsten Mannschaften aus der Hauptstadt…so auch auf Zypern, wo die Kapitale Nikosia mit APOEL FC (27 Meistertitel) und Omonia FC (20 Meistertitel) die erfolgreichsten Teams des Landes stellt. Bei der Durchsicht aller zypriotischen Meister fällt aber auch der Name Cetinkaya TSK ins Auge, welcher zu Zeiten der britischen Herrschaft den Meistertitel gewinnen konnte und heute der erfolgreichste Verein Nordzyperns ist (14 Meistertitel in der nordzypriotischen Kuzey Kibris Süper Ligi). Bei Cetinkaya TSK war sogar schon mal ein deutscher Legionär am Ball….Rene Lewejohann trainiert heute die Oberliga-Mannschaft der Hammer SpVg und spielte früher bei LR Ahlen in der 2. Fußball-Bundesliga! Für mich sollte es während meines Aufenthaltes auf Zypern jedenfalls drei Ligaspiele geben…bei den vermeintlich besten Teams des Landes in Nikosia, Larnaka und Limassol!

Vor dem Hauptgericht „First Division“ stand allerdings eine sehr schmackhafte „Vorspeise“ auf der Speisekarte, welche in der vergangenen Saison noch ein Candle-Light-Dinner darstellte und weiterhin als eine Art persönliches Leibgericht durchgeht!

Meine treuen Leser werden nun wissen was kommt…na klar…die UEFA Europa League spielte ebenfalls auf Zypern…diesmal sogar mit nordrhein-westfälischer Beteiligung!

Am letzten Spieltag der Gruppenphase 2018/2019 gastierte die Werkself von Bayer 04 Leverkusen beim zypriotischen Küstenclub AEK Larnaka!

Nun gut…zumindest fast! Aus Sicherheitsgründen werden sämtliche internationalen Spiele der zypriotischen Mannschaften im GSP-Stadion von Nikosia ausgetragen! Deshalb mussten Mannschaft, Verantwortliche und Fans von AEK die knapp 50 km „kurze“ Reise in die Hauptstadt antreten.

Dort hielt sich der Zuschauerzuspruch zur späten Anstoßzeit um 22.00 Uhr Ortszeit doch stark in Grenzen. Trotz des Fassungsvermögens von knapp 23.000 Zuschauern verloren sich nur gut 3000 Unentwegte auf der Haupttribüne des Stadions! Dazu kamen noch die mitgereisten 250 Fans aus Leverkusen hinter dem Tor der Nordtribüne…fertig war die Geisterkulisse!

In dem sportlich nicht übermäßig wichtigen Spiel ging es für Bayer 04 nur noch um den Gruppensieg…die Gastgeber waren bereits ausgeschieden und wollten sich mit einer guten Leistung aus dem diesjährigen Europapokal verabschieden!

Obwohl die wenigen Zuschauer und der sportliche Wert der Partie eher auf einen einfachen Kartenkauf hinwiesen, war genau dies rückblickend gar nicht so einfach! Auf Zypern muss man seit August 2018 für Erstliga- und Europapokalpartien eine landesweite personalisierte Fancard vorweisen…übrigens bei allen Vereinen und Sportarten! Da mir dieser Umstand erst recht spät bewusst wurde, geht mein besonderer Dank an die Verantwortlichen des zypriotischen Hauptstadtclubs Omonia FC, die aushelfen konnten.

Das Spiel gewann die Werkself nach Rückstand leicht und locker mit 5:1 (2:1). Die Tore erzielten Kohr (28.,68.), Alario (41., 86.) und Paulinho (78.). Für die Zyprioten traf mit Innenverteidiger Catala einer von insgesamt sechs spanischen Spielern in der AEK-Startelf (26.).

Ein sehr netter Abend mit interessanten Menschen und einem dauerhaften Ohrwurm, verursacht durch die mitgereisten Bayer-Fans….! Die intonierten zum Ende des Matches den Song „Geboren um dich zu lieben“ von DJ Ötzi und Nic P.! Passt definitiv auch zum Fußball!

Das erste Ligaspiel meiner UEFA 55 -Reise nach Zypern fand in der Küstenstadt Larnaka statt.

Die mit knapp 52.000-Einwohnern drittgrößte Stadt der Republik Zypern ist in erster Linie für ihre schönen Strände, den nahe gelegenen Salzsee und Sehenswürdigkeiten wie der Kirche des heiligen Lazarus oder dem Larnaka Castle bekannt! Als absoluter Urlaubsort mit mediterranem Kilma verfügt die Stadt auch über ein sehr schönes Lifestyle und den wichtigsten internationalen Flughafen der Republik Zypern!

Wer aber hätte gedacht, dass die Stadt an der zypriotischen Südküste in meine nicht abschließend repräsentative „Top Ten“ der Fußball-Hauptstädte dieser Welt einsteigt? 

Für mich kam das jedenfalls ein wenig überraschend, da die Stadt tatsächlich über fünf Erstligavereine verfügt. Für einen Ort, der nahezu genau so viele Einwohner wie das nordrhein-westfälische Kleve besitzt, ist das grundsätzlich sehr hoch einzuschätzen. Auch wenn man Zypern nicht mit dem einwohnerstärksten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen vergleichen kann!

Der zur Zeit erfolgreichste Vertreter Larnakas ist der erst im Jahr 1994 aus einer Fusion entstandene Club AEK Larnaka. Der Verein konnte sich in den vergangenen Jahren regelmäßig für den Europapokal qualifizieren und stand in dieser Saison in der Gruppenphase der UEFA Europa League!

Dazu kommen mit den Erstliga-Clubs Nea Salamis Ammochostos A.C., Ermis Aradippou FC und ALKI Oroklini drei eher unbekannte Clubs und ein absolutes Schwergewicht in der Fußball-Landschaft des östlichsten EU-Mitgliedes!

Der Club Anorthosis Famagusta ist Gründungsmitglied des zypriotischen Fußball-Verbandes, spielte immer erstklassig und konnte sich als erstes Team von der Mittelmeerinsel für die Gruppenphase der UEFA Champions League qualifizieren (Saison 2008/2009). Zudem gewann der Club insgesamt 13 Meisterschaften und feierte 10 Pokalsiege! 

In der Gegenwart ist dieser hohe Status allerdings stark verblasst….die letzte Meisterschaft konnte man vor über 10 Jahren ins heimische Antonis-Papadopoulos-Stadion holen und spielt nach den beiden Hauptstadtclubs bzw. weiteren Konkurrenten aus Limassol oder Larnaka nur noch die 4. oder 5. Liga-Geige!

Bevor es jetzt zum Spielbericht geht, muss man in Bezug auf Anorthosis noch einmal die politische Situation thematisieren. Der 1911 gegründete Club befindet sich seit über 40 Jahren im Exil, da er im knapp 35 km entfernten Heimatort Famagusta nicht mehr spielen kann und darf! Die Stadt Famagusta liegt heute im Nordteil und heißt Gazimagusa! Das Schicksal teilt sich Anorthosis übrigens mit dem kleinen Rivalen Nea Salamis, der auch aus Famagusta stammt und nun in Larnaka lebt!

Am 13. Spieltag der Saison 2018/2019 traf Anorthosis auf den Vorjahresaufsteiger Paphos FC! Rein geographisch gesehen ist dieses Spiel für Gästefans aus Paphos mit 134 km die drittlängste Auswärtsfahrt des Jahres. Vielleicht lag es an der „Entfernung“, dass sich bei Anpfiff nur handgezählte 58 Auswärtsfans im hermetisch abgeriegelten Auswärtsbereich befanden.

Das anschließende Spiel vor insgesamt 3000 Zuschauern war hervorragende Abendunterhaltung mit alten Bekannten! 

Von den insgesamt 22 Spielern in der Startformation kamen ganze Drei aus Zypern…das nenne ich mal international. Dazu kamen die bereits angesprochenen alten Bekannten, die ich gar nicht mehr zwingend im aktiven Fußball vermutet hätte….Daniel Pranjic (ehemals FC Bayern München, 37 Jahre), Gojko Kacar (ehemals HSV, 31 Jahre), Gordon Schildenfeld (ehemals MSV Duisburg, 33 Jahre) oder Adam Nemec (ehemals 1. FC Union Berlin, 33 Jahre) sind hier nur die vielleicht erfolgreichsten Akteure in einem Spiel mit Argentiniern, Spaniern, Schotten, Brasilianern, Schweizern und Franzosen.

Am Ende stand ein 2:2-Unentschieden, das irgendwie für alle Beteiligten verdient war! Ein deutlich zu nachgiebiger und am Ende überforderter Schiedsrichter Argyrou hätte von seinen sieben gelben Karten auch gerne mal Rot zeigen dürfen, eine stramme Rudelbildung zum Ende des Spiels, äußerst heissblütige Zuschauer mit meinem Lieblingswort „Malaka“ und zwei Eigentore beschreiben den Spielverlauf ganz ordentlich!

Nur einen Tag später hieß es „Derby-Time“ bei UEFA 55! Nach dem ersten Liga-Spiel im Küstenort Larnaka führte mich mein Weg zurück in die zypriotische Hauptstadt Nikosia. 

Die letzte geteilte Hauptstadt der Welt mit den drei Namen Nikosia (griechisch), Lefkosia (zypriotisch) und Lefkosa (türkisch) war Schauplatz des Duells der beiden erfolgreichsten Clubs der Mittelmeerinsel!

Omonia FC oder APOEL FC? Grün-Weiß oder Gelb-Blau? Links oder Rechts? Wie in so vielen Städten auf dieser Welt gibt es für die meisten Zyprioten beim Fußball nur diese eine Frage

Auf der einen Seite steht mit dem im Jahr 1948 gegründeten Omonia ein Verein, der insgesamt 20 Meistertitel und 14 Pokalsiege einfahren konnte. Die Grün-Weißen mit dem Kleeblatt im Wappen leben aber auch ein wenig von ihrer Vergangenheit, da sie mittlerweile seit 2011 chronisch erfolglos sind und keinen wichtigen Titel mehr holen konnten. Zudem waren auch die gelegentlichen Europapokal-Teilnahmen in der UEFA Europa League schon in der Qualifikation beendet. Mit Marco Haber (ehemals Kaiserslautern), Paulo Rink (ehemals Leverkusen) und dem heutigen Darmstädter Zweitliga-Trainer Dimitrios Grammozis schnürrten aber auch einige deutsche Spieler ihre Schuhe für Omonia. Der bekannteste Spieler aus Deutschland war aber sicher Rainer Rauffmann…der frühere Bielefelder absolvierte von 1997-2004 insgesamt 152 Spiele für Omonia und nahm später sogar die zypriotische Nationalität an. Er heißt heute Marcos Rauffmann….eine innovative Wahl!

Dem gegenüber steht mit Rekordmeister- und Pokalsieger APOEL ein Club, der den zypriotischen Fußball in den letzten Jahren nahezu diktiert hat. Insgesamt 27 Meistertitel und 21 Pokalsiege stehen mittlerweile auf dem Wimpel…allein in den vergangenen acht Jahren konnte man sieben Meistertitel gewinnen. Auch im Europapokal zeigte man Konkurrent Omonia, wie es gehen kann. APOEL ist der erste zypriotische Club, der nach Bestehen der Gruppenphase in das Viertelfinale der UEFA Champions League (Saison 2011/2012) und das Achtelfinale der Europa League (Saison 2016/2017) vorstoßen konnte. In der vergangenen Champions League-Saison sorgte der „Athletische Fußballklub der Hellenen aus Nikosia“ durchaus für Furore, als man in der Gruppenphase zweimal unentschieden gegen Borussia Dortmund spielte.

Die Duelle der beiden Hauptstadtclubs sind schon allein aufgrund der politischen Situation und damit verbundener Fanausschreitungen absolute Risikospiele. Hier geht es aber diesmal nicht um den griechisch-türkischen Zypernkonflikt…sondern um den griechischen Bürgerkrieg von 1946, nach welchem sich die linksgerichteten Fans von ihrem Verein APOEL trennten und Omonia gründeten. Dementsprechend werden die APOEL-Fans eher dem rechts-konservativen Lager zugeordnet.

Am 13. Spieltag der laufenden Saison hatte Omonia im gemeinsam genutzten GSP-Stadion Heimrecht!

Vor 6.419 Zuschauern entwickelte sich nach Anpfiff des umsichtigen Schiedsrichters Timotheos Christofi ein gutes Spiel mit einer Vielzahl von Torchancen….die waren aber leider recht einseitig verteilt…APOEL drückte und wollte unbedingt in Führung gehen.

Da man speziell im Abschluss aber sehr unkonzentriert agierte, witterte Omonia irgendwann eine kleine Chance. Nach einem Ballverlust des ehemaligen Chelsea-Profis Nuno Morais im Mittelfeld hob Omonia-Mittelfeldspieler Jordi Gomez den Ball aus über 40 Metern butterweich über APOEL-Keeper Waterman hinweg…ein wunderschönes Tor des früheren Sunderland-Akteurs zur schmeichelhaften Halbzeitführung!

In der 2. Hälfte kam APOEL nur sehr schwerfällig ins Spiel. Omonia machte das defensiv sehr gut und konnte nun auch immer mal wieder gefährlich kontern. Gerade als Omonia-Fan müsste man jetzt das Gefühl besessen haben…“ja, da geht was“!

Genau dieses Gefühl ist aber äußerst trügerisch. Wir alle kennen Teams wie den FC Bayern München, die vielleicht mal einen schlechten Tag haben, aber aus dem absoluten Nichts durch Einzelaktionen völlig unnachgiebig und eiskalt zurückschlagen. Im Falle APOEL‘s hieß dieser Vorschlaghammer Moussa Al Tamari. Der jordanische Nationalspieler sorgte mit seinem Doppelschlag (67., 69.) innerhalb von 2 Minuten für eine Gefühlsumkehr bei Omonia und den Derbysieg für APOEL. 

Der war spätestens durch, als Omonia-Keeper Panayi in der 88. Minute nach Notbremse vom Platz gestellt wurde und Feldspieler Kousoulos den fliegenden Keeper gab! Er hielt sich schadlos!

Bevor das letzte Spiel auf dem Programm stand, gab es aber noch ein wenig Sightseeing in Nikosia. Ein absolutes Muss, da der beschriebene Zypern-Konflikt speziell in der Hauptstadt äußerst lebendig wird…faktisch als Zeitgeschichte zum Anfassen. Stacheldraht, Wachtürme, Grenzsoldaten mit Maschinengewehren und Pufferzonen sind den Älteren unter uns sicher noch allgegenwärtig, als man an der deutsch-deutschen Grenze bei Einreise in die DDR viel Zeit investieren musste.

In Nikosia erscheint das aber alles noch viel unwirklicher…als ob die Zeit einfach stehen geblieben ist. Schöne kleine Gassen mit fein restaurierten Häusern enden einfach mal an einem Fahrzeugwrack, welches mit Stacheldraht überspannt ist. Dahinter wartet ein grimmig blickender türkischer Grenzposten mit einem Maschinengewehr inmitten einer Art Niemandsland, in welchem sich schon seit 45 Jahren kein Zivilist mehr bewegen konnte. Das ist Zeitgeschichte pur und wirklich äußerst spannend…gleichzeitig aber auch sehr beklemmend, wenn man darüber nachdenkt, dass Nachbarn und gute Freunde einfach mal so getrennt wurden und vielleicht noch gegeneinander gekämpft haben.

Der grosse Unterschied zwischen Nord- und Süd-Nikosia wird in erster Linie auf der Einkaufsstraße „Ledra“ ersichtlich. Im südlichen EU-Teil eine richtig schöne Flaniermeile mit vielen bekannten Geschäften, Cafés und Restaurants…im nördlichen türkischen Teil zwar immer noch recht lebhaft, aber eher in die Rubrik „türkischer Basar“ einzuordnen…auf der einen Seite heisst der leckere türkische Kaffee „Turkish Coffee“, auf der anderen Seite „Cyprus Coffee“…schließlich muss man immer politisch korrekt bleiben.

Zum letzten Liga-Spiel führte mich mein Weg nach Limassol! Die Hafenstadt an der Südküste ist mit 235.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Mittelmeerinsel und wird in Anlehnung an die zig tausenden russischen Einwanderer auch Limassolgrad genannt!

Dort trafen mit Apollon FC und AEK Larnaka die beiden zypriotischen Teilnehmer der UEFA Europa League 2018/2019 aufeinander….zudem auch ein kleines „Derby“, da beide Städte nur 60 km voneinander entfernt sind. 

Der letzte Spieltag der Europa-League-Gruppenphase hätte für beide Teams nicht unterschiedlicher laufen können. Während AEK Larnaka im GSP-Stadion von Nikosia eine herbe 1:5-Niederlage gegen Leverkusen einstecken musste, siegte Apollon zum Abschluss bei Vorjahresfinalist Olympique Marseille mit 3:1 (2:1). 

Am Ende konnte sich weder AEK noch Apollon für die Zwischenrunde qualifizieren, beide Teams belegten in ihrer jeweiligen Gruppe den 3. Tabellenplatz und müssen nun auf ein Europapokal-Abenteuer in der nächsten Saison hoffen. 

Trotzdem ist dieser 3. Platz, verbunden mit dem generellen Erreichen der Gruppenphase, durchaus als Achtungserfolg des zypriotischen Fußballs einzuschätzen. Beide Teams schalteten in der Qualifikation höher eingeschätzte Mannschaften aus (u.a. FC Basel 1893) und ließen in der Gruppe arrivierte Teams wie den bulgarischen Meister PFC Ludogorets 1945 oder eben Olympique Marseille hinter sich!

Bei der Sichtung der Mannschaftsaufstellungen fiel mir am Montag zunächst der Name des Schiedsrichters auf. Kann es zur Weihnachtszeit, so kurz nach Nikolaus, einen besseren Spielleiter als Nikolas Neokleous geben?

Der hatte rückblickend einen sehr harten Arbeitstag vor sich, am Ende des Spiels sollte er insgesamt zwölf gelbe und eine gelb-rote Karte gezückt haben! Obwohl die Anzahl der Karten zu Recht auf ein ruppiges Spiel mit vielen Unterbrechungen und Nickligkeiten hinweist, war es ein offensiver Fußballabend mit vielen Torchancen und sechs Toren!

Die Gäste aus Larnaka gingen in der 6. Spielminute durch ihren 38jährigen spanischen Kapitän David Catala per Kopfball in Führung!

Fortan wirkte AEK viel ideenreicher, gedankenschneller…ja einfach besser! Die Mannschaft von Trainer Iraoli spielte sich immer wieder klug vor das von Keeper Vale gehütete Apollon-Tor, scheiterte aber auch oft an der eigenen Abschlussschwäche!

Dass es zur Halbzeit 2:1 für die Apollon-Elf stand, ist an für sich nicht zu erklären! Verantwortlich für diesen Spielstand war Apollons kroatischer Stürmer Anton Maglica (ehemals Hajduk Split), der in der 15. und 40. Minute zweimal aufs Tor schoss und traf….das ist Effektivität! Als neutralem Zuschauer fiel mir nur das Wort „unverdient“ ein.

In der 2. Halbzeit sollte dann recht schnell eine Art Vorentscheidung fallen….AEK-Spieler Facundo Garcia sah nach einem dummen Foul die Ampelkarte und erwies seiner Mannschaft einen Bärendienst!

Trotz Unterzahl spielte Larnaka aber einfach weiter und kam zum so was von verdienten Ausgleich durch einen schönen Kopfball des Australo-Griechen Apostolis Giannou (60.). 

Jetzt war das Spiel vor 2865 Zuschauern komplett offen, beide Teams besaßen gute Chancen. In der 85. Minute sollte Apollon das bessere Ende für sich buchen. Papoulis nutzte eine Unsicherheit von AEK-Keeper Tono und traf zur Führung. Das sollte doch jetzt reichen? Nein, die 10 AEK-Spieler schlugen in der Nachspielzeit zurück und glichen durch Truyols doch noch zum 3:3-Endstand aus (90+2). Der Innenverteidiger ist übrigens, welch Überraschung, auch Spanier. In Limassol bot der spanische AEK-Trainer sechs Landsleute in der Startelf auf. Die mussten wenigstens nicht griechisch sprechen, da ein Zypriote in der ersten Elf fehlte!

Das war „UEFA 55“ aus Zypern! Eine wirklich sehr internationale Fußball-Liga mit einigen alten Bekannten aus der Bundesliga und einem recht guten Spielniveau. Nicht umsonst wird der zypriotische Fußball in der UEFA-Fünfjahreswertung auf Platz 19 eingeordnet. Damit spielt man offiziell besseren (Liga-)Fußball als Polen, Schweden oder Schottland!

Insgesamt eine fantastische Fahrt, die am Ende von UEFA 55 einen Spitzenplatz einnehmen muss! Zypern ist urlaubstechnisch eine absolute Wucht…es gibt unzählige Sehenswürdigkeiten im Bereich der Archäologie, römische Ausgrabungsstätten wie Kurion, mit Agia Napa einen komplett irren Partyort und vor allem eine wirklich wunderschöne Natur. Der Sonnenuntergang am Kap Greko war jedenfalls der Hammer! Dazu sind die Einheimischen wirklich sehr gastfreundlich und hilfsbereit! Besser geht es fast nicht!

Auch diesem Blog sind wie immer ein paar Fotos beigefügt…weitere Bilder findet Ihr wie gewohnt auf meinem Instagram-Kanal ! Schaut mal rein!!!

Danke fürs Lesen, bleibt mir gewogen!

STAY TUNED!!!

  • GSP-Stadium: AEK Larnaka vs Bayer Leverkusen