Zum Abschluss meines einwöchigen Streifzuges durch die Stadien Georgiens lauerte im mit 70.000 Zuschauern restlos ausverkauften Boris-Paichadze-Stadion von Tbilisi ein allerletztes Highlight, das auf dem Platz sogar einen echten Weltstar garantierte.
Der zeigte sich trotz der etwas längeren Aufwärmphase und dem damit verbundenen verspäteten Anpfiff während der knapp zweistündigen Spielzeit in absoluter Topform und brannte mit viel Spielwitz tatsächlich ein wahrhaftiges Feuerwerk ab. Gerade die herzerwärmenden Liebeserklärungen in seinem Spiel versetzten die begeisterten Fans immer wieder in absolute Ekstase. Dementsprechend hallte kurz vor Ende „der regulären Spielzeit“ ein nimmermüdes „Bruuuuuno“ durch das weite Stadionrund, mit welchem der Topstar letztlich Lust auf die verdiente Verlängerung verspürte, mir gleichzeitig aber auch ein stimmungsvolles und vor allem würdiges Ende dieses Fußball-Abenteuers signalisierte.
Einzig das Endergebnis spielte an diesem Abend überhaupt keine Rolle, da trotz des tollen Spiels überhaupt keine Tore in Georgiens Nationalstadion fielen. Dies lag sicher nicht nur an der großen Bühne im Bereich der Nordkurve und den vielen tausend Menschen auf dem abgedeckten Spielfeld, sondern auch an der Tatsache, dass der us-amerikanische Entertainer Bruno Mars mit einem eigenen Fußball-Kick wirklich niemanden auf dieser Welt auch nur ansatzweise entzücken würde, mit seinen dargebotenen Songs wie „Just the Way you are“ oder „Marry You“ aber seit Jahren viele Millionen Menschen elektrisiert.
Aufgrund des mitreißenden „Starring Georgia“-Konzertes des 14-fachen Grammy-Award-Gewinners aus Hawaii musste sich der heimische Fußballclub und eigentliche Stadionnutzer FC Dinamo Tbilisi für sein Heimspiel am 27. Spieltag der Erovnuli Liga ganz galant eine Ausweichmöglichkeit organisieren. Dies stellt in dem kaukasischen Land allerdings keine grössere Herausforderung dar, da ein kurzfristiger Stadiontausch innerhalb der gesamten Liga eh sehr häufig vorgenommen wird und speziell in der Hauptstadt Tbilisi mit den vielen erstklassigen Sportstätten recht problemlos durchführbar ist.
Für das Stadt-Duell gegen den Tabellendritten FC Saburtalo Tbilisi wurden die Verantwortlichen letztlich im etwas trostlosen Norden der Hauptstadt fündig, wo für die europäischen Olympia-Jugendspiele im Jahr 2015 eigens ein Leichtathletik-Stadion errichtet wurde. Das Stadion besitzt lediglich eine zu den Seiten verlängerte (halb-)überdachte Haupttribüne mit einem Fassungsvermögen von etwas mehr als 2000 Zuschauern.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Tribüne befindet sich ein braunes Gebäude, bei dem man zu Beginn nicht genau weiß, ob hier ein neuwertiges Wohngebäude vor kurzem hochgezogen wurde oder eine Bausünde der jüngeren Vergangenheit täglich auf ihren Abriss wartet.
Am Ende handelt es sich bei dem Bau um ein Hotel, welches vermutlich für die Leichtathletik-Festspiele erbaut wurde, in der Gegenwart aber wohl auch aufgrund der Trostlosigkeit der direkten Umgebung und der fehlenden Attraktivität für potentielle Hotelgäste geschlossen ist. Vielleicht ändert sich dies eines Tages nochmal, wenn all die unfertigen Baustellen rund um das Stadion fertig werden und die Mondlandschaft endlich verschwindet. Einen aktuellen Vorteil besitzt das geschlossene Hotel dann aber doch. Aufgrund der Höhe bietet es für TV-Übertragungen die perfekte Perspektive. Deshalb befanden sich sämtliche Kameras in den oberen Zimmern bzw. auf dem Dach des Hotels.
Auch wenn das Stadion ursprünglich für Leichtathletik-Veranstaltungen erbaut wurde, wird es in der Gegenwart hauptsächlich für nationale Fußball-Spiele genutzt. Als tatsächliche Heimmannschaft fungiert momentan der FC Gagra Tiflis, welcher aktuell noch um den Klassenerhalt in der Erovnuli Liga ringt. Wegen der „Nutzungsänderung“ zum Fußball erhielt die Sportstätte mit der nüchternen Bezeichnung „Athletikstadion“ vor Beginn der UEFA U19 Europameisterschaft 2017 im eigenen Land auch einen neuen Namen.
Es wurde nach dem viel zu früh verstorbenen georgischen Fußballfunktionär David Petriashvili benannt, welcher im jungen Alter von 46 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam. Sicherlich ein feiner Zug des georgischen Fußballverbandes, der zudem einige Spiele der angesprochenen U19 Europameisterschaft in diesem Stadion austragen ließ.
Wer vor dem Duell gegen den Nachbarn aus Tbilisis Stadtteil Saburtalo aufgrund des Stadiontausches und der damit verbundenen stark limitierten Stadionkapazität mit Problemen beim Kartenkauf rechnete, wurde beim FC Dinamo schnell eines besseren belehrt.
Auch wenn der 19-fache georgische Rekordmeister und vermeintlich beliebteste Club des Landes in „seinem“ Boris Paichadze-Nationalstadion spielt, finden sich bei nationalen Spielen oftmals nur enttäuschende zwei- bis dreitausend in dieser riesigen Schüssel ein. Deshalb war es an diesem Abend wirklich keine große Überraschung, dass sich bei freiem Eintritt nur gut 500 Zuschauer für das Spitzenspiel des georgischen Fußballs interessierten, ließ aber auch schnell die Frage aufkommen, was all die Fans dieses absoluten Traditionsvereins, zweifachen sowjetischen (Gesamt-)Meisters und Europapokalsiegers von 1981 an einem wichtigen Spieltag eigentlich so machen?
Die ersten 45 Spielminuten waren bis auf eine Szene kurz vor dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Irakli Kvirikashvili recht ereignislos. Wenigstens sorgte Dinamos kroatischer Mittelfeld-Akteur Denis Busnja mit seinem Führungstor (37.) dafür, dass die bis dato biederen Spieler des FC Saburtalo in der 2. Hälfte offensiver werden mussten. Dies taten die rot-weiss gekleideten Gäste vor ihren „mitgereisten“ knapp 100 Fans dann auch, konnten sich bis auf eine optische Überlegenheit aber so gut wie keine richtige Chance erspielen. So blieb es beim Knappsten aller Ergebnisse, welches den FC Dinamo auf dem zweiten Tabellenplatz weiterhin im Meisterschaftsrennen hielt.
Mit dem Konzert des großartigen Bruno Mars endete meine Reise durch ein gastfreundliches und spannendes Land. Wie schon bei meinem Aufenthalt im ebenfalls wunderschönen Armenien zeigte der Kaukasus erneut, welches touristische Potential in ihm schlummert. Es bleibt halt nur ein kleines Abenteuer, für das man auch bereit sein muss!
Gerade die georgische Hauptstadt Tbilisi gilt unter Städtereisenden als wahrer Geheimtipp und erwacht langsam aber sicher für Touristen aus aller Welt! Während der Massentourismus in osteuropäischen Perlen wie Prag oder Budapest schon länger Realität ist, geht es in Tbilisi und Umgebung noch vergleichsweise ruhig zu! Dies liegt vermutlich auch an der recht anspruchsvollen Anreise aus Westeuropa, da Tbilisi gut 4200 Kilometer von Deutschland entfernt liegt und nur mit teuren Linienflügen direkt erreichbar ist!
Aufgrund der geografischen Lage rekrutieren sich die Tbilisi-Touristen in der Gegenwart zumeist aus Russland, Asien und den ehemaligen russischen Teilrepubliken. Aber auch viele Besucher aus den Vereinigten Staaten von Amerika reisen in den Kaukasus, um ihr geschichtliches Interesse zu befriedigen. Das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Georgiens, das eingedeutscht Tiflis heißt, kommt den Ansprüchen an eine Städtetour in vollem Umfang nach. Die Stadt verbindet jahrtausendealte Geschichte mit modernem Charme und bietet eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, kulinarischen Genüssen und kulturellen Highlights an!
Der Bürgermeister der Metropole mit ihren 1,2 Millionen Einwohnern ist übrigens ein alter (Fußball-)Bekannter: Kacha Kaladze war ein knochenharter Verteidiger und spielte von 2001 bis 2010 insgesamt 194mal für den AC Mailand. Hier konnte er zweimal die UEFA Champions League gewinnen! Aber auch für den ukrainischen Hauptstadt-Club FC Dynamo Kyiv war Kaladze am Ball. Vielleicht fand er hier gemeinsam mit Bürgermeister-Pendant Vitali Klitschko seine Liebe für die Lokalpolitik!
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