Das britische Überseegebiet Gibraltar war bis zum letzten Jahr so ein Ort aus der Kategorie „Schon mal gehört…nie da gewesen…soll sich nicht lohnen“. Dabei ist das nur knapp 6,5 Quadratkilometer große Land mit seinen 35.000 Einwohnern gerade für Liebhaber des britischen Lifestyle ein absolutes Muss…quasi „England in Mediterran“!

Bereits auf der Anreise fühlt man sich ein wenig wie auf der Fahrt in die angebliche „Geisterstadt“ Bielefeld. Da Gibraltar seit dem Jahr 1704 rechtmäßig unter der Souveränität der britischen Krone steht und Spanien mindestens genau so lang die „Rückgabe“ fordert, existiert das Land für die iberischen Behörden offenbar nicht. Obwohl Gibraltar eine recht hohe Wirtschaftskraft besitzt und in der eher strukturschwachen spanischen Nachbargemeinde La Linea de la Concepcion für eine Vielzahl von Arbeitsplätzen sorgt, existiert das Land auf spanischen Wegweisern und Hinweisschildern lange Zeit nicht. Gerade für wissenshungrige bzw. ortsunkundige Autofahrer erhält Gibraltar auf der Fahrt vom gut 140 km entfernten Malaga das erste Mal knapp 10 km vor Eintreffen eine erste kleine Erwähnung.

Zum Glück sind genau diese Wegweiser auf den letzten 10 km nicht unbedingt mehr erforderlich. Dies liegt natürlich am Wahrzeichen Gibraltars, welches über dem kleinen Stadtstaat thront.

Der aus der Ferne gut sichtbare Affenfelsen, ein 426 Meter hoher Kalksteinfelsen gilt in Touristenkreisen als die absolute Sehenswürdigkeit Gibraltars. Auf dem Felsen leben wilde Berberaffen, die gegenüber Touristen, vorsichtig gesagt, recht distanzlos agieren. Zudem befindet sich auf dem Felsen das sehenswerte Höhlensystem St. Michael sowie das maurische Schloß, welches einen tollen Panoramablick auf Gibraltar und die Bucht von Algeciras bietet. Der Affenfelsen wird täglich von hunderten Touristen besucht und ist mittels Taxi, Seilbahn oder auch zu Fuß erreichbar.

Was aber macht einen kleinen netten Ort mit der einen oder anderen Sehenswürdigkeit zu einem Neueinsteiger in die Kategorie „Lieblingsort“?

Im Fall Gibraltar liegt das mit Sicherheit am ersten Eindruck…eine Art Liebe auf den ersten Blick. Nach Passieren der recht großen Grenzstation und einer unerwartet strengen Ausweiskontrolle der spanischen „Guardia Civil“ war ich plötzlich in Großbritannien…Rote Telefonzellen, die bekannten britischen Polizisten im „Bobby“-Look sowie alle großen und kleineren englischen Modehaus- und Kaufhausketten im Stadtzentrum. Dazu gibts trotz der überschaubaren Größe wirklich viel zu sehen…gerade für geschichtsinteressierte Menschen absolut empfehlenswert. Nur zwei Sachen sollten auf den ersten Blick dann doch nicht zur Insel passen: Der Rechtsverkehr sowie das warme mediterrane Klima.

Nach Verlassen des Zollgebäudes gab es mein persönliches Highlight im Bereich des Sightseeing: Der Flughafen Gibraltar!

Hier beginnt die Winston-Churchill-Avenue, die Hauptstraße Gibraltars, welche im weiteren Verlauf ins Stadtzentrum hineinführt. Bevor man das aber erreicht, muss man die Start- und Landebahn des Flughafens überqueren…die ist aufgrund des sehr eingeschränkten Platzangebotes in Gibraltar auf einer Art Landzunge aufgeschüttet worden. Was sich so bereits äußerst skurril anhört, ist „in Echt“ noch viel beeindruckender. Im Falle einer startenden oder landenden Maschine wird die Churchill-Avenue einfach mit einer Schranke bzw. Ampel gesperrt. So kann man beim Start eines Verkehrsflugzeuges wirklich live dabei sein…das dürfte es weltweit so nicht nochmal geben. Da pro Tag aber auch nur drei bis vier Maschinen gen England starten, wird der Straßenverkehr nicht zu häufig aufgestaut.

Zudem können sich „Planespotter“ zum ca. 2 km entfernten „Eastern Beach“ begeben, wo man die Flugzeuge zumeist im direkten Landeanflug beobachten sowie hervorragende Sonnenbäder nehmen kann.

Egal, ob man sich nun einem umfangreichen Sightseeing-Programm hingibt, sich auf einen Kaffee in die „Casemates“ setzt, ein Bier in den Pubs am Ocean Village trinkt, eine Zigarette am südlichen Europa-Point raucht oder auch nur zollfrei einkauft…Gibraltar ist sehr facettenreich, spannend und definitiv einen Besuch wert!

Bei meinem ersten Besuch im April 2018 hatte ich zum Ende des Tages nur eine offene Frage…zugegeben, eine für mich existenzielle Frage:

„Ist König Fußball auch in Gibraltar?“

Natürlich…und wenn ich ganz ehrlich bin, wusste ich das bereits vor der Ankunft. Sonst wäre ich auch ein ganz schlechter Fußball-Blogger.

Die sogenannte „Gibraltar Eurobet Premier Division“ besteht aus 10 (Amateur-)Vereinen, welche alljährlich den Meister des kleinen Landes ausspielen.

Hierbei sind einige Besonderheiten zu beachten. Da das Platzangebot in Gibraltar trotz neuester Methoden zur Landgewinnung äußerst beschränkt ist, finden sämtliche Liga- und Pokalspiele der Gibraltar Football Association nacheinander im Victoria Stadium statt! Das einzige Stadion des Landes verfügt über ein Fassungsvermögen von 5000 Zuschauern und dient der einheimischen Nationalmannschaft mittlerweile auch bei Spielen der EM- und WM-Qualifikation als Heimspielstätte…vor der Zulassung durch UEFA und FIFA musste man im portugiesischen Exil von Faro seine Heimspiele austragen, auch so ein Nadelstich im ständigen Streit mit Spanien.

Bei Spielen in nur einem Stadion hat man als GIB-Vereinsmannschaft wenigstens immer ein Heimspiel und kann sich lange Auswärtsfahrten getrost sparen! Auch die oft bekannte Problematik mit ausverkauften Stadien, hohen Ticketpreisen und „Viagogo“ existiert in Gibraltar nicht. Neben einer geringen Ticket-Nachfrage sind sämtliche Begegnungen der ersten und zweiten Liga einfach mal kostenfrei zu besuchen. Welche „Premier“-League hat das schon zu bieten?

Auch bei den Vereinsnamen der Premier Division-Clubs ist die Nähe zum britischen Mutterland zumeist allgegenwärtig. Während Teams wie Rekordmeister Lincoln Red Imps FC, Manchester 62 FC oder auch Gibraltar United FC „very British“ wirken, möchten die Gründer der Boca Juniors Gibraltar nicht nur mit dem Namen an ihre berühmten Vorbilder aus Argentinien erinnern. Auch das blau-gelbe Trikot ist eine gute gemachte „Kopie“.

Das Spiel zwischen dem Tabellenvorletzten Lynx FC und dem ältesten Club Gibraltars, St Joseph’s FC (gegründet im Jahr 1912), war insgesamt ein interessanter Kick, irgendwo zwischen deutschem Verbands- und Oberliganiveau anzusiedeln. Insgesamt fiel auf, dass beide Teams vermehrt auf spanische Spieler zurückgreifen. Gerade für gute Amateur- oder semi-professionelle spanische Spieler offensichtlich die perfekte Möglichkeit, in einer ersten Liga zu spielen! Denn trotz des „geringen“ Spiellevels dürfen die beiden Erstplatzierten der Liga sowie der Pokalsieger des „Rock-Cups“ an den Wettbewerben der UEFA Champions League und UEFA Europa League teilnehmen. Naja, zumindest mal an der Qualifikation der Wettbewerbe.

Am Ende setzte sich das Team des St. Joseph’s FC vor knapp 100 Zuschauern recht locker mit 3:1 (2:0) durch und qualifizierte sich am Ende der Saison 2017/2018 für die Qualifikation zur UEFA Europa League 2018/2019. Für Lynx FC stand mit der Niederlage bis zum Ende der Saison Abstiegskampf auf dem Programm. Wenigstens schoss man im 17. Spiel das achte Tor!

Das absolute Highlight des Spiels spielte sich aber abseits des Platzes ab. Während beide Teams auf dem Kunstrasenplatz um Punkte kämpften, hob direkt nebenan ein Airbus A320 der British Airways auf der bereits angesprochenen Startbahn in Richtung London-Gatwick ab.

Nach dem Spiel ging es über den Airport Malaga zurück nach Deutschland…ich hatte für meine anstehende UEFA55-Reise einen ersten wichtigen Schritt getan, obwohl das Projekt noch gar nicht richtig gestartet war. Jedenfalls rechnete ich nicht mit einer derart schnellen Rückkehr an die Südspitze Spaniens. Der Grund meiner erneuten Reise nach Gibraltar nur gut drei Monate später hatte mit folgendem Liedtext zu tun:

Ce sont les meilleures équipes, Sie sind die allerbesten Mannschaften, The main event, Die Meister, Die Besten, Les grandes équipes, The champions.

Une grande réunion, Eine große sportliche Veranstaltung, The main event, Ils sont les meilleurs, Sie sind die Besten, These are the champions, Die Meister, Die Besten, Les grandes équipes, The champions.

Die Meister, Die Besten, Les grandes équipes, The champions.

Ja genau, die Hymne der UEFA Champions League…aber was hat der wichtigste Club-Wettbewerb der Welt mit einem sogenannten „Fußballzwerg“ wie Gibraltar zu tun? Und was machen Leo Messi und Cristiano Ronaldo denn jetzt? Schließlich lief zu diesem Zeitpunkt noch die FIFA Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Und warum startet die Königsklasse genau einen Monat nach dem letzten Endspiel in Kiew schon wieder in eine neue Saison?

Ganz einfach…auch der frühere Europapokal der Landesmeister fängt ganz klein an! Vor Beginn der vermarkteten Gruppenphase (Hauptrunde) haben manche Teams schon vier bis fünf Qualifikationsrunden in den Knochen! Schließlich gibt es auf unserem Kontinent auch noch viele Länder, bei denen der Fußball aufgrund der ausbaufähigen Strukturen und geringen Einwohner- und Spielerzahl nicht die erste Geige spielen kann!

Dazu weisen die Mannschaften zu Beginn des Wettbewerbes ein völlig unterschiedliches Spielniveau auf, welches in einem direkten Duell eher wie das Pokalspiel zwischen einem Verbandsligisten und einem hoch überlegenen Bundesligisten wirkt!

Für diese Fälle hat sich die UEFA mit Beginn der Saison 2018/2019 eine Neuerung überlegt. Ein Vorrunden-Turnier vor der 1. Qualifikationrunde! Bei der Erstauflage in Gibraltar nehmen die vier „kleinsten“ UEFA-Landesmeister aus San Marino, Gibraltar, Andorra und dem Kosovo teil. Also die Teams aus Ländern mit dem geringsten UEFA-Koeffizienten in der sagenumwobenen Fünf-Jahres-Wertung! Bei dieser Premiere musste ich dabei sein!!!

Im 1. Halbfinalspiel traf der andorranische Champion FC Santa Coloma auf die Kosovaren des Drita FC. Vor 200 Zuschauern gewannen die Kosovaren recht mühevoll mit 2:0 nach Verlängerung, obwohl sie während der gesamten Spielzeit die bessere Mannschaft waren und einige gute Chancen unfassbar unkonzentriert vergaben!

Im 2. Semifinale traf der Meister des in Italien befindlichen Zwergenstaates San Marino, SP La Fiorita 1967, auf den Gastgeber und Lokalmatadoren Lincoln Red Imps FC! Vor nun gut 1000 Zuschauern im Victoria Stadium von Gibraltar war eine deutliche Steigerung des Spielniveaus im Vergleich zum 1. Halbfinale erkennbar. Das sah schon verdächtig nach Fußball aus.

Obwohl die Mannschaft aus San Marino von knapp 20 Fans begleitet wurde konnte sie den Rekordmeister Gibraltars nicht stoppen! Dieser behielt mit 2:0 verdient die Oberhand und zog ins Finale „Dahoam“. 

Auf dem Spielberichtsbogen fielen nach kurzer Recherche noch zwei Namen auf. Im Mittelfeld der San Marinesen wirbelte der 44jährige Damiano Tommasi, ehemaliger italienischer Nationalspieler in Diensten von AS Rom, UD Levante oder den Queens Park Rangers. Skurriler wurde es nur bei dem 38jährigen Alessandro Cattelan, Moderator der italienischen Ausgabe von X-Factor und eine italienische TV-Persönlichkeit! Der durfte als „Lebenstraum“ einmal Champions League spielen und wurde in der 89. Spielminute eingewechselt!

Im Finale des erstmalig ausgetragenen „Preliminary-Tournaments“ kam es vor 800 Zuschauern zum Duell zwischen dem gibraltarischen Rekordmeister Lincoln Red Imps FC (22 Meistertitel, allein 15 Titel seit 2003) und dem kosovarischen Champion KF Drita Gjilan 1947.

Nach Anpfiff des litauischen Schiedsrichters Manfredas Lukjancukas hätte es für die Gastgeber nicht schlechter beginnen können. Nach einem wirklich fahrlässigen Ballverlust in der Rückwärtsbewegung der Imps gab es nach nicht einmal 60 Sekunden einen Eckball für die weiß-blau gekleideten Kosovaren! Diesen nutzte Liridon Leci eiskalt und trocken aus, als er nahezu unbedrängt aus 7 Metern einschoss und stilecht mit dem „albanischen Adler“ a la Shaqiri jubelte (2.).

Ein echter Schock für die Imps, die sich so viel vorgenommen hatten! Trotz des frühen Rückstandes und der nun äußerst kompakt stehenden Kosovaren ergriffen die Imps nach knapp 20 Minuten die Initiative und übernahmen die Spielkontrolle! Diese Kontrolle bezog sich in erster Linie auf das Übergewicht im Mittelfeld und die dort angenommenen Zweikämpfe! Einfach gesagt, man wirkte nun etwas griffiger und auch einen Tick stärker als die Gäste aus dem Kosovo!

Was sich aus Sicht der Imps grundsätzlich positiv anhörte, war aber leider auch äußerst störanfällig! Gerade im Defensivbereich schlichen sich immer wieder teils haarsträubende Fehler ein. Nur Glück, dass die schnellen Drita-Stürmer zumeist an ihrem eigenen Unvermögen scheiterten. 

In der 2. Halbzeit wirkten die Imps noch ein wenig entschlossener. Jetzt sollte der Ausgleich her. Der fiel auch, als Mittelfeldakteur Pedro Corral nach gut einer Stunde einen Eckball mit dem Hinterkopf ins Tor verlängerte. 

Da beide Mannschaften in der Folge nicht mehr ganz so viele Offensivaktionen besaßen, kam das, was sich jeder neutrale Fußballfan bei einem Finale wünscht! Die Verlängerung…!

Ok, vielleicht nicht jeder Fan….die Dame neben mir war jedenfalls ziemlich erschrocken über diesen Umstand und wollte eigentlich lieber gehen. Nur dumm, dass die nahe gelegene Winston-Churchill-Avenue zu diesem Zeitpunkt für zwei startende Flugzeuge gesperrt war. Da es sich bei der Straße um den einzigen Weg nach und aus Gibraltar handelt, war eine Verlängerung meines Erachtens eine super Sache!

Dazu kommt, dass es in der Verlängerung noch mal richtig knallte. Zunächst flog der Kosovare Gerbeshi nach wiederholtem Foulspiel mit der gelb-roten Karte vom Platz (101.). Die Überzahl der Imps dauerte nur 6 Minuten an, da sich der portugiesische Imps-Spieler Lopes einen richtig unangenehmen Platzverweis nach Handspiel einhandelte (105.+2). Unangenehm deshalb, da dieses Handspiel auf der Linie des eigenen Tores stattfand und einen Strafstoß zur Folge hatte. Liridon Leci ließ sich nicht zweimal bitten und avancierte zum Doppeltorschützen (105.+3)!

In der 2. Hälfte der Verlängerung hieß es aus Sicht der Red Imps nun „alles nach vorne“. Da man dieses Motto wirklich bedingungslos umsetzte und faktisch ohne Absicherung spielte, kam es zu irren Szenen. Die kosovarischen Stürmer konterten und liefen insgesamt 5mal mutterseelenallein auf das Red Imps-Tor von Keeper Lolo Soler zu. Der behielt in allen Duellen überragend die Oberhand und sorgte zumindest vorübergehend dafür, dass seine Mannschaft im Spiel blieb! 

Die konnte bis zum Ende allerdings keine großen Chancen mehr kreieren und wurde am Ende durch zwei späte Tore mit 1:4 richtig abgeschossen (Shabani 120. und Neziraj 120.+4).

Durch den Sieg zog die Mannschaft von KF Drita in die erste Runde der Qualifikation zur UEFA Champions League ein. Hier traf man auf den schwedischen Meister Malmö FF, den man zwar gut bespielte…aber mit 0:2 und 0:3 klar ausschied.

Aber auch die Red Imps spielten neben den übrigen ausgeschiedenen Meistern aus Andorra und San Marino als Trostpflaster weiter im Europapokal. In der Qualifikation zur UEFA Europa League trafen sie in der 2. Runde des Meisterwegs auf The New Saints of Oswestry Town FC (Meister Wales)…nach einem 1:1 in Gibraltar unterlag man in Wales mit 1:2 und schied nur knapp aus. Dies galt leider auch für die Mitstreiter aus Andorra und San Marino. Während der FC Santa Coloma den Isländern von Valur Reykjavik in der Addition nur knapp mit 1:3 unterlag, gab es für SP La Fiorita gegen die Letten von Jurmala mit 0:9 (0:6 und 0:3) richtig was vor den Bug!

Mein besonderer Dank für das Champions League-Turnier gilt meinen Local-Boys Keith Cumbo, Roy Perez und natürlich Lee Casciaro! Thank you very much for your assistance! Das war Europapokal „at it´s best“…es muss nicht immer diese teilweise sehr sterile Champions League-Welt sein, die sich in einigen Bereichen schon sehr weit vom wichtigsten Bestandteil, den Fans, entfernt hat. Das war bodenständiger Fußball zum Anfassen, auch wenn keines der dort teilnehmenden Teams je das große Finale oder auch die Gruppenphase der Champions League erreichen wird. Falls doch…wäre das eine großartige Sache für die Geschichtsbücher!

Trotz eines gelegentlichen Kontaktes mit Lee Casciaro und dem Besuch der gibraltarischen Nationalmannschaft beim Auswärtsspiel in Mazedonien ging es im Januar auf einen weiteren Tagesausflug ins „gute alte“ Gibraltar!

Dieser Besuch fiel in die Kategorie „Zwei Fliegen und eine Klappe“. Da ich zu diesem Zeitpunkt mit dem VfL Bochum 1848 im Trainingslager von Marbella weilte, waren die knapp 75 km für ein Meisterspiel der Lincoln Red Imps ein Katzensprung!

Im Spiel gegen den fünftplatzierten Club Gibraltar United sollte es eine Fülle an Highlights geben!

Nach dem gewohnt kostenfreien Eintritt ging es zunächst einmal in die dem Stadion angeschlossene Sporthalle! Dort gab es in der Gibraltar-Netball-League der Damen das Match zwischen Marble Arc und Soho Magic (Endstand 46:19)!

Auch im „benachbarten“ Fußballstadion rappelte es ordentlich in der Kiste! Nach anfänglichen Schwierigkeiten besiegten die Imps ihren Kontrahenten eindrucksvoll mit 5:1 (2:0)…Star des Abends war der 20jährige Imps-Stürmer Giovanni Rodriguez! Der nur 1,66 m-große Mittelstürmer, ausgeliehen von CD Teneriffa, traf insgesamt viermal! Das nenne ich äußerst stark! 

Negativer Höhepunkt des Abends waren sicherlich die knapp 40 anwesenden Fans des deutschen Zweitligisten 1. FC Union Berlin! Nach anfänglichen Rufen wie „Flitzer, Flitzer“ ließ man den Hut rumgehen und sammelte Geld für einen möglichen Aspiranten. Der ließ sich in der Folge dazu hinreißen und stürmte nackt das Spielfeld! Auch wenn man drüber schmunzeln kann war diese Aktion dumm, unsportlich und respektlos!

Abschließend möchte ich sagen, dass mich das Thema „Fußball in Gibraltar“ völlig gepackt hat. Ein Land mit der Einwohnerzahl der nordrhein-westfälischen Stadt Datteln baut sich gerade etwas auf und ist dabei sogar recht erfolgreich. Die Nationalmannschaft besteht mehr oder weniger aus Amateurkickern und gewann seit dem offiziellen UEFA-Beitritt im Jahr 2013 schon vier Spiele (jeweils 1:0-Siege gegen Malta und Lettland und Erfolge in der UEFA Nations League gegen Armenien und Liechtenstein). Selbst das 0:4 gegen Weltmeister Deutschland in Nürnberg war mehr als achtbar!

Der Star der Mannschaft ist das kampfstarke Team selbst! Wenn man denn auf der Suche nach einem Spieler mit Profivergangenheit ist, wird man an Mittelfeldspieler Liam Walker nicht vorbei kommen! Der schnürte seine Fußballschuhe immerhin in der englischen dritten Liga beim FC Portsmouth oder der israelischen ersten Liga bei Bne Jehuda Tel Aviv.

Aber auch auf Clubebene gab es schon Überraschungen, als der Meister Lincoln Red Imps in der Champions-League-Qualifikation 2016/2017 zwei Runden überstand und dann den schottischen Meister Celtic FC mit 1:0 ärgerte. Torschütze war übrigens der bereits angesprochene Polizist Lee Casciaro!

Auch das bereits benannte Victoria Stadium ist mittlerweile so etwas wie eine „zweite Heimat“ für mich. Obwohl ich erst sechs Spiele in diesem Stadion sehen durfte, ist mittlerweile alles sehr vertraut. Die Tankstelle hinter der Gegentribüne, die Startbahn des Flughafens neben dem Platz, die angegliederte Sporthalle sowie die Stadion-Kneipe. Ich bin wirklich sehr gespannt auf den Stadionneubau im Jahr 2021…auch so ein zukunftsfähiges Projekt der Gibraltar Football Association! Ich werde den Weg dieses kleinen (Fußball-)Landes jedenfalls mit großen Interesse weiterverfolgen!

Das war Gibraltar im Zeitraffer von fast einem Jahr…Premier Division, UEFA Champions League sowie die Lincoln Red Imps waren dabei…mehr geht nicht!

Danke fürs Lesen…STAY TUNED!!!

Natürlich gibts neben diesen Bildern auch noch weitere Fotos auf www.instagram.com/henning_loves_football !