Die 40. Ausgabe meiner „UEFA55“-Reise durch die Stadien Europas führte mich in der vergangenen Woche in die Slowakei. Nach Ankunft in der Hauptstadt Bratislava sollte das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des gebirgigen Binnenlandes diesmal nur als Ausgangspunkt für einen Ausflug in die Karpaten dienen.

Mit der slowakischen Bahngesellschaft ZSSK ging es zunächst in die knapp 120 Kilometer entfernte Stadt Trencin. Die Gemeinde am Donau-Nebenfluss Waag besitzt gut 55.000 Einwohner und wartet mit einer unnachahmlichen Postkartenidylle auf. Dafür zeichnet sich in erster Linie die wirklich imposante Burganlage verantwortlich, die über der gesamten Stadt thront und den Fotoapparat aus vielen Perspektiven glühen lässt. Aber auch der restaurierte Innenstadtkern mit Stadtturm und den zahlreichen Kirchen ist absolut sehenswert und wird spätestens 2026 für einen großen Besucherandrang sorgen. Dann trägt Trencin gemeinsam mit der finnischen Stadt Oulu für ein Jahr den Titel der europäischen Kulturhauptstadt.

Der einheimische Fußballclub AS Trencin wurde erst im Jahr 1992, also kurz vor Gründung der unabhängigen slowakischen Republik, ins Leben gerufen und konnte in seiner 30jährigen Clubhistorie bislang zweimal das Double aus Ligatitel und Pokalsieg (2015/2016) feiern. Für internationale Beachtung sorgte der Club in der Saison 2018/2019, als man in der Qualifikation zur Gruppenphase der UEFA Europa League dem niederländischen Spitzenclub Feyenoord in zwei Spielen keine Luft zum Atmen gab. Nach einem 4:0-Sieg im Hinspiel konnte man auch im Rückspiel im Rotterdamer Stadion De Kuip den wütenden Angriffen der Niederländer widerstehen. Übrigens mein Erstkontakt mit AS Trencin, beim überraschenden 1:1-Remis durfte ich live dabei sein.

In der Gegenwart sieht das sportliche Leistungsvermögen des Clubs speziell in der heimischen Fortuna Liga weitaus trister aus. Obwohl die Rot-Weißen in der Liga mit zwölf teilnehmenden Vereinen als äußerst arriviert gelten, stand man vor dem 8. Spieltag nur auf einem ausbaufähigen sechsten Tabellenplatz mit strammen sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer SK Slovan Bratislava.

Deshalb musste im Spiel gegen Aufsteiger MFK Dukla Banska Bystrica unbedingt ein Sieg her, um in der der Tabelle nicht allzu viele Meter zu verlieren.

Bevor es im nahezu neu erbauten Stadion „Na Sihot“ losgehen sollte, musste ich mich mit einem Spieler aus dem Trenciner Kader beschäftigen, der mich aufgrund seiner Herkunft und sportlichen Leistungsfähigkeit durchaus neugierig machte. Das Wort „Exot“ beschreibt laut Definition einen Menschen aus einem fernen (bestenfalls tropischen) Übersee-Land. Während in den 1980er- und 1990er schon rumänische oder bulgarische Spieler mit einem Augenzwinkern als Fußballexoten galten, existiert in der heutigen globalisierten Fußball-Welt eigentlich kein Land mehr, das nicht unter der Beobachtung der vielen Spielerberater und Scouts steht. Egal ob Afrika, Südamerika oder Asien…Spieler aus diesen Ländern sind in Europas Fußball äußerst beliebt und willkommen.

Mit einem differenzierten Blick auf den asiatischen Markt gilt das für den grössten Kontinent aber nur bedingt. Während japanische oder südkoreanische Spieler oft schon nach Europa transferiert werden, wenn sie nur viermal hintereinander den Ball hochhalten können, sind viele einwohnerstarke Nationen wie Indien, China oder Vietnam mehr oder weniger völlig außen vor.

Deshalb war es für mich umso spannender, in dem kleinen etwas verschlafenen Trencin auf den indonesischen Nationalspieler Witan Sulaiman zu treffen. Einem von nur zwei Europa-Profis aus dem Land mit 273 Millionen Einwohnern. Der 20jährige Flügelspieler mit der Rückennummer 78 besitzt nach vorherigen Aufenthalten in Serbien (Radnik Surdulica) und Polen (Lechia Gdansk) bereits jetzt echte Osteuropa-Erfahrung und konnte für die indonesische Nationalmannschaft in 18 Spielen schon 6 Tore erzielen.

Im Spiel gegen den Drittletzten aus Banska Bystrica, bei welchem aufgrund des Stadionumbaus nur die beiden Hintertor-Tribünen geöffnet waren, konnte AS Trencin die wenigen Fans im Stadion überhaupt nicht verwöhnen. In einem schwachen und fast ereignislosen Spiel unterlag man völlig verdient mit 0:2 (0:1) und musste sich einem Pfeifkonzert stellen. Das fiel vergleichsweise leise aus, da bei Abpfiff bereits ein Großteil der 854 Zuschauer das Stadion verlassen hatte. An der verdienten Niederlage konnte auch der gute Witan nichts mehr ändern, der an diesem Tag eine halbe Stunde vor Ende eingewechselt wurde, stets bemüht war, aber auch nur wenig gute Aktionen besaß.

Wer sich jetzt noch fragt, wie der zweite indonesische Europa-Profi heisst…auch den möchte ich nicht allein lassen…Elkan Baggott vom englischen Viertligisten Gillingham Football Club!

Das Stadion Na Sihot in Trencin

Bei der Planung einer Fußballreise ist die Wahl der Unterkunft ein äußerst komplexes Thema.

Letztlich ist man immer auf der Suche nach der optimalen Übernachtungsmöglichkeit mit grosser Leistung und kleinerem Preis, welche die folgenden Eigenschaften auch im Low-Cost-Bereich zwingend besitzen sollte:

Sauberkeit, Qualität, Lage, Verkehrsanbindung und eine möglichst durchgehend geöffnete Hotelbar garantieren dem Fußballreisenden im Verhältnis einen effizienten und angenehmen Aufenthalt. Wenn es dann noch richtig gut läuft, gibts beim Blick aus dem Fenster statt eines Hinterhofes mit rauchenden Küchenangestellten die Wahrzeichen der jeweiligen Stadt!

Nun ja, diesbezüglich habe ich in den vergangenen Jahren viele positive aber auch negative Erfahrungen gemacht. Während die Positiven in der Budapester Innenstadt, an Londons Westminster Abbey oder dem Stade Velodrome von Marseille spielen, fällt mir zu den Negativen die endlose Straßenbahn-Odyssee in Dublin und eine abendliche Taxifahrt in Istanbul ein. Wie auch immer, seit der vergangenen Woche gibts in der „Daumen hoch“-Tabelle ein Hotel, das seinen Spitzenplatz nahezu einzementiert hat.

Das „Hotel Arena“ in der slowakischen Stadt Trnava ist Teil des multifunktionalen Shopping- und Freizeitcenters „City Arena“ und bietet dem Fußballverrückten aus den Suiten einen Blick ins Innere des Stadions „Antona Malatinskeho“, welches in diesen modernen Komplex integriert wurde.

Ich habe mich gefühlt wie ein kleiner Junge, der aus seinem Zimmer sämtliche „Evolutionsstufen“ eines Flutlichtspieles exklusiv erleben durfte. Es ist schon etwas besonderes, wenn man nach dem Spiel bei einem Bier auf der Couch fern schaut, dem Greenkeeper bei der Rasenpflege zuschauen und nach Abschaltung des Flutlichtes die Nachtruhe genießen darf. Eine Suite in diesem Hotel ist zu Spielen der slowakischen Fortuna-Liga mit 97 Euro (inklusive Frühstück) übrigens durchaus bezahlbar!

Da die ursprünglich vor 101 Jahren eröffnete Spielstätte des aktuellen slowakischen Pokalsiegers FC Spartak Trnava seit dem umfangreichen Umbau im Jahr 2015 neben dem Hotel noch mit einer größeren Shopping-Mall und einem Multiplex-Kino ausstaffiert wurde, schlägt jeder romantische Stadionnostalgiker vermutlich schreiend die Hände über dem Kopf zusammen.

Das eigentliche Fußball-Stadion in der sogenannten „City Arena“, welches sogar noch eine zweigeschossige Tiefgarage unter der Rasenfläche anzubieten hat, wurde von der europäischen Fußballunion UEFA mit vier Sternen klassifiziert und besitzt ein Fassungsvermögen von knapp 20.000 Zuschauern. Damit ist das „Antona Malatinskeho“ momentan die zweitgrößte Spielstätte der Slowakei!

Am 8. Spieltag der Fortuna Liga 2022/2023 traf der FC Spartak auf das Tabellenschlusslicht MFK Tatran Liptovsky Mikulas. Obwohl man auf dem dritten Tabellenplatz im Soll lag, musste zwingend dreifach gepunktet werden, um den Anschluss an Tabellenführer SK Slovan Bratislava halten zu können. Zudem wollte man unbedingt seine durchaus verwöhnten und erfolgshungrigen Fans besänftigen, da man nur wenige Tage zuvor in der 3. Qualifikationsrunde zur Gruppenphase der UEFA Europa Conference League dem polnischen Vertreter Rakow Czestochowa etwas überraschend unterlag.

Vor 2.126 Zuschauern zeigte sich der Favorit in der 1. Halbzeit zwar überlegen, konnte sich aber nur wenige zwingende Torchancen erarbeiten. Dies änderte sich in der 2. Hälfte, als Spartak das Tor des Gegners nahezu belagerte und Gästekeeper Denis Gröger zur einen oder anderen Glanztat zwang. Letztlich dauerte er bis zur 82. Spielminute, als der überragende griechische Mittelfeldakteur Kyriakos Savvidis nach einem Eckball völlig freistehend einköpfte. Mit dem knappsten aller Siege bleibt Spartak dem Hauptstadtclub aus Bratislava zumindest etwas auf den Fersen.

Das waren Trencin und Trnava…selbstverständlich findet Ihr im Facebook und bei Instagram bewegte Story-Bilder und viele weitere Fotos aus der Slowakei, Europa und der Welt! Klickt Euch mal rein!

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