Nach einer recht kurzen Sommerpause mit dem unerwarteten Besuch der UEFA Euro 2016 geht es endlich wieder los. Die Saison im Vereinsfussball startete Anfang Juli in das Spieljahr 2016/2017. Was gibt es da Schöneres, als direkt in die UEFA Europa-League einzusteigen?

Da ich zu Beginn der jeweiligen Saison gerne ein wenig lokal agiere und auch aus finanziellen Gründen eine kurze Anreise schätze, führte mich mein Weg in der 1. Qualifikationsrunde des Wettbewerbs ins benachbarte Großherzogtum Luxemburg. Dies war aufgrund der fehlenden sportlichen Perspektive der örtlichen Vereine im Hinblick auf das Erreichen der Gruppenphase zudem die perfekte und vermutlich einzige Möglichkeit, einen der „kleineren“ europäischen Vereine in Augenschein zu nehmen.

Vor Beginn der Reise musste ich mich zwischen den vier Europapokalstartern des kleinen Nachbarlandes entscheiden. Hierbei handelte es sich um den Meister F91 Dudelange (UEFA Champions-League-Qualifikation), den Tabellenzweiten CS Fola Esch (UEFA Europa-League-Qualifikation), den Dritten FC Differdange 03 (UEFA Europa-League-Qualifikation) und den Rekordmeister Jeunesse Esch, der in der letzten Saison den vierten Platz der einheimischen BGL-Liga belegte und damit ebenfalls noch in der Qualifikation zur Gruppenphase der UEFA Europa-League-Qualifikation antreten durfte. Nach Sichtung des Spielplans fiel meine Wahl auf das vergleichsweise attraktivste Spiel, die Partie CS Fola Esch gegen den schottischen Premier-League-Club Aberdeen Football Club.

Die Mannschaft des langjährigen Bundesligaspielers von Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Kaiserslautern, Jeff Strasser, trägt ihre Spiele in der 1. Liga Luxemburgs normalerweise im heimischen Stadion „Emile Mayrisch“ aus. Dies befindet sich in dem kleinen Örtchen Esch an der Alzette, ca. 20 km südlich der Hauptstadt Luxemburg-Stadt. Da dieser Ground aber den Charme eines absoluten Dorfsportplatzes versprüht und wohlwollend über eine Kapazität von 3.600 Zuschauern (inklusive nur 600 Sitzplätzen) verfügt, wurde das Spiel in das Nationalstadion der Hauptstadt verlegt. Dort trägt normalerweise die Nationalmannschaft ihre Spiele in der Qualifikation für Europa- und Weltmeisterschaften aus.

Und so ging es an einem schönen Donnerstagmorgen auf die Reise in das ca. 270 km entfernte Großherzogtum. Eine landschaftlich sehr schöne Fahrt, die hinter dem letzten Bevölkerungszentrum namens Köln größtenteils über eine vielbefahrene Bundesstraße führt. Dementsprechend muss man hier auch ein wenig mehr Zeit einplanen. Wenn man diese hat, wird man mit schöner Landschaft rund um die deutschen Städte Trier, Bitburg und Gerolstein belohnt.

Nach Überschreiten der Grenze war ich also tatsächlich in Luxemburg, das erste Mal in meinem Leben. Ein Land, welches uns mit der Ortschaft Schengen die europäische Reisefreiheit schenkte, welches den Präsident der europäischen Kommission stellt und welches auf dem Finanzsektor nicht immer den besten Ruf besaß. Aber das Problem kennen die Virgin-Islands schließlich auch.

Nach einer kurzen Fahrt auf einer unfassbar guten und leeren Autobahn gelangten wir in die Hauptstadt Luxemburg-Stadt. Nach Ankunft an unserem Hotel Parc Alvisse ging es mit dem Linienbus ins Stadtzentrum. Dort ist der Place d`Armes und der Place Guillaume II sicherlich der erste Anlaufpunkt in der Innenstadt.

Nach einer primären Kontaktaufnahme mit den dort feiernden ca. 300 Anhängern des schottischen Traditionsvereines ging es zu Fuß zum Stade Josy Barthel, dem bereits genannten Nationalstadion Luxemburgs. Das ist aus der Innenstadt innerhalb eines ca. 15-20minütigen Spazierganges erreichbar und verursacht bei dem ersten Blick ein leichtes Schmunzeln.

Die nicht zu verhindernde Erheiterung liegt vielleicht an dem Wort Nationalstadion, welches mit Blick auf Wembley oder das Stade de France immer ein wenig kolossal und monströs wirkt. In Luxemburg stellt sich die Situation ein wenig anders da. Ein kleines und vor allem in die Jahre gekommenes Stadion mit einem Fassungsvermögen von gut 8.000 Zuschauern, welches bei mir Erinnerungen an die 90er-Jahre verursachte, als mein VfL Bochum 1848 mehrmals im Kölner Südstadion antreten durfte/musste.

Nach Zutritt zum Stadion für den günstigen Eintrittspreis von 10 Euro erreichten wir unseren Block auf der Gegentribüne. In Höhe der Mittellinie wurden wir trotz absoluter Leere von einem Ordner zu unseren Plätzen geleitet. Zu diesem Zeitpunkt war ich tatsächlich auf der Suche nach einer versteckten Kamera.

Direkt nach dem Verzehr von zwei alkoholfreien Bieren der örtlichen Brauerei Bofferding und einer Chorizo-Wurst im Brötchen ging es pünktlich um 18.30 Uhr los. Da die Europa-League erst ab der Play-Off-Runde von der UEFA vermarktet wird, verzichtete der Veranstalter auf die beliebte Europa-League-Hymne und jegliches Vorprogramm. Dies hatte zu Folge, dass die Mannschaften unter David Guetta´s EM-Hit einliefen. Da die Lautsprecheranlage ein wenig „hallte“ eine weitere lustige Episode des Spiels.

Die sportliche Ausgangssituation war für die Gastgeber von CS Fola in die Kategorie „Schwierig“ einzuordnen. Nach der äußerst unglücklichen 1:3-Niederlage im Hinspiel in Schottland mit zwei Gegentoren in der 11-minütigen Nachspielzeit brauchte man schon ein kleines Wunder, um gegen die britischen Profis zu bestehen. Hierzu sollte man immer im Hinterkopf haben, dass die Spieler von CS Fola Esch maximal als Halbprofis ihr Geld verdienen. Jeder Spieler der Mannschaft hat neben dem zweifellos vorhandenen Talent auch noch einen „normalen“ Job. Deshalb würde ich das sportliche Niveau mit der deutschen Regionalliga vergleichen.

Auf der anderen Seite stand die Mannschaft des schottischen Traditionsvereins, mehrfachen Meisters und ehemaligen Europapokalsiegers Aberdeen FC. Die wurde in der vergangenen Saison hinter der Mannschaft von Celtic FC Vizemeister der schottischen Premier-League. Und auch wenn der schottische Fussball aufgrund der Finanzprobleme und des damaligen Ausscheidens von Rekordchampion Rangers FC große Qualitätsprobleme besitzt, so war in diesem Spiel keine Überraschung zu erwarten. Denn trotz aller Probleme handelt es sich bei der Mannschaft aus Aberdeen um eine gut bezahlte professionelle Fußballmannschaft, welche mit dem Nordiren Niall McGinn sogar einen Teilnehmer und Torschützen der UEFA Euro 2016 aufbot (Torschütze im Spiel gegen die Ukraine).

Sicher kann sich der geneigte Leser nun vorstellen, in welche Richtung das Spiel lief. Genau, nur in Richtung Tor des schottischen Torhüters Joe Lewis. Es spielte tatsächlich nur die Amateurmannschaft des krassen Außenseiters. Das war wirklich bemerkenswert und mitreissend. Es machte Spass, die Jungs von Fola Esch zu unterstützen. Die gingen in der Folge dank eines schönen Treffers des ehemaligen Saarbrücker Jugendspielers und Stürmers Samir Hadji in der 45. Minute in Führung und sorgten in der Halbzeitpause sicher für das ein oder andere schottische Magengrummeln.

Wer jetzt mit einer Reaktion der Briten in der 2. Halbzeit gerechnet hatte, wurde schwer enttäuscht. Das Spiel der Schotten gestaltete sich weiterhin müde, langsam und pomadig. Und wenn der Ball nach einem Fola-Schuss in der 80. Minute vom Innenpfosten in das Tor geprallt wäre, dann wäre die spürbare Enttäuschung der mitgereisten schottischen Fans sicherlich in blanke Wut umgeschlagen. So blieb es beim 1:0-Sieg der Luxemburger und einem blauen Auge für das Team aus Aberdeen. Die dürfen sich in Runde 2 nun am lettischen Vertreter Ventspils versuchen. Für die Strasser-Elf ist das Abenteuer Europa mal wieder in der 1. Runde vorbei. Mit dieser bitteren Situation musste die Mannschaft des Rekordnationalspielers Luxemburgs bereits im letzten Jahr klarkommen, als man als amtierender Meister gegen den kroatischen Meister Dinamo Zagreb ein wenig unglücklich ausschied.

Trotz des tollen Spiels war die geringe Zuschauerzahl von 1789 Zuschauern leicht enttäuschend. Mit einem in Sachen Sicherheit aufgepeppten einheimischen Stadion wäre dies vermutlich auch Zuhause möglich gewesen.

Da auch die übrigen luxemburger Vereine in der 1. Qualifikationsrunde ausschieden, konnten sich alle Bewohner ganz dem anschließenden EM-Public-Viewing auf dem Rathausplatz widmen. Ein insgesamt sehr schöner Abend mit leckerem Weißwein, tollen Pubs und netten Menschen. Nur das EM-Aus von Deutschland störte ein wenig.

Damit ist die Road to Basel endgültig beendet, es lebe die Road to Solna. Das ist übrigens ein Stadtteil von Stockholm und Schauplatz des Finalspieles 2017 in der Friends-Arena.

Danke fürs Lesen…jetzt folgt wieder einmal eine kurze Pause, da ich eine kleine Wandertour durch Wales absolvieren werde. Danach gehts im August weiter mit frischer Ware….ich habe zwar noch kein Ziel, aber viele Ideen…Stay tuned…!!!