Nach dem einwöchigen „Erholungsurlaub“ auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira ging es mit einem geplanten Stopover-Flug weiter in die Haupt- und Weltstadt Lissabon.
Hierfür nutzte ich diesmal einen Airbus A321 der portugiesischen Airline TAP, welche die Flughäfen Funchal/Madeira und Lissabon mehrmals täglich miteinander verbindet. In diesem Zusammenhang möchte ich Fans der zivilen Luftfahrt den Airport Madeira nochmals ans Herz legen. Vorbehaltlich eines vielleicht zukünftigen Besuches des unerreichten Airports der Insel St. Maarten in der Karibik ist der Airport Madeira für Flugzeugfans ein absolutes Muss. Sicher ist es oft windig, sicher wackelt das Flugzeug enorm, trotzdem kriegt man bei Start und Landung unfassbare Ausblicke geboten. Dies gilt natürlich auch für ein Flugzeugspotting entlang der Start- und Landebahn.
Nach Ankunft auf dem Airport Lissabon-Portela bezog ich das von mir gebuchte Zimmer im Hotel Tryp by Wyndham. Das Hotel ist gerade bei absoluten Kurzaufenthalten bzw. frühen Flugzeiten geeignet, da es nur 150 Meter vom Terminal entfernt liegt und fußläufig erreichbar ist. Hierzu waren die neuwertigen Zimmer sowie das wirklich reichhaltige Frühstück (ab 04.00 Uhr in der Früh) zu empfehlen.
Und da ich lediglich gute 1 1/2 Tage Zeit hatte, die Stadt zu erkunden, ging es nach einem kurzen Erfrischungsaufenthalt auch schon los. Das Stadtzentrum mit seiner U-Bahn-Station „Rossio“ ist mit einer ca. 20-30minütigen U-Bahn-Fahrt erreichbar. Hier würde ich Kurzreisenden vorschlagen, jede einzelne Fahrt zu bezahlen. Dies geht mit einer zuvor am Automaten erworbenen Karte (Guthaben von 3 Euro aufwärts aufladbar, Fahrpreis pro Fahrt ca. 1,25 Euro unabhängig von der Strecke). Mit dieser Karte kommt man zumeist billiger weg als mit dem Touristenpass für 18,50 Euro pro Tag.
Nach Ankunft am „Rossio“ kann man eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten erkunden, welche in unmittelbarer Nähe liegen und per Pedes erreichbar sind. Dabei handelt es sich in erster Linie um die „Unterstadt“ mit dem großen Handelsplatz „Praca de comercio“ am Ufer des Flusses „Tejo“, der schicken Fußgängerzone („Rua Augusta“) und den vielen groß angelegten Plätzen und Alleen. Weiterhin hat man Zugang zur berühmten Straßenbahnlinie Electrico (E)28, die durch äußerst schmale und steile Gassen die „Unterstadt“ mit der höher gelegenen Altstadt verbindet. Da es sich bei der Bahn um DEN TOURISTENMAGNETEN handelt, sollte man aber mit Rücksicht auf den eigenen Blutdruck nur an den Endstellen zusteigen. Hier besteht wenigstens die Chance, einen der wenigen Sitzplätze zu ergattern. Deshalb schlage ich die Haltestelle „Martim Moniz“ (auch mit der Metro erreichbar) als idealen Zustiegsort vor. Wenn man keine Lust auf die Fahrt mit der Straßenbahn nach „Oben“ hat, ist der „Hügel“ auch noch anders zu bezwingen. Dazu kann man natürlich seine eigenen Füße nutzen, dies ist aber meist auch sehr schweisstreibend. Wahlweise würde ich die äußerst interessante Mischung aus Seilbahn und Aufzug wählen, welche ebenfalls einen schnellen Aufstieg ermöglicht (Elevador de Santa Justa). Egal, wie man es dann macht, wenn man erstmal oben ist, kann man einen tollen Ausblick über die gesamte Stadt genießen. Dafür gibt es mehrere interessante Aussichtspunkte. Bei dem Besten, aber auch teuersten Aussichtspunkt, handelt es sich sicherlich um das Castelo de Sao Jorge. Ein Ausblick über die gesamte Stadt, einschließlich der Brücke des 25. April, welche ein wenig den Eindruck vermittelt, dass man sich in San Francisco aufhält und auf die Golden-Gate-Bridge schaut. Aber auch der alte Burghof sowie die Befestigungsmauern der Burg sind einen Besuch wert.
Was sich jetzt nach einem hohen Pensum an Sightseeing anhört, war aber leider nur die Spitze des Eisbergs in 1 1/2 Tagen. Denn spätestens am zweiten Tag musste ich feststellen, dass das U-Bahn-Netz zwar recht gut ausgebaut ist und im Innenstadtbereich keinen Wunsch übrig lässt, wichtige Sehenswürdigkeiten in den „Randbezirken“ werden aber nicht direkt angefahren. Und von diesen Sehenswürdigkeiten gab es weitaus mehr als erwartet, man kann tatsächlich sagen, dass Lissabon von mir ein wenig unterschätzt wurde. Bei den übrigen Verkehrsmitteln neben der Metro handelte es sich um eine Vielzahl von Bussen, die bereits beschriebenen altertümlichen Straßenbahnen oder alternative Verkehrsmittel. Die kosten dann richtig Zeit, welche man auf einer Kurzreise ja nie hat.
Auf meiner Fahrt vom zentralen Platz der Altstadt („Baixa“) mit vielen Geschäften nahe der U-Bahn-Station „Baixa Chiado“ wählte ich kurzerhand ein sogenanntes „Tuktuk“, dass ich eigentlich nur in Mumbai oder Neu Delhi erwartet hätte. Bei dem Gefährt handelt es sich letztlich um einen Piaggio-Roller mit Sitzbank, der wie ein Taxi anzumieten ist. Der Fahrer, ein netter Student aus Madeira, kutschierte mich daraufhin in den Stadtteil Belém, welche möglicherweise die interessantesten Sehenswürdigkeiten vorhält. Dabei handelt es sich um den Palast des Präsidenten der Republik, das Kloster Mosteiro de Jeronimos und den Torre de Bélem, einem Turm am Ufer des Tejo.
Aber auch für den Magen bietet der Stadtteil ein absolutes Highlight an. Das Café „Pasteis da Bélem“ serviert eine Lissabonner Spezialität, Pasteten aus Blätterteig mit heißer Vanillefüllung und einer Tasse Trinkschokolade. Was soll ich sagen, nach dem Verzehr fühlte ich mich im 7. Himmel, zumindest so lange, bis ich hörte, dass das Mahl ca. 4000 Kalorien hatte und nun eine Bergetappe bei der Tour de France nötig ist, um das abzutrainieren. Selbst für den gemeinen Fußballfan wie mich gibt es im Stadtteil Belém ein „Point of Interest“. Nämlich, das Stadion des Europa-League-Teilnehmers Belenenses Lissabon, das Estadio do Restelo. Und was soll ich sagen, ich habe eine Groundbesichtigung nicht geschafft. Jetzt kann man sicherlich gut nachvollziehen, dass ich wirklich Zeitnot besaß. Ein Fauxpas, der mir normalerweise nicht passiert.
Trotzdem empfinde ich dies als hervorragende Überleitung zum Fußball. Neben dem sicherlich interessanten Club Belenenses bietet Lissabon so einiges. Natürlich strahlen die Namen Benfica SL und Sporting CP über allem. Und so war es ein Muss, trotz der wenigen Zeit, zunächst einmal das Stadion des zweitgrößten Vereines der Welt, Benfica SL, zu besuchen.
Das Estadio da Luz, das Stadion des Lichts, mit einem Fassungsvermögen von 65.647 Zuschauern wurde anlässlich der EM 2004 erbaut und war u.a. Schauplatz des damaligen Finalspieles. Ferner fand in dem Stadion das UEFA-Champions League-Finale 2014 statt. Bereits bei Ankunft an der U-Bahn-Station „Colegio Militar/Luz“, die unterhalb der Shopping-Mall „Colombo“ liegt, wird einem die Bedeutung von Benfica bewusst. Ich kenne keinen Verein auf der Welt, der neben dem Fußball noch Geld mit dem Bingo-Spielen verdient. Davon zeugte ein recht großes Bingo-Kasino noch in der U-Bahn-Station.
Nach Verlassen der Shopping-Mall (oder wie es altdeutsch heißt „EKZ“), einer der größten Europas, gelangt man direkt zum Stadion. Bei dem Stadion des Lichts handelt es sich wirklich um einen sehenswerten Ground, der dem Betrachter auch aufgrund seiner aufwendigen Dachkonstruktion sehr individuell erscheint. Mal wieder eine schöne Sache, nicht die typische Einheitsarena zu sehen. Auf dem Stadiongelände war es trotz fehlenden Spielbetriebes sehr trubelig. Dies liegt daran, dass Benfica im Stadionbereich einen Anlaufpunkt für Fans geschaffen hat. Dabei handelt es sich neben dem Benfica-Museum (in einem überdimensionierten Fußball) um ein Funktionsgebäude, in welchem Media-Markt, Geschäftsstelle, Bistros und mehrere Fanshops untergebracht sind. Zum Thema Fanshop möchte ich anfügen, dass ich auf Madeira noch gemeckert und das Geschäftsverhalten der Portugiesen kritisiert habe. Diesbezüglich möchte ich jetzt Abbitte leisten und sagen „Wow, selten so irre Fanshops gesehen“. In diesem Funktionsgebäude gab es zwei riesengroße Fanshops. Der erste Shop gehörte Ausrüster Adidas, der mit allem aufwartete, was die drei Streifen zu bieten haben. Der zweite Shop gehörte Benfica, wo man wirklich alles kaufen konnte, was man im Nachgang überhaupt nicht brauchen kann. Selbst ein Trikot von Benfica ohne die drei Streifen von Adidas, natürlich ein wenig günstiger. Aber auch vor dem Stadion war die Tradition dank der Legendenmauer und Statue von Eusebio zu fühlen. Insgesamt ein Besuch, der Lust auf mehr bzw. der Lust auf ein Spiel in der Zukunft machte.
Da es aber auch an diesem Tag nicht ohne den live rollenden Ball gehen konnte, besaß ich für den Abend noch Tickets für den Lokalrivalen Sporting Club de Portugal. Die spielten in der UEFA-Europa-League gegen den deutschen Vertreter Bayer 04 Leverkusen. Dies passte mir ganz gut, da es vorab einfacher war, über den deutschen Verein Karten zu erhalten. Nach Ankunft am Estadio Jose Alvalade, welches direkt an der U-Bahn-Station Campo Grande liegt, musste ich zunächst feststellen, dass auch hier leckere Sachen vor dem Spiel gegessen werden. Die weltberühmten „Churros“, eine Mischung aus Teig, Fett und Zucker, waren heißbegehrt. Für alle anderen, die sich eventuell ein wenig gesünder ernähren wollten, war im Stadion ein LIDL-Markt vorhanden. Davon zeugte das große LIDL-Zeichen am Stadiondach. Bei mir traten spontane Schweissausbrüche auf, als ich an den ehemaligen Werbepartner meines Lieblingsvereines denken musste. Damals handelte es sich um das rote KIK-Logo, welches die Brust zierte.
Auch das Estadio Jose Alvalade wurde anläßlich der EM 2004 erbaut, ist wohltuend individuell und ein absolut stimmungsvolles Stadion. Nach Erreichen des Gästeblockes, der wie immer in einer Ecke des Oberranges eingerichtet wurde, war mir klar, dass die portugiesischen Fans aus Porto, Guimares oder auch Estoril anscheinend gerne Gegenstände nach unten werfen. Um dies zu verhindern, war der gesamte Gästeblock mit einem Fangnetz nahezu abgedichtet. Das sorgt in erster Linie für einen nicht optimalen Blick und ein wenig schlechte Laune. Das Spiel, welches mit einer netten Choreographie der Sporting-Fans startete, war insgesamt recht unspektakulär und endete mit 1:0 für den stark überlegenen deutschen Vertreter. Nach Abpfiff des niederländischen Schiedsrichters Björn Kuipers leerte sich das weite Rund mit den 26.000 Zuschauer doch recht schnell. Zumindest soweit sie Fans von Sporting waren. Die anwesenden 300 Fans der Werkself einschließlich meiner Person mussten noch ca. 20 Minuten im Block ausharren und den nicht eingesetzten Ergänzungsspielern von Bayer 04 bei den durchzuführenden Steigungsläufen zuschauen. Als wir dann endlich gehen durften, wurden alle Beteiligten vor dem Stadion gesammelt und von einem einzigartigen Polizeiaufgebot der nächsten U-Bahn-Station „überstellt“. Hierzu möchte ich sagen, dass das Polizeiaufgebot für einen Angriffskrieg gegen Costa Rica gereicht hätte. Und durch das absolut martialische Auftreten und dem vorhandenen Equipment (Schrotflinte, Gummigeschosse etc.) hatte selbst der aggressivste LEV-Fan sicherlich keine Lust auf eine doch so geliebte Hatz. Der einzig unbefriedigende Umstand für mich war, dass die anschließende U-Bahn-Fahrt ohne Halt direkt in die Stadt ging. Nur dumm, wenn man zu seinem Hotel am Airport möchte. Naja, vielleicht in einem anderen Leben.
In diesem Sinne….Adeus, Portugal…jetzt muss ich erst einmal ein paar Tage arbeiten, bevor ich wieder starte….STAY TUNED….