Bei einem Blick in die Chroniken aller ausgetragenen Fußball-Weltmeisterschaften fällt auf, dass die Mannschaften vom asiatischen Kontinent im Kampf um die Medaillenränge bislang nur eine höchst untergeordnete Rolle spielen konnten. Von den im asiatischen Fußballverband AFC organisierten 47 Nationalverbänden konnten sich mit Katar, Saudi-Arabien, Südkorea, Nordkorea, Japan, Indien, Australien, China, Kuwait, dem Iran, Indonesien, dem Irak und den Vereinigten Arabischen Emiraten insgesamt nur dreizehn Länder jemals für eine Endrunde qualifizieren. Als grösster Erfolg gilt hierbei die Halbfinal-Teilnahme Südkoreas bei der Heim-WM 2002.

Während der asiatische Nationalmannschafts-Fußball nach wie vor große Probleme besitzt, die riesige Lücke zu den europäischen oder südamerikanischen Konkurrenten zu schließen, läuft es im Clubfußball etwas besser. Dies gilt insbesondere für die Liga in Saudi-Arabien, welche mit Hilfe von Clubs wie Al-Nassr oder Al Hilal die Ronaldos, Neymars oder Benzemas dieser Welt mit fast schon sittenwidrigen Geldbeträgen in die Wüste locken konnte und dem europäischen Fußball damit unmissverständlich zeigt, wer in naher Zukunft der Chef im globalen Fußball-Ring sein möchte. Während dieses „Geschäftsmodell“ aufgrund der sprudelnden Petro-Dollars noch viele Jahre funktionieren dürfte, gibts mit der chinesischen Super-League aber auch schon die Mutter des Negativbeispiels. Mit Platzen der „Evergrande“-Immobilienblase in Guangzhou mussten viele Clubs ihre ausländischen Superstars unverzüglich wieder in die weite Fußballwelt freilassen und sich notgedrungen den einheimischen Talenten widmen.

Neben den angesprochenen asiatischen Fußball-Hochburgen wie Saudi-Arabien, Südkorea oder Japan, die den Konkurrenzkampf mit Europa aufgenommen haben, gibts auf dem grössten Kontinent der Welt mit seinen gut 4,3 Milliarden Einwohnern aber auch Länder, die im Konzert der Großen trotz ihrer „Fußballverrücktheit“ überhaupt keine Rolle spielen. Hierbei handelt es sich um die vielen südostasiatischen Länder, die sich mit Ausnahme Indonesiens (1938 als Vorgängernation Niederländisch-Indien) noch nie für eine WM-Endrunde qualifizieren konnten und auch bei den kontinentalen Asienmeisterschaften nie über eine kleinere Nebenrolle hinauskamen.

Um diesen Zustand zu ändern, entschlossen sich die Verantwortlichen der nationalen Fußballverbände von Brunei, Thailand, Malaysia, Singapur und den Philippinen im Januar 1984 zur Gründung der „ASEAN Football Federation“ (AFF), welche nicht eigenständig agiert, sondern als eine Art untergeordnete Regionalorganisation der allmächtigen „Asian Football Confederation“ (AFC) fungiert. Mit der Geburt eines eigenen regionalen Fußballverbandes wollte man die gemeinsame Energie bündeln und die Qualität des Wettbewerbs in der südostasiatischen Region steigern. Gut 40 Jahre später darf man konstatieren, dass dies nur teilweise gelungen ist, da sich immer noch keine südostasiatische Nationalmannschaft für eine Weltmeisterschaft qualifizieren konnte. Als grösste Errungenschaft der AFF gelten allerdings die neu erschaffenen Wettbewerbe für südostasiatische Club- und Nationalmannschaften, welche den Teams der auf 12 Nationalverbände angestiegenen ASEAN-Community tatsächlich mal die Möglichkeit auf den Gewinn eines Titels schenken.

Diese friedliche Ko-Existenz zwischen der AFC und der AFF ist für europäische Augen allerdings sehr ungewohnt, da es urplötzlich mehrere eigenständige Wettbewerbe gibt, die ein wenig an die beabsichtigte und viel diskutierte Gründung der „European Super League“ erinnern. Was in Europa vermutlich nicht funktionieren würde und für Fußball-Traditionalisten ein rotes Tuch darstellt, sehen die Asiaten weitaus pragmatischer. Am Beispiel der südostasiatischen Club-Mannschaften bedeutet dies, dass man sich in all dem internationalen Termin-Wirrwarr neben der anspruchsvollen AFC Champions League halt einfach noch den sogenannten „Shopee Cup“ der AFF gönnt. Gerade weil der „Shopee Cup“ aus sportlicher Sicht aber deutlich schwächer als die asiatische Königsklasse ist, dürfte der Beifall der teilnehmenden Spieler von Buriram United oder BG Pathum United aufgrund der hohen Belastung relativ leise ausfallen.

Das wichtigste Turnier der „ASEAN Football Federation“ bleibt aber weiterhin der Vergleich für Nationalmannschaften, welcher seit 1996 mit wenigen Ausnahmen im Zweijahres-Rhythmus ausgetragen wird und in Europa unter dem Namen „Tiger-Cup“ bekannt ist. Nach Ausstieg des Brauerei-Sponsors „Tiger“ firmiert das Turnier mittlerweile unter dem Namen „ASEAN Mitsubishi Electric Cup“ und fand im Dezember des vergangenen Jahres ohne einzelnes Gastgeberland zum 15. Mal statt. Auch wenn man das sportliche Niveau des Turniers im Vorfeld nicht unbedingt an den aus Europa angereisten Legionären festmachen sollte, musste man bei den abgebenden Clubs fast schon ein wenig schmunzeln. Während die Teams aus Vietnam, Kambodscha, Malaysia, Singapur, Laos und Myanmar in ihrem 26 Spieler umfassenden Kader auf europäische Auslandsprofis verzichteten, gab es bei den übrigen vier Teams den ein oder anderen weit gereisten Spieler. Besonders umtriebig war hier die Nationalmannschaft der Philippinen, welche zwar auf den Bochumer Gerrit Holtmann verzichtete, dafür aber mit Spielern des deutschen Regionalligisten FC Gütersloh, dem spanischen Fünftligisten CU Collado Villalba, dem schweizerischen Traditionsclub Grasshopper Club Zürich, dem kroatischen Zweitligisten HNK Vukovar 1991 sowie den norwegischen Zweit- bzw. Drittiligsten Aalesunds FK und Levanger FK anreiste.

Als großer Turnierfavorit galt einmal mehr Rekordsieger Thailand, der das Turnier bereits siebenmal gewinnen konnte. Bei einem Blick in den diesjährigen Kader der sogenannten „Kriegselefanten“ fiel auf, dass man mittlerweile auch auf dem europäischen Markt nach gut ausgebildeten Spielern mit thailändischem Stammbaum Ausschau hält. Dementsprechend befanden sich mit James Beresford, Patrick Gustavsson, William Weidersjö sowie Nicholas Mickelson drei Skandinavier und ein Engländer im Thai-Kader. Als absoluter Star des thailändischen Fußballs gilt allerdings Offensivakteur Supachok Sarachat, welcher aktuell beim japanischen Erstliga-Absteiger Hokkaido Consadole Sapporo tätig ist.

In Gruppe A traf Thailand am 3. Spieltag auf den Nachbarn aus Malaysia. Im Gegensatz zum wenige Tage zuvor besuchten Spiel der AFC Champions League Two war das kolossale Rajamangala-Nationalstadion an diesem Abend richtig gut besucht. Dementsprechend erhielt der ordnungsliebende Europäer in mir den ultimativen Eindruck, was Verkehrschaos in Thailand tatsächlich heißt. Glücklicherweise sprang diese ganz normale Anarchie im Stadtverkehr Bangkoks nicht auf die Organisation des Stadion-Einlasses über, welche mit asiatischer Ruhe und Ordnung in absoluter Perfektion durchgeführt wurde.

Nach Anpfiff des usbekischen Schiedsrichters Rustam Lutfullin zeigten beide Mannschaften, warum sie außerhalb Südostasiens nicht allzu viele Spiele gewinnen werden. Vor gut 25.000 Zuschauern wäre ein torloses Unentschieden das einzig plausible Ergebnis gewesen, wenn Malaysias Torhüter Haziq Nadzli in der 57. Spielminute nicht einen riesengroßen Aussetzer gehabt hätte, als er dem Gegner einen Rückpass mundgerecht servierte. Am Ende vollstreckte der bereits angesprochene Thai-Schwede Gustavsson und sorgte bei den begeisterungsfähigen Thai-Fans für absolute Ekstase. Man hätte fast den Eindruck gewinnen können, dass der thailändische Fußball auf direkten Wege in die Weltspitze sei.

Während die sogenannten malaysischen Tiger nach der Vorrunde die Segel streichen mussten und ihren spanischen Trainer Pau Marti Vicente dafür verantwortlich machten, zogen die Kriegselefanten erwartungsgemäß in die Finalspiele ein, wo sie im Hin-und Rückspiel allerdings etwas überraschend der Nationalmannschaft von Vietnam unterlagen (1:2 und 2:3).

Das war Thailand 2024…ein faszinierendes Land mit tollem Lifestyle und einer Fußballszene, die sportlich sicher nicht erstklassig aber durchaus sehenswert ist! Wie gehabt findet Ihr in meinen Social-Media-Netzwerken bei Instagram und Facebook weitere Fotos und bewegte Story-Bilder aus dem Rajamangala-Nationalstadion. Klickt Euch mal rein und lasst ein „Like“ da!

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