Die etwa 54.000 Bewohner der Färöer Inseln gelten wie viele ihrer skandinavischen Schwestern und Brüder als eine sehr sportliche Gesellschaft. Neben der eher individuell zu betreibenden Ausdauersportart Rudern finden vor allem die Ballsportarten Fußball und Handball großen Anklang in der äußerst aktiven Bevölkerung.

Dabei waren Fußballspiele auf den sogenannten „Schafsinseln“ zunächst eine eher freundschaftlich gepflegte Freizeitbeschäftigung ohne jeglichen Wettkampfcharakter. Obwohl der erste färöische Fußballclub TB Tvoroyi bereits im Jahr 1892 gegründet wurde, erfolgte die Einführung eines leistungs- und ergebnisorientierten Spielbetriebes erst fünfzig Jahre später. Allerdings blieb der färöische Fußball auch nach Einführung einer Meisterschaftsrunde lange Zeit eine lokal begrenzte Angelegenheit. Während sich die Fußballmeister vieler europäischer Länder ab Mitte der 1950er-Jahre im Europapokal der Landesmeister messen durften, mussten sich die Nachfahren der Wikinger nochmals über fünfunddreißig Jahre gedulden, bis mit KI Klaksvik erstmalig ein Meister von den Färöern ein Europapokalspiel bestreiten durfte (in der Premierensaison der UEFA Champions League 1992/1993). 

Dies hatte in erster Linie politische Gründe, da die Inselgruppe im Nordatlantik zwar weitreichende Autonomierechte besitzt, am Ende aber dann doch unter der staatlichen Souveränität des Königreiches Dänemark und Staatsoberhaupt Frederik X. steht. Dementsprechend mussten die Verantwortlichen des färöischen Fußballverbandes „Fotboltssamband Foroya“ (FSF) jahrzehntelange Überzeugungsarbeit leisten, bis die Insulaner tatsächlich in den Kreis der europäischen Fußballfamilie aufgenommen wurden. Diese besondere Ehre wurde bis zum heutigen Tag übrigens nur dem Fußballmutterland Großbritannien zuteil, welchem mit den Nationalmannschaften aus England, Schottland, Wales, Nordirland und Gibraltar eine Art Sonderrecht zugestanden wird.

Das erste Pflichtspiel der färöischen Nationalmannschaft wurde dann auch sofort ein Fall für die Geschichtsbücher des europäischen Fußballs. In der Qualifikation zur Europameisterschaft 1992 trafen die blutigen Amateure von den Färöern auf die arrivierte Nationalmannschaft aus Österreich, welche kurz zuvor an der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien teilnahm. Während Österreichs Stürmerstar Toni Polster vorab nur über die Höhe des Sieges sinnierte und sogar einen zweistelligen Auswärtssieg für möglich erachtete, wollten die unerfahrenen Färinger nur nicht untergehen. Deshalb war der 1:0-Sieg der Färöer Inseln in ihrem ersten Pflichtspiel überhaupt eine der grössten Fußball-Sensationen weltweit und für Österreich eine Blamage, die Trainer Josef Hickersberger noch heute zum Kopfschütteln animieren dürfte. Neben dem Torschützen Torkil Nielsen blieb vor allem Färöer-Torhüter Jens Martin Knudsen in Erinnerung, der nicht nur überragend hielt, sondern während des Spieles ein Kleidungsstück nutzte, das beim Fußball eher unüblich ist. Hierbei handelte es sich um eine strahlend weiße Bommelmütze, die nach dem Spiel zu einem unverwechselbaren Markenzeichen des Schlussmannes wurde.  

Leider hatte der historische Sieg der Färöer Inseln aber auch einen großen Wermutstropfen. Obwohl es sich um ein Heimspiel handelte, musste man ins Exil der schwedischen Stadt Landskrona ausweichen, da auf den heimischen Inseln zu dieser Zeit noch kein Stadion existierte, das den Anforderungen der UEFA auch nur ansatzweise entsprach. Zudem verfügten die wenigen Sportplätze auf den Inseln nur über Kunstrasenbeläge, welcher Anfang der 1990er-Jahre noch nicht für professionellen Fußball geeignet waren.

Auch wenn die Baupläne für das heutige Nationalstadion in der Hauptstadt Torshavn mit Sicherheit schon damals in der Schublade schlummerten, musste schnellstens eine qualitativ hochwertige Übergangslösung für die internationalen Heimspiele hervorgezaubert werden. Die Wahl fiel auf den kleinen Ort Toftir, welcher über einen Sportplatz verfügte, der Potential zur Weiterentwicklung besaß.

Am Ende entstand in dem 821-Seelen-Ort auf der Insel Eysturoy ein temporäres Nationalstadion, das guten Gewissens in dem Dateiordner „landschaftlich wertvoll“ abgespeichert werden kann. Da sich der ursprüngliche Sportplatz bereits auf einer schmalen Bergkuppe oberhalb des längsten Fjords der Inseln befand, musste für den Bau der Gegen- und östlichen Hintertortribüne ein Teil des Felsens weggesprengt werden. Mit dem zusätzlich errichteten Funktionsgebäude hinter der Haupttribüne und dem ersten Naturrasenplatz der Inselgruppe entstand mit dem „Svangaskard“ ein wirklich wunderschöner Panorama-Spielort, der sich von 1991 bis 1999 offiziell „Nationalstadion der Färöer Inseln“ nennen durfte. 

Glücklicherweise ist die Anfahrt aus der Hauptstadt Torshavn in der Gegenwart weitaus einfacher als Ende der 1990er-Jahre. Während die spanische Nationalmannschaft mit Spielern wie Pep Guardiola und Luis Enrique im Jahr 1996 noch Fähre oder Hubschrauber nehmen musste, kann man heutzutage den imposanten „Eysturoy-Tunnel“ nutzen, welcher auf einer Länge von elf Kilometern unter dem Atlantik verläuft und die Fahrtzeit zwischen Hauptstadt und den östlich gelegenen Inseln stark verkürzt.

Mit der Eröffnung des heutigen Nationalstadions „Torsvollur“ in der Hauptstadt Torshavn wurde es im „Svangaskard“ seit dem Jahrtausendwechsel wieder ein wenig ruhiger. Aktuell wird das Stadion mit einem Fassungsvermögen von 6.000 Zuschauern in erster Linie vom heimischen Erstligisten B68 Toftir bespielt. Obwohl der Club im Vergleich zu KI Klaksvik oder Rekordmeister HB Torshavn auf internationaler Ebene wenig bekannt ist, konnte man in der Vergangenheit immerhin dreimal die Meisterschaft gewinnen und rangiert im Meister-Ranking aller färöischen Clubs auf dem sechsten Platz.

Möglicherweise erinnert sich aber auch der ein oder andere Anhänger des SV Werder Bremen an ein Duell im Svangaskard. Im UEFA Intertoto-Cup 1995 gastierte die Mannschaft von der Weser in Toftir. Vor der ausbaufähigen Kulisse von 517 Zuschauern schossen Heimo Pfeifenberger (13.) und Bruno Labbadia (59.) einen schmucklosen 2:0 (1:0)-Sieg für den Favoriten heraus.

In der laufenden Kalenderjahr-Saison der „Betri Deildin“ dürfte die Mannschaft von B68 Toftir einmal mehr vergebens auf den ersten Meistertitel seit 1992 hoffen. Vor dem Duell mit EB/Streymur am 16. Spieltag stand man mal wieder im unteren Mittelfeld der 10er-Liga und konnte jegliche Ambitionen auf Meisterschaft oder Europapokal-Teilnahme bereits frühzeitig begraben. Auch im Duell mit dem Gast aus der Ortschaft Eidi sollte zunächst nicht allzu viel zusammenlaufen.

Vor durchweg gut gelaunten 200 Zuschauern lag man bis zur 79. Spielminute hochverdient mit 0:2 zurück und versprühte nur bedingt den Elan, dieses Spiel noch irgendwie drehen zu wollen. Das Spiel plätscherte einfach so dahin und veranlasste viele Anhänger der Heimmannschaft, sich bei Waffeln und Kaffee im Vereinsheim aufzuwärmen. Der überraschende Anschlusstreffer von Hojgaard weckte eine bis dato müde Mannschaft aus der völligen Lethargie und schenkte den Zuschauern eine intensive Schlussphase. Hier belohnten sich die Gastgeber von B68 dann doch noch, als der eingewechselte Magnus Holm Jacobsen sehenswert zum vielumjubelten 2:2-Endstand traf (85.).

Das alles übrigens wieder auf einem hochmodernen Kunstrasenplatz, der in seiner Evolution mittlerweile auf höchstem Niveau angekommen ist und den sehr kosten- und pflegeintensiven Naturrasen an vielen Orten dieser Welt für professionelle Spiele überflüssig macht.

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