Langsam aber sicher gehts in meinem Projekt „UEFA55“ ein wenig ruhiger zu, da die Feinplanung für die noch ausstehenden Fußball-Ligen in Kasachstan, Moldau, Russland, Israel, Aserbaidschan, Belarus und den Färöer Inseln aufgrund des unpassenden Spielplans oder der in Europa weiterhin bestehenden Kriegsaktivitäten in diesem Jahr einfach nicht möglich war. Da Qualität immer wichtiger als Quantität ist, habe ich die vergangenen Monate genutzt, um Qualitätslücken in meinem Blog zu identifizieren und umgehend zu schließen.

Diese Lücken bezogen sich zumeist auf die Ligen der deutschen Nachbarländer, die auf meiner Reise durch Europa in der Vergangenheit mit nur einem mickrigen Stadionbesuch bedacht und damit stark vernachlässigt wurden. Dementsprechend musste in diesem Jahr einiges nachgearbeitet werden, um das Gesamtbild meiner „UEFA55“-Reise nachzuschärfen. Nach einer spätsommerlichen Wochenendtour durch das an Sachsen und Bayern grenzende Nachbarland Tschechien ging es im November in den „hohen Norden“ zu unseren Nachbarn nach Dänemark, wo bislang nur ein Kurzbesuch des Hauptstadtclubs FC Kopenhagen in meiner Agenda stand. Das damalige Duell im Kopenhagener Stadion „Parken“ war natürlich viel zu wenig, um zumindest einen kleinen Einblick in die dänische Fußballkultur zu erhalten und mir ein abschließendes Bild von der „3F Superliga“ machen zu können.

Das angesprochene dänische Fußball-Oberhaus wurde im Jahr 1991 vollständig reformiert. Aus der nüchtern klingenden „1. Division“ wurde die „Superliga“, in welcher fortan nur noch 12 Clubs (vorher 14 Kontrahenten) um den dänischen Meistertitel kämpften. Auch wenn man dem Kind einen neuen Namen gab, änderte sich eine Sache nicht. Der Meister rekrutierte sich auch in der neuen dänischen Fußballwelt zumeist aus der Pheripherie der Hauptstadt Kopenhagen. Dementsprechend dreht sich in der dänischen Fußballwelt vieles um die beiden Kopenhagener Clubs FC Kopenhagen und Brøndby IF, die seit 1991 mit insgesamt 22 Meistertiteln nicht nur die erfolgreichsten Teams des Königreiches waren, sondern auch über die mit Abstand grösste Fangemeinde verfügen.

Bei all dem Fußballglanz auf den Kopenhagener Inseln Seeland und Amager übersieht man allerdings schnell, dass auch in den anderen Landesteilen sehr interessante Vereine auf einen Besuch warten. Dies gilt insbesondere für das Jütland, dem grössten dänischen Landesteil, den man aufgrund der geografischen Lage guten Gewissens als Festland Dänemarks beschreiben kann. Bei einem Blick in die Tabelle des dänischen Fußball-Oberhauses fällt auf, dass acht der zwölf teilnehmenden Vereine aus dem Jütland stammen. Somit waren kurze Wege an meinem Fußballwochenende in Dänemark garantiert.

Den Anfang machte ein Spiel der „1. Division“, welche nach Einführung der Superliga nun nur noch zweitklassig ist und in der Gegenwart den Namen des schwedischen Wettriesen „Nordic Bet“ trägt. Hier empfing der AC Horsens in der heimischen CASA Arena den kleinen Hauptstadtclub B 93 Kopenhagen.

Dass es in Horsens überhaupt professionellen Fußball gibt, ist letztlich einer Idee zu verdanken, die mir schon in Norwegen „durch den Blog lief“ und offensichtlich in allen Ländern Skandinaviens Anwendung fand. Bis Mitte der 1990er-Jahre war die Hafenstadt Horsens mit ihren knapp 65.000 Einwohnern ein weißer Fleck auf der dänischen Fußballlandkarte. Mit Ausnahme des Horsens FS, der zuletzt Ende der 1960er-Jahre in die Erstklassigkeit reinschnuppern durfte, passierte im leistungsbasierten Horsener Fußball nicht allzu viel. Um dies zu ändern, setzten sich die Verantwortlichen von insgesamt sechs lokalen Vereinen vor ziemlich genau 30 Jahren zusammen, um über die sportliche Entwicklung des Fußballs in ihrer Stadt zu diskutieren. Aus dieser Fusionsrunde ging letztlich der „Alliance Club Horsens“ hervor, welcher vordergründig zur gezielten Jugendförderung gegründet wurde, letztlich aber das bringen sollte, wonach die Leute lechzten: Profifußball!

Gut 30 Jahre nach Gründung des AC Horsens darf man konstatieren, dass das Experiment durchaus geglückt ist. Auch wenn jetzt nicht der ganz große Fußball dabei rausgekommen ist, spielte man insgesamt zehn Spielzeiten erstklassig und durfte in der Saison 2012/2013 sogar in der Qualifikation zur UEFA Europa League ran. Nachdem man sich gegen den schwedischen Bruder Elfsborg IF durchsetzen konnte, war gegen den portugiesischen Spitzenclub Sporting CP in den Play-Offs zur Gruppenphase Endstation.

In der Gegenwart spielt die Mannschaft des ehemaligen Rostocker Zweitligaprofis Martin Retov nun schon im dritten Jahr in Folge im dänischen Fußball-Unterhaus. Gegen den Tabellenneunten aus Kopenhagen musste an diesem bitterkalten Freitagabend unbedingt ein Sieg her, um sich in der Spitzengruppe festsetzen zu können. Vor 1.883 Zuschauern brachte man dem neunfachen Altmeister aus Kopenhagen relativ schonend bei, dass es an diesem Abend überhaupt nichts zu holen gibt. Am Ende stand durch Tore von Heimer (Eigentor, 27.), Frederiksen (66.) und Pingel (73.) ein völlig ungefährdeter 3:0 (1:0)-Heimsieg, mit dem man an Tabellenführer Odense BK dran blieb.

Aus der wirklich schicken Casa Arena mit ihren exklusiv angeordneten Flutlichtmasten und der perfekt verkleideten Hintertortribüne aus Stahlrohr ging es nach einer kurzen Nacht weiter in Richtung Süden nach Hadersleben!

In den angeschlossenen Social-Media-Accounts bei Instagram und Facebook sind wie gewohnt weitere Fotos und bewegte Story-Bilder vom Spiel in Horsens verfügbar! Klickt Euch doch mal rein!

STAY TUNED…BLEIBT AUF EMPFANG!