In den vergangenen fast eineinhalb Jahren war mein fußballbezogenes Leben aufgrund der aggressiven Corona-Pandemie sehr lokal. Obwohl ich meinen VfL Bochum 1848 beim verdienten Aufstieg in die erste Fußball-Bundesliga „vor Ort“ live begleiten durfte, fehlte meinem Blog und mir etwas ganz existenzielles zum Atmen:

Das Herzens-Projekt „UEFA 55“ und die damit verbundenen Reisen zu Europas kleinen und großen Sportplätzen und Stadien!

In der letzten Woche war es endlich einmal wieder soweit. Trotz weiterhin vorhandener Virusproblematik und erhöhtem Aufwand bei der Reiseplanung führte mich mein Weg nach Slowenien, wo in der nationalen „Slovenska Nogometna Liga“ der perfekt terminierte 7. Spieltag auf dem Programm stand.

Bevor der Ball in Celje, Maribor und Ljubljana am Wochenende rollen sollte, gab es vorab eine leckere österreichische Vorspeise mit slowenischem Gewürz…sozusagen die Zugabe vor der Premiere.

In Graz, der mit knapp 300.000 Einwohnern zweitgrössten Stadt der Alpenrepublik, wollten sich mit Platzhirsch SK Sturm und dem slowenischen Meister NŠ Mura zwei Mannschaften für die Gruppenphase der UEFA Europa League qualifizieren. Diese recht glückliche Fügung im europäischen Spielplan stellte für mich eine absolute Win-Win-Situation dar.

Dies bezieht sich in erster Linie auf die eigentliche Spielpaarung. Noch vor der Einreise in die ehemalige Teilrepublik des Vielvölkerstaats Jugoslawien konnte ich mir so einen ersten Überblick über die Leistungsfähigkeit des slowenischen Meisters verschaffen. Zudem waren Flugpreise- und Zeiten in die nur knapp 50 km von der österreichisch-slowenischen Grenze entfernte Metropole nicht nur freundlicher für den eigenen Biorhythmus, sondern schonten meinen imaginären (Fußball-)Reise-Etat im Vergleich zu einer Direktanreise wenigstens ein bisschen.

Im Rückspiel der Play-Off-Runde musste die Slowenen aus der kleinen Gemeinde Murska Sobota eine 1:3 (1:1)-Heimniederlage aus dem ersten Vergleich wettmachen. Durchaus eine schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass sich die Mannschaft von Trainer Ante Simundza in der vorherigen Runde nur mit Mühe und Not gegen den litauischen Meister FK Vilniaus Žalgiris durchsetzen konnte.

Bei meiner Ankunft am 1997 neu erbauten Stadion im Grazer Stadtteil Liebenau fiel mir sofort der mit großen weißen Leuchtbuchstaben illuminierte Stadionname ins Auge! Auch wenn es mittlerweile absolute Normalität ist, dass Spielstätten nach zahlungskräftigen Sponsoren wie kosmischen Versicherungsunternehmen benannt werden, musste ich mich sofort an den ersten Namensgeber des Stadions erinnern. Nach Fertigstellung wurde die Sportstätte nach einem der berühmtesten Söhne der Stadt benannt…und das sogar zu Lebzeiten der betreffenden Person. Was normalerweise nur Cristiano Ronaldo auf Madeira schafft, war in Graz einem gewissen Arnold Schwarzenegger vergönnt. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als der gute Arnie in Kalifornien in die Politik einstieg und als Gouverneur seine Rolle als Terminator einfach weiterspielte. Nachdem Schwarzenegger im Jahr 2005 trotz Gnadengesuch ein Todesurteil vollstrecken ließ, entbrannte im Grazer Stadtrat eine Diskussion über die „Werbefähigkeit“ des ehemaligen Hollywood-Stars. Diese Art des Liebesentzugs gefiel „Conan dem Barbaren“ überhaupt nicht. Er entzog der Gemeinde kurzerhand jegliche Namensrechte und wollte fortan nur noch als „Kindergarten-Cop“ punkten.

Vor 8237 frenetischen Zuschauern ließ der SK Sturm Graz auch im Rückspiel nicht mehr viel anbrennen und zog das erste Mal seit der Saison 2011/2012 in die Gruppenphase der UEFA Europa League ein. Die Mannschaft aus der Hauptstadt der Steiermark siegte durch Tore des georgischen Nationalspielers Otar Kiteishvili (38.) und „JJ“ Jakob Jantscher (66.) völlig verdient mit 2:0 (1:0). Die Slowenen kamen zu keiner Zeit richtig in die Partie und waren lediglich punktuell gefährlich. Zudem mussten sie ab der 54. Minute ohne Mittelfeldmotor Matic Marusko auskommen, welcher durch den spanischen Referee Sanchez Martinez völlig zu Recht des Feldes verwiesen wurde.

Als Trostpflaster dürfen die Slowenen nun in der Gruppenphase der UEFA Europa Conference League antreten. Ob die Laune der direkt neben mit sitzenden Auswechselspieler dann besser wird, bleibt abzuwarten. Bei den Gegnern Tottenham Hotspur, Vitesse Arnhem oder auch Stade Rennes wären Punktgewinne eine Überraschung. Aber auch für die Grazer könnte die Gruppenphase eine Etage höher nicht unbedingt lustig werden. Als Gegner warten die Schwergewichte PSV Eindhoven, AS Monaco und Real Sociedad de San Sebastian.

Zum Abschluss eines schönen aber auch sehr regnerischen Auftaktabends der Tour durch Österreich und Slowenien gab es dann noch ein leckeres Bier der lokalen „Puntigamer“-Brauerei. Die ist Hauptsponsor des SK Sturm und seit Jahren sogar im offiziellen Vereinsnamen verewigt. Ich war jedenfalls sehr froh, dass ich nicht bei Red Bull Salzburg, dem FC Flyeralarm Admira, Cashpoint Altach oder dem TSV Prolactal Hartberg zu Gast war.

Das war die erste Episode aus Graz, einer Stadt, die ich bislang nicht wirklich auf dem Schirm hatte…die aber sehr vielseitig und interessant war. Manchmal ist es ärgerlich, dass man sich für ein Reiseziel nicht die Zeit nehmen kann, die es eigentlich verdient hätte.

Auf der nächsten Etappe ging es aus Graz über Maribor nach Celje.

STAY TUNED…bleibt auf Empfang!