Die Zeit rennt…endlich wieder! Nach zwei langen Jahren der kontrollierten und vor allem limitierten (Reise-)Offensive fand das Jahr 2022 einen Ausgang in den sehnsüchtig erwarteten Normalzustand. 

Der Begriff „Normal“ stand vor der Pandemie nach landläufiger Meinung eher für einen grauen Durchschnittsalltag, welcher vielmehr den Hauch von Langeweile als eine unbändige Abenteuerlust versprühte und nur in den seltensten Fällen mit den aufregenden Aspekten des Lebens in Verbindung gebracht werden konnte. Nach der wirklich kräftezehrenden Corona-Zeit mit vielen unterschiedlichen Freiheitsbeschränkungen und dem damit verbundenen Verlust von sozialen Kontakten definiere ich die zurückerhaltene Normalität für mich persönlich mittlerweile anders, nämlich als positiven Ausdruck des persönlichen Lebens, das jeder so selbstverständlich führen sollte, wie er möchte.

Allerdings war der Start ins Jahr 2022 äußerst holprig. Dies lag an der Omikron-Variante des Corona-Virus, welche zu Beginn des Jahres nicht nur für die unerwartete Rückkehr der Geisterspiele sorgte, sondern auch jegliche Reisepläne aufgrund der neuerlichen Beschränkungen zumindest fraglich erschienen ließ. Glücklicherweise verlor das Omikron-Monster recht schnell seinen Schrecken und gestattete mir schon im Februar einen einwöchigen Aufenthalt auf der Mittelmeerinsel Malta. Damit war das nächste kleine Mosaiksteinchen in meinem Gesamt-Projekt „UEFA55“, der (fußball-)kulturellen Reise durch Europas große und kleine Ligensysteme, geschafft. 

Die drei Spiele der BOV Premier League mit illustren Teams wie dem FC Birkirkara oder den Sliema Wanderers waren gleichbedeutend mit der endgültigen Rückkehr auf die internationale Bühne…dem Schauplatz, der fast zwei Jahre nur im Notfallmodus bedient werden konnte und für meinen Fußball- und Reiseblog letztlich existenziell ist.

Deshalb bin ich sehr froh, dass das Jahr 2022 mit dem Schwerpunkt „UEFA55“ zahlreiche Highlights produzierte und mit dem Erlebten dafür sorgte, dass mein Fußball-Blog endlich wieder seiner anfänglichen Bestimmung gerecht werden konnte. Auch wenn ich mich mit einer Erlebnis-Rangliste aufgrund der Individualität sämtlicher Reiseziele äußerst schwer tue, gibt es in diesem Jahr drei Reisen, die aufgrund der sportlichen, zwischenmenschlichen oder länderspezifischen Erlebnisse in die Kategorie „Herausragend“ eingestuft werden müssen:

Im März waren die italienischen Städte Genua, Mailand und Turin das Ziel eines Wochenend-Trips nach Italien. Die vielleicht letzte richtig große europäische Fußballnation, die mir in der imaginären Liste noch fehlte, wurde bis zu diesem Zeitpunkt aus unerfindlichen Gründen äußerst stiefmütterlich von mir behandelt. Rückblickend eine Tatsache, die mir fast ein wenig peinlich ist, da der italienische Profifussball und seine Fans wirklich alles für dieses Spiel geben. Ich habe selten mehr Begeisterung, Wut, Traurigkeit und überschwängliche Freude, verbunden mit diesem speziellen italienischen Lebensgefühl, in einem einzigen Spiel gesehen. Auch wenn der italienische Fußball mit Sicherheit ein Gewaltproblem besitzt, kommt man als Fußballromantiker nicht um dieses Land herum. Neben dem unfassbaren italienischen „Dolce Vita“ sind es vor allem die altehrwürdigen Stadien gewesen, die mich an meine Jugend und die Fußball-WM 1990 erinnert haben. Deshalb war es mir wichtig, diese Fußball-Paläste wie das San Siro von Mailand oder das Stadion Luigi Ferraris in Genua vor dem unvermeidbaren Abriss live zu erleben.

Das skandinavische Land Norwegen stellte im Juni das komplette Alternativprogramm zum italienischen Stiefel dar. Hier ging es für ein Fußballfeuerwerk von vier Erstliga-, zwei Pokal- und einem Zweitligaspiel in die Provinz Rogaland und die dazugehörige Metropolregion Stavanger/Sandnes. Die Heimat des wohl exklusivsten norwegischen Fußballexports aller Zeiten, Erling Haaland, animierte mich zu unvergesslichen Wanderungen auf den Mission-Impossible-Felsen „Preikestolen“ oder den 1000 Meter hohen Kjerag-Felsen im Lysefjord. Speziell die zweite Wanderung brachte mich an meine Grenzen und entlohnte mit einem atemberaubenden Ausblick. Auch wenn der norwegische Fußball auf Nationalmannschaft-Ebene in der jüngeren Vergangenheit nicht sonderlich erfolgreich war, kann man „Norge“ durchaus als echtes Fußballland bezeichnen…auch wenn es die Einwohner vielleicht selbst noch gar nicht wissen. Die sehr ausgeglichene Liga mit der Ohrwurm-Einlaufhymne und dem schnörkellosen Offensiv-Fußball hat richtig Spass gemacht, auch Dank der unerwartet heißblütigen Fans. Mein besonderer Dank geht hier an meinen Gastgeber Sigve Hogstad, ohne den die Woche vermutlich genau so viel gekostet hätte, wie zwei Wochen Thailand im All-Inklusive-Modus.

Eine Reise in die ehemalige Sowjetrepublik Armenien und seine Hauptstadt Yerevan dürfte für viele Westeuropäer mit einer Expedition der USS Enterprise in die unentdeckten Weiten des Weltalls vergleichbar sein. Dies bezieht sich in erster Linie auf die kulturellen Besonderheiten des kaukasischen Binnenlandes als ältestes christliches Land der Welt und die größtenteils unbekannte Fußball-Landschaft der Fastex Armenian Premier League mit Vereinen wie dem FC Ararat Yerevan oder Alashkert Martuni. Ich durfte das gut 4000 Kilometer von Deutschland entfernte Land mit seiner (Fußball-)Kultur im November besuchen. Rückblickend ein Besuch, der mich gefordert, zugleich aber auch beeindruckt hat. Das bergige Land ist abseits der sehenswerten Hauptstadt nahezu unberührt und offeriert zahlreiche ursprüngliche Naturlandschaften. Dazu gesellte sich bei meinen Gastgebern eine interessante Mischung aus Gelassenheit, Gastfreundschaft und Lebensfreude, die man in anderen Ländern oft vermisst. Das sportliche Highlight war sicher das letzte Gruppenspiel des FC Pyunik in der UEFA Europa Conference League, bei dem ich Dank einer Akkreditierung mittendrin statt nur dabei sein durfte. Auch hier möchte ich mich bei Arno Sargsyan und Artush Mkrtchyan für die Hilfestellung bedanken.

Das war mein äußerst kurzweiliges (Fußball-)Jahr 2022…eine völlig „normale“ Reise über die Fußballplätze dieser Welt. Neben den vollständigen Geschichten aus Italien, Norwegen und Armenien gibts auf dieser Webseite selbstverständlich viele weitere Abenteuer aus diesem Jahr. Klickt euch beispielsweise in das gemütliche Fußballhotel im slowakischen Trnava, das Meisterschaftsfinale von San Marino, in das charakteristische Zagreber Stadion Maksimir oder das englische Aufstiegsfinale im ikonischen Wembley Stadion. Zudem findet ihr viele Fotos und bewegte Story-Bilder in den „Henning Loves Football“-Netzwerken bei Facebook und Instagram.

Herzlichen Dank für das weiterhin vorhandene Interesse an meinem kleinen Blog aus der Reise- und Fußballwelt und die vielen Interaktionen in den sozialen Netzwerken. Ich wünsche Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und würde mich freuen, wenn Ihr mir auch im Jahr 2023 weiterhin gewogen bleibt.

STAY TUNED…BLEIBT AUF EMPFANG!

  • Das Jahr 2022 begann mit einem Geisterspiel im Bochumer Ruhrstadion