Die ersten Vorrundenspiele der UEFA Euro 2016 sind absolviert! Ich bin mir bislang treu geblieben und habe noch keine unstillbare Lust verspürt, nach Frankreich zu reisen. Dafür habe ich mir Mitte dieser Woche eine weitaus wichtigere Sportveranstaltung vorgenommen, die Kids-EM 2016. Die fand in Castrop-Rauxel statt und verwöhnte mich rückblickend mit Fußball der Extraklasse.

An dieser Stelle erzähle ich gerne etwas von der Anreise zum jeweiligen Spielort. Die gestaltete sich diesmal ein wenig unkomplizierter und vor allem kostengünstiger. Ich setzte mich ohne Online-Check-In und Sicherheitskontrolle pünktlich um 08.45 Uhr in mein Auto und nahm ausnahmsweise nicht die Auffahrt zur A42, die mich sonst nahezu direkt zur Startbahn des Airports Düsseldorf geleitet. Es ging zum altehrwürdigen Stadion an der Bahnhofstraße, der Heimspielstätte der SG Castrop-Rauxel.

Nach pünktlicher Ankunft gegen 08.52 Uhr fühlte ich mich aufgrund des kurzen „Fluges“ mal nicht übermäßig gestresst und war sogar noch in der selben Zeitzone. Nur die übliche Frage einer Flugbegleiterin zur richtigen Wahl des Sandwiches („Wurst oder Käse, Cheese or Beef?“) fehlte mir an diesem Morgen.

Ich war also angekommen an einem der interessantesten Grounds in Deutschland, wer erinnert sich nicht an das bislang grösste Spiel in diesem Stadion am 24.05.1990? Damals siegte eine Prominentenauswahl des Kölner Privatsenders RTL mit Spielern wie Bernd und Karl-Heinz Förster oder auch Günter Netzer vor über 10.000 Zuschauern gegen eine Castroper-Rauxeler Stadtauswahl. Das Programm konnte sich damals sehen lassen, da RTL so ziemlich alles an B-Prominenz schickte, was nicht schnell genug auf den Baum kam. Wer nun mit Namen wie Werner Schulze-Erdel, Uli Potofski und Hans Meiser etwas anfangen kann, ist zumindest nicht in den 1990er Jahren geboren.

Das Stadion wurde im Jahr 2007 grundlegend renoviert, erhielt einen Kunstrasenplatz sowie einen neuen Funktionsbereich (Kabinen und Clubheim) und wird nun SG-Arena genannt. Leider verlor das Stadion hierdurch ein wenig an Charme, da die Tribünen und das charakteristische Portal abgerissen wurden.

Das Turnier der Castrop-Rauxeler Grundschulen, kurz Kids-EM genannt, wurde von der Stadt Castrop-Rauxel in Zusammenarbeit mit dem Castroper Stadtsportbund und diversen lokalen Sponsoren meines Erachtens sehr gut organisiert. Das muss man in diesen oft kritischen Zeiten auch einmal anerkennen und hervorheben.

Mich interessierte in erster Linie das Turnier der ersten und zweiten Klassen. Hier trat die Mannschaft meiner Tochter Maya, die Truppe der Grundschule Am Hügel, für Portugal an. Der perfekte Zeitpunkt, meine Tochter in Anlehnung an Cristiano Ronaldo nun MU7 zu nennen.

Die Truppe von Trainer Till und Teammanagerin Frau Nöthe wirkte von Anfang an hoch konzentriert und fokussiert. Meine Tochter MU7 war zunächst damit beschäftigt, die Magie ihrer neonpink-neongelb-farbenden Fussballschuhe zu entfachen. Das klappte in der Folge nach Verzehr einer Bockwurst im Brötchen.

Trotz leichter Stellungsfehler und eines recht langsamen Spielaufbaues kämpfte sich meine Tochter ins Spiel und besaß relativ schnell rote Wangen.

Das erste Spiel konnte die Mannschaft in der Folge auch erfolgreich bestreiten und gewann dank Sturmtank Alex souverän mit 3:0 gegen die deutsche Mannschaft. Die Truppe war nun wie der Nordire Will Grigg „on Fire“ und gewann auch das zweite Gruppenspiel Dank eines späten Treffers mit 2:1 gegen Belgien. Deshalb konnte man sich im letzten Gruppenspiel ein müdes 1:4 gegen Island erlauben, da man bereits für das Halbfinale qualifiziert war. Selbst dieses Spiel besaß einen absoluten Höhepunkt, da der Ehrentreffer erstmals durch ein Mädchen aus der Mannschaft erzielt wurde. Torschützin war MU7-Mitspielerin Martha. Ein durchaus bekannter Name in der Frauenfussballwelt, zumindest in Brasilien.

So stand die Mannschaft verdient im Halbfinale gegen die Schweiz. Das Spiel startete nach der dritten Regen- und Gewitterunterbrechung mit Verspätung und wurde nach Führung knapp und äußerst unglücklich mit 1:2 verloren. Die kleinen Eidgenossen jubelten, die kleinen Portugiesen weinten. Nun ja, zumindest bis zum Spiel um Platz 3, dass die Jungs und Mädels von der iberischen Halbinsel im Siebenmeterschiessen gegen Irland gewannen. Nach regulärer Spielzeit hatte es 2:2 gestanden. Beim Shoot-Out ist besonders Torhüter Steven hervorzuheben, der einfach mal alle Schüsse der Iren hielt und meiner Tochter einen eigenen Siebenmeter ersparte. Vielleicht keine schlechte Idee, da die Fähigkeiten meiner Tochter beim Strafstoß sicher noch stark ausbaufähig sind.

Die Mannschaft feierte jedenfalls den dritten Platz nach Erhalt des Pokals und der Medaillen durch Bürgermeister Rajko Kravanja. Es gab den beliebten Kindersekt Robby Bubbles aus dem Pokal. So früh lernen Champions!

Herzlichen Glückwunsch übrigens an die Wikinger aus Island. Die wurden überraschenderweise Europameister. Und das sowas von verdient!!!

Ich bin jetzt auf der Suche nach einem Fußballverein mit großem Mädchenanteil. MU7 ist nun voll „ON FIRE“ und will an den Ball.