Eine Flugreise auf die Färöer Inseln kann zu jeder Jahreszeit eine turbulente Angelegenheit werden. Dies liegt in erster Linie an der sehr windanfälligen Lage der Inselgruppe in den Weiten des Nordatlantiks und den ständig wechselnden Wetterbedingungen mit einer spannenden Mischung aus Sonne, Regen, Sturm und Nebel.

Dementsprechend muss man auch im eher kühlen färöischen Sommer mit Höchsttemperaturen um die 15 Grad Celsius jederzeit damit rechnen, dass der gebuchte Flug aufgrund eines Sommersturmes gestrichen oder zumindest nach hinten verlegt wird. Auch die französische Fußball-Nationalmannschaft dürfte sich im Herbst 2007 auf ein völlig entspanntes EM-Qualifikationsspiel in der Inselhauptstadt Torshavn gefreut haben. Was als Kurztrip im schwedischen Malmö begann, entwickelte sich zu einer beispiellosen Odyssee durch Nordeuropa, die Spieler wie Franck Ribery, Thierry Henry oder Karim Benzema sicher noch heute zu einem gequälten Lächeln veranlassen sollte.

Zunächst konnte die Privatmaschine des Typs „Avro BAe 146“ aufgrund starken Nebels nicht auf den Färöern landen. Da sich die Sichtbedingungen auch innerhalb einer einstündigen Warteschleife nicht nachhaltig verbesserten, entschloss sich der Pilot, zum Auftanken ins schottische Aberdeen auszuweichen. Mit vollem Tank und neuem Optimismus ging es aus Schottland wieder auf die Färinger-Route, wo die „undurchsichtige“ Situation bei Ankunft weiterhin Bestand hatte und eine sichere Landung unmöglich machte. Also kehrte man zurück auf das skandinavische Festland, wo nun der Flughafen der norwegischen Stadt Bergen auf die Mannschaft von Trainer Raymond Domenech wartete. Nach erneutem Auftanken sollte der dritte Landeversuch an diesem Tag doch nun endlich klappen. Schließlich musste die „Equipe Tricolore“ nur einen Tag später ein wichtiges Spiel im europäischen Fußball-Kalender absolvieren. Um es vorweg zu nehmen, auch der dritte Anflug an diesem Tag scheiterte aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen. Deshalb ging es final zurück nach Bergen, wo Anelka und Co. etwas ungeplant die Nacht verbringen mussten.

Man kann nur hoffen, dass sich Spieler und Verantwortliche des französischen Fußballverbandes an diesem Abend auf leichte norwegische Kost beschränkten, da der folgende Tag noch etwas herausfordernder für Kopf und Magen werden sollte. Dies lag an den starken Turbulenzen, die den Nebel beim Landeanflug ablösten und einen kleckerfreien Umgang mit der beliebten Kotz- und Spucktüte voraussetzten. Am Ende war es die anspruchsvolle Querwind-Landung, die selbst bei dem coolsten und emotionslosesten Spieler zu einem Festival der Gefühle geführt haben dürfte….inklusive dem irgendwie verpönten „Landungsklatschen“.

Die französische Nationalmannschaft gewann das Spiel übrigens leicht und locker mit 6:0 (2:0) und bescherte dem san-marinesischen Schiedsrichter Gabriele Rossi einen ruhigen Abend. Der völlig unerfahrene Unparteiische befand sich bereits für ein U21-Spiel auf den Inseln und vertrat kurzfristig den eigentlich angesetzten türkischen Spielleiter, welcher seine Anreise aufgrund der Wetterkapriolen abbrechen musste!

Wer es trotz aller Unwegbarkeiten mit dem Schiff oder Flugzeug auf die einzigartige Inselgruppe geschafft hat, wird mit unberührter Natur und einem unfassbar schönen Panorama beschenkt. Allein der Tourbeginn auf der Flughafeninsel Vagar mit Sehenswürdigkeiten wie dem berühmten „Mulafossur“-Wasserfall, dem malerischen Dorf Bour oder der rasanten Schnellboot-Fahrt zur Felsenformation „Drangarnir“ setzte die Messlatte für die kommenden Tage sehr hoch! Auch wenn der Fußabdruck des nervigen Massentourismus langsam aber sicher größer wird, hat man im Vergleich zum nordischen Konkurrenten Island auf vielen Wanderwegen noch genug Ruhe, um die schroffe Naturlandschaft mit ihren Fjorden, Bergen und Seen zu genießen. Allerdings darf man auch nicht verschweigen, dass sich die Einwohner der Inseln diesen exklusiven Tourismus sehr gut bezahlen lassen. Während ein Mietwagen in Portugal zur Hauptsaison schon für 20 Euro pro Tag zu haben ist, kann die gleiche Fahrzeugklasse auf den Färöern schnell den zehnfachen Preis kosten!

Die zuvor angedeutete Schönheit der Inseln schließt auch die zahlreichen Stadien und Fußballplätze der sportbegeisterten Gesellschaft mit ein. Deshalb ist es gar nicht so einfach, ein Ranking der schönsten Sportstätten zu erstellen, da man seinen persönlichen „Wow“-Effekt an fast jedem Ort der Inseln findet.

Falls man sich dennoch an solch ein subjektives Ranking herantraut, dürfte das Stadion in der fünftgrößten Gemeinde der Färöer Inseln gute Chancen auf einen Spitzenplatz besitzen.

Der 1.511-Seelen-Ort Fuglafjordur auf der Insel Eysturoy ist aufgrund seiner Lage am Ende des gleichnamigen Fjords ein „Städtchen“ aus dem Bilderbuch. Dies gilt auch für das Stadion des heimischen Sport- und Fußballclubs IF Fuglafjordur. Der eigentlich schnöde Kunstrasenplatz mit dem Namen „I Flotugerdi“ wäre vermutlich völlig uninteressant, wenn er nicht auf einem schmalen Plateau oberhalb des Dorfkerns errichtet worden wäre. Dank dieser exponierten Lage ergibt sich auf der in den Berg gebauten Tribüne ein Panorama, das jedem Fußballromantiker mindestens eine Träne runterkullern lässt.

In der Gegenwart spielt die färöische Fahrstuhlmannschaft schlechthin nach dem achten Abstieg mal wieder in der 2. Liga, der sogenannten „1. Deild“! Obwohl in dieser Liga insgesamt zehn Mannschaften am Spielbetrieb teilnehmen, müssen sich die Jungs aus Fuglafjordur am Ende aber „nur“ gegen drei Konkurrenten durchsetzten, um die neunte Erstliga-Rückkehr zu realisieren. Dies liegt an der Teilnahme von sechs Reservemannschaften, die selbstverständlich nicht mit ihrer ersten Mannschaft in der ersten Liga konkurrieren dürfen und somit vom Aufstieg ausgeschlossen sind. 

Am 16. Spieltag kam es im Stadion „I Flotugerdi“ zum Vergleich mit einem der drei Aufstiegs-Konkurrenten. Hierbei handelte es sich um Hauptstadtclub AB Argir, welcher vor Anpfiff satte neun Punkte mehr auf dem Konto hatte und die Favoritenrolle nicht leugnen konnte. Vor gut 100 Zuschauern entwickelte sich ein unterhaltsames Fußballspiel, das irgendwo zwischen deutschem Verbands- und Oberliganiveau operierte.

Nach der frühen Gästeführung durch Reynslag (12.) hatte Fuglafjordur-Kapitän Karl Lokin kurz vor der Halbzeit die Möglichkeit, vom Elfmeterpunkt auszugleichen. Der Sechser scheiterte allerdings an AB-Keeper Sorensen und musste in der zweiten Halbzeit mitansehen, wie seine Mannschaft vom nun überlegenen Gast überrumpelt wurde. Bei Abpfiff von Schiedsrichter Hojgaard stand es 3:1 (1:0) für die Gäste, welche nun ihrerseits gute Chancen auf eine Erstliga-Rückkehr besitzen. 

In meinen Social-Media-Netzwerken bei Instagram und Facebook gibt’s einmal mehr bewegte Story-Bilder und weitere Eindrücke vom Spiel in Fuglafjordur. Klickt Euch doch gerne mal durch!

STAY TUNED…bleibt auf Empfang!