Nach einer intensiven ersten Woche mit insgesamt drei Fußballspielen in Singapur und Neuseeland sollte nun der etwas ruhigere Teil des Urlaubes starten! Zumindest dachte ich dies! Denn Sightseeing kann bei Überdosierung schon recht stressig sein. Aber so war es vorab geplant, ich hatte nur vier Wochen in Neuseeland und das Ziel, möglichst viel aufzusaugen.
Direkt nach dem Spiel an der Kiwitea Street ging es mit dem Auto in Richtung Süden der Nordinsel Neuseelands. Beim nächsten Ziel handelte es sich um das kleine Dörfchen Waitomo Caves, knapp 200 km südlich von Auckland. In Waitomo befinden sich mehrere Höhlensysteme, in welchen Millionen von Glühwürmchen leben. Nach einer kurzen Nacht im örtlichen „Bed and Breakfast“ ging es morgens auf Höhlentour. Hierzu wählten wir den Anbieter „Spellbound“ aus, welcher im Vergleich zum weitaus bekannteren Anbieter der „Waitomo Glowworm Caves“ ein anderes Höhlensystem mit kleineren Reisegruppen von maximal 10 Personen aufsucht! Absolut sehenswert und magisch, zumindest dann, wenn sich die Augen an die absolute Dunkelheit gewöhnt haben!
Aus Waitomo Caves ging die Reise weiter in das bekannteste und beliebteste Thermalgebiet Neuseelands, die Region um die Städte Taupo und Rotorua! Die Stadt Taupo am größten See Neuseelands, dem Lake Taupo, bietet in erster Linie ein perfektes Angebot für Wellness und Erholung. Davon konnte ich mich bei „DeBretts“ heißen Thermal-Quellen überzeugen, ein wirklich entspannender Ausflug und gut für meine, zu diesem Zeitpunkt, sonnenverbrannte Haut! Natürlich hat Taupo auch eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Neuseelands zu bieten! Die „Huka Falls“ am Waikato-Fluß sind mehrstufige Wasserfälle. Der zunächst knapp 100 Meter breite Fluß schrumpft in Höhe der Huka-Falls auf 15 Meter Breite zusammen. Das nun kanalisierte Wasser wird sehr „schnell“ und schießt zum Ende aus 11 Metern Höhe als Wasserfall über die Klippe! Erst im März stürzten sich zwei Kajak-Fahrer im Auftrag des im Fußball verhassten Brauseherstellers „Red Bull“ die Klippen herunter. Kann man sich bei You Tube anschauen, schön irre! Aber auch aus der Rubrik „sinnloses Wissen“ kann ich für Taupo einen absoluten Kracher zum Besten geben. Das örtliche Mc-Donalds-Restaurant wurde als das weltweit „coolste“ Restaurant der Burger-Kette ausgezeichnet. Schuld ist möglicherweise das im Garten stehende Flugzeug, in welchem man seine Apfeltasche genießen kann! Bis zu diesem Zeitpunkt ging ich davon aus, dass das coolste McDonalds am Bochumer Hauptbahnhof steht. Man lässt sich aber gerne eines Besseren belehren.
Die nicht allzu weit entfernte Stadt Rotorua war für mich persönlich ein absoluter Hotspot des Neuseeland-Urlaubs. Die 53.000-Einwohner-Stadt ist so etwas wie das Zentrum für thermale Aktivitäten. Überall in der Stadt befinden sich dampfende Thermalquellen, die leider aber auch für den einzig negativen Aspekt der Stadt sorgen. Im gesamten Stadtgebiet riecht es permanent nach Schwefelwasserstoff, besser bekannt als Faule-Eier-Geruch! Neben den thermalen Aktivitäten besitzt der Ort aber auch viele andere Facetten. In Rotorua befindet sich eine sehr große Maori-Community. Die kleinen Dörfer und Gemeinden der Maori im Stadtgebiet wirken im Zusammenspiel mit den Thermalquellen sehr mystisch und spirituell. Hervorheben möchte ich hier die Maori-Gemeinde Te Whakarewarewatanga O Te Ope Taua A Wahiao, in der Kurzform Whakarewarewa genannt. Hier wird alles ein wenig zusammengefasst, man erhält einen Einblick in die sicher nicht immer einfache Lebensweise der Maori. Zudem befinden sich im Dorf unzählige thermale Quellen mit den bekanntesten Geysiren der Stadt (Pohuto- und Prince-of-Wales-Geysire). Selbst die Freunde des gepflegten Mittagessens kommen dort nicht zu kurz. Im Bistro wird das beliebte „Hangi“ angeboten. Das Wort beschreibt zunächst einmal nur die Art des Kochens. Hierbei werden die Speisen in große Blätter eingewickelt und in einem Erdloch verstaut. Nach Zugabe von heißen Steinen wird das Erdloch zugeschüttet und die Speisen garen über Stunden. Die Hangi-Gerichte sind sehr fleischlastig und entwickeln natürlich einen besonderen Geschmack. Ich sage es mal so, sicher ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. Meine Mitreisende sah das komplett anders und sorgte dafür, dass ich zwei Portionen genießen durfte.
Wer von thermalen Aktivitäten nicht genug kriegen kann, dem lege ich da Wai-O-Tapu Thermal Wonderland ans Herz. Der 40 Hektar große Park besteht aus vielen mit Wasser gefüllten Vulkankratern, die aufgrund der hohen Wassertemperaturen bzw. der im Wasser beinhalteten Metalle eine faszinierende Farbgebung besitzen (z.B. der „Champagner Pool“). Aber auch der im Ort befindliche zweitgrösste Binnensee Neuseelands, der Lake Rotorua, ist mindestens einen Spaziergang wert. Allein schon aufgrund seines überdurchschnittlichen Schwefelgehaltes und der damit verbundenen gelb-grünlichen Färbung.
Aus Rotorua ging die Fahrt weiter in Richtung Wellington, das längste Teilstück der Reise. Für die 452 Kilometer benötigte ich mit kurzen Pausen knapp 8 Stunden und hatte schon das Gefühl, recht ordentlich durchgekommen zu sein. Wie bereits beschrieben muss man für Autoreisen in Neuseeland viel Zeit einplanen. Wenn alles perfekt klappt, schafft man in einer Stunde gute 60 Kilometer.
Wellington, die Hauptstadt Neuseelands und damit südlichste Hauptstadt der Welt besitzt knapp 191.000 Einwohner und ist damit nur wenig größer als das nordrhein-westfälische Herne. Die Stadt befindet sich am südlichsten Zipfel der Nordinsel und ist so etwas wie das Tor zur Südinsel Neuseelands. Von hier starten alle Fährpassagen gen Süden.
Trotz der vielleicht geringen Größe im Vergleich zu anderen Hauptstädten bietet Wellington dennoch ein tolles Lifestyle und vermittelt so den Eindruck einer, zugegeben kleinen, Weltstadt. Neben dem weltbekannten „Cable Car“, dem Wahrzeichen der Stadt, gibt es weitere sehr interessante Sehenswürdigkeiten wie das Parlament Neuseelands, das Hafenviertel sowie das Ausgehviertel Cuba Street mit unzähligen Pubs und netten Restaurants. Über allem strahlt natürlich das neuseeländische Nationalmuseum Te Papa Tongarewa. Ein wirklich monumentales Museum mit vielen interaktiven Ausstellungen über die Geschichte des Landes. Das Museum auf seinen fünf Etagen ist kostenfrei zu betreten und ein absolutes Muss! Der vielleicht beste Aussichtspunkt der Stadt ist auf dem Mount Victoria beheimatet, wo man einen wunderschönen Blick auf die gesamte Stadt genießen kann. Zudem bietet dieser Aussichtspunkt einen fantastischen Blick auf den internationalen Flughafen und die im Landeanflug befindlichen Flugzeuge. Für „Spotter“ eine gute Gelegenheit, da man die Flugzeuge fast anfassen kann, wenn sie durch die Bucht fliegen.
Nach dem ersten kurzen Aufenthalt in Wellington mit intensivem Sightseeing ging es mit der Fähre zur Südinsel Neuseelands. Die knapp dreistündige Fahrt lohnt sich in jedem Fall. Allerdings sollte man nicht unbedingt anfällig für Reise- und Seekrankheiten sein, da man nach Verlassen des Hafens bzw. der Bucht am Stadtteil Miramar direkt in die Cook-Meeres-Straße einfährt. Die nach Kapitän Cook benannte Seestraße ist einer der stürmischsten Routen der Welt. Dementsprechend war der Aufenthalt „auf Deck“ nicht unbedingt die beste Idee zum Erhalt der Frisur. Selbst dann nicht, wenn man Drei-Wetter-Taft benutzt. Von dem deutlich erhöhten Wellengang möchte ich gar nicht sprechen. Bei Erreichen der Südinsel fährt man in den Marlborough Sound ein, ein ausgedehntes Fjordsystem mit vielen Halbinseln. Während sich die Fähren auf ihrem Weg zum Fährhafen Picton durch unzählige Fjorde schlängeln, soll man hin und wieder sogar Delfine sehen. Ich kann das von mir persönlich hier leider nicht behaupten.
Nach der Ankunft in Picton musste die Reiseroute zunächst einmal geringfügig geändert werden. Dies lag an dem Erdbeben im November 2016, durch welches viele Überlandstraßen stark beschädigt wurden. Durch diesen Umstand sind viele Orte im Osten der Südinsel bis zum heutigen Tag nur durch sehr lange und strapaziöse Umwege zu erreichen. So auch der Ort Kaikoura, bekannt aufgrund seines umfangreichen maritimen Tierlebens, der aus dem Norden nach wie vor faktisch abgeschnitten ist.
Die folgenden zwei Wochen auf der Südinsel waren nichts desto trotz atemberaubend, da die Südinsel in Sachen „Natur, Tierleben und Landschaft“ vielleicht noch ein wenig mehr zu bieten hat, als die weitaus dichter besiedelte Nordinsel.
Aus Picton ging es mit einem Zwischenstopp im Wintersportort Hanmer Springs zunächst in die grösste Stadt der Südinsel, nach Christchurch! Auch wenn ich das Wort „eindrucksvoll“ teilweise ein wenig zu inflationär nutze, diesmal ist es mehr als angebracht. Nicht weil diese Stadt so übermäßig schön ist, sondern weil man sehen kann, was mit einer Großstadt passiert, wenn ein verheerendes Erdbeben über sie hereinbricht. Im Februar 2011 ereignete sich in der Region ein Erdbeben, welches 185 Menschen den Tod brachte. Die gesamte Stadt wurde mehr oder weniger sehr stark beschädigt. Bis zum heutigen Tag mussten knapp 12.000 Gebäude im gesamten Stadtgebiet abgerissen werden, über 100.000 Häuser waren oder sind stark reparaturbedürftig.
Gute sechs Jahre später sind die Spuren des Erdbebens immer noch allgegenwärtig. Bis auf ganz wenige unbeschädigte Sehenswürdigkeiten ist die Stadt Christchurch mit ihren 341.000 Einwohnern eine große Baustelle. Überall sieht man weiterhin abgestützte Gebäude, einsturzgefährdete Ruinenhäuser und eine nahezu unfassbare Anzahl von Freiflächen, welche zumeist als Parkplatz genutzt werden. Eindrucksvoll ist in diesem Zusammenhang, was die Menschen aus dieser Situation machen. Trotz der weiterhin bestehenden Erdbebengefahr und der vielen Beschädigungen geht das Leben mit all seinen Vor- und Nachteilen einfach weiter. Hört sich komisch an, aber aufgrund des Erdbebens sind ja nun diverse Sehenswürdigkeiten dazu gekommen. Da das Wahrzeichen der Stadt, die Kathedrale, weiterhin stark beschädigt und nicht zu betreten ist, hat man als Ersatz einfach eine Kathedrale aus Stahlrohren und Kartonage gebaut. Ein ähnliches Bauwerk habe ich auf dieser Welt noch nie gesehen. Aber auch die Shoppingmall mit dem passenden Namen RE:Start, ein provisorisches Einkaufscenter aus Containern, wirkt irgendwie surreal. Das absolute Muss in Christchurch ist für mich das Denkmal für die Opfer des Erdbebens. Unweit der neuen Papp-Kathedrale befinden sich an der Einmündung Cashel Street/Madras Street 185 weisse Stühle für jedes Opfer. Zeit für ein wenig „innehalten“.
Trotz aller Probleme ist Christchurch eine Stadt, die sich über jeden Touristen freut und auch angewiesen ist. Weitere Highlights sind der botanische Garten am River Avon und das nahegelegene Canterbury-Museum. Aber auch eine Stadtrundfahrt mit der unbeschädigten und nun restaurierten historischen Straßenbahn sollte man in jedem Fall machen. Ich habe meinen Aufenthalt auch aufgrund unser tollen Gastgeber Jo und Kerry mehr als genossen.
Aus Christchurch ging es weiter nach Dunedin, eine Stadt die mit ihrem Umland und den vielen naturbelassenen Stränden vielleicht erst auf den zweiten Blick für mich ihre Schönheit offenbarte. Zunächst ging es zum örtlichen Bahnhof, der laut Reiseführer die Sehenswürdigkeit schlechthin darstellt. Kann ich so unterschreiben, wenn man diesen Bahnhof sieht, denkt man eher an ein Schloß als an einen Bahnhof. Dumm nur, dass außer einem Touristen-Show-Zug nahezu kein regulärer Zug mehr irgendwo hinfährt. Also ein Bahnhof ohne Eisenbahn. Eine weitere Sehenswürdigkeit der Stadt Dunedin ist dafür aber weltweit bekannt. Die Baldwin Street, die mit 35 % Steigung steilste Straße der Welt! Nun ja, was soll ich dazu wieder sagen? Ich habe die regennasse Straße mit meinem Ford Focus Automatic irgendwie bezwungen, auch wenn es hart an der Grenze war. Die zahlreich anwesenden chinesischen Besucher haben mich jedenfalls doof angeguckt, als ich mit dem berühmten Kick-Down startete. Zumindest war ich erleichtert, als ich wieder unten war. Bei der Fahrt nach oben dachte ich mit leichten Schweissperlen auf der Stirn daran, dass ich jeden Moment nach hinten wegkippen könnte. Falls man in Dunedin ein wenig Zeit besitzt, sollte man auf jeden Fall zur nahegelegenen Halbinsel Otago Peninsula fahren. Dort besteht die Möglichkeit, Albatrosse und Pinguine in freier Wildbahn zu erleben. Dazu noch eine Fahrt die es aufgrund der Straßenverhältnisse in sich hat. Aber auch die nördlich von Dunedin gelegenen „Moeraki-Boulders“, eine äußerst ungewöhnliche Felskombination am Strand, die doch stark an die weibliche Brust erinnern.
Nach dem kurzen Aufenthalt in Dunedin stand das nächste große Highlight vor der Tür. Der Besuch auf Stewart Island, eine Insel mit absolut unberührter Natur und dazu der südlichste Punkt Neuseelands. Dementsprechend ist die Anreise nicht ganz so einfach, man kann entweder die Fähre nutzen oder mittels Flugzeug einschweben. Was sich jetzt wieder mal sehr bequem anhört, war tatsächlich weitaus strapaziöser. Da wäre zunächst mal die „Fähre“, dieser Begriff hört sich immer nach einem großem Schiff inklusive eines Kaffee und einer Zigarette an Deck an. Leider handelt es sich bei der Fähre nach Stewart Island um ein kleineres Katamaran-Schiff mit zumeist starkem Seegang und einer nicht endenden Fahrtzeit von einer Stunde. Die Reise mit dem Flugzeug ist je nach Magengefühl aber auch nicht viel besser. Statt einem mondänen Airbus wird der gut 20minütige Flug mit einer „Britten Norman Islander“ absolviert, ein Propeller-Flugzeug mit 10 Sitzplätzen, welches auf seinen Überflügen mit teilweise starken Scherwinden zu kämpfen hat. Ich entschied mich jedenfalls für das Abenteuer mit dem Flugzeug. Dies startete vom kleinen Regionalairport Invercargill. Lustig war hier unser Pilot, der zunächst gar nicht als solcher zu erkennen war. Oder hat euer Pilot schon mal den Check-Inn, das Beladen des Flugzeuges und das Boarding am Gate übernommen? Der anschließende Flug nach Stewart Island war wirklich ein überragendes Erlebnis, zum Glück bei Windstille. Trotz dieses glücklichen Umstandes weiss ich nun, was der Wind für eine Kraft haben muss, wenn er große Jumbo-Jets einfach durchschüttelt.
Der 24stündige Aufenthalt auf Stewart Island war hervorragend dazu geeignet, einfach mal vollständig zu endschleunigen. Denn auf der Insel gibt es nur die Inselhauptstadt Oban mit ihren 400 Einwohnern. Ein kleiner Supermarkt, ein Hotel mit angeschlossenem Pub, eine Polizeistation und eine Kirche! Das war es schon. Dafür bietet die Insel aber unberührte Natur, malerische Strände, Seelöwen in freier Wildbahn und einen atemberaubenden Sonnenaufgang. Was will man mehr?
Nach dem etwas holprigen Rückflug nach Invercargill ging es weiter zum berühmtesten Fjord des Landes, dem Milford Sound! Hierfür schlägt man sein Lager in dem Ort Te Anau auf, welcher als Ausgangspunkt für Reisen in den Sound dient. Aus Te Anau führt der Highway 94, eine der malerischsten Strecken Neuseelands, auf einer Länge von 120 Kilometern zum Milford Sound. Doch Vorsicht ist geboten, bei der Strecke handelt es sich wieder mal um eine Sackgasse. Dazu gibts auf den 120 Kilometern hin und auf den 120 Kilometern zurück weder eine Tankstelle, noch einen Kiosk oder Starbucks. Mit anderen Worten, man muss genügend Proviant und Benzin im Fahrzeug mitführen. Wer das beherzigt, wird mit wirklich unfassbaren Landschaften und einer Fahrt durch den Homer-Tunnel belohnt. Dieser doch recht gruselige Tunnel im Hochgebirge weist nur eine schmale Fahrbahn mit Schotter auf und darf auf einer Länge von 1300 Metern abwechselnd befahren werden. Bei der Tour durch den Milford Sound sollte man ein kleines Schiff mit begrenzter Besucheranzahl nehmen, da man sich auf der Fahrt in die tasmanische See wie ein Entdecker fühlt und sogar „durch“ die Wasserfälle geschippert wird.
Nach Tagen mit viel Natur ging es aus Te Anau nach Queenstown. Mal wieder eine richtige Stadt, mit Menschen, Nightlife, Action und Spass. Dazu war bei unserer Ankunft auch noch St.Patricks-Day, ein gerade in englischsprachigen Ländern gern genommener Partytag. Die Stadt Queenstown mit ihren „nur“ 12.000 Einwohnern wirkt tatsächlich viel größer und ist ein absoluter Touristenmagnet. In der City befinden sich unzählige Clubs und Bars, dazu ist man in dieser Stadt absolut aktiv. Man kann alles machen, was der Freizeitsektor so hergibt. Skifahren, Jetboot-Fahren, Bungeespringen, Mountainbiking und Wandern sind hierbei die Hauptaktivitäten. Mein Höhepunkt war aber wieder mal der Blick von Oben. Mit der Seilbahn ging es hoch auf den „Bob´s Peak“, von wo man einen fantastischen Blick auf Queenstown und den Lake Wakatipu erhält, das war tatsächlich Postkartenidylle. Auch meine Freundin Kathrin hatte in Queenstown ihren persönlichen Höhepunkt. Endlich war er da, der neuseeländische Nationalvogel, der Kiwi. Zwar nicht in freier Wildbahn, aber das war an diesem Tag egal. Auch ich muss sagen, dass der Kiwi ein faszinierendes Tier ist.
Selbst auf dem kulinarischen Sektor gab es in Queenstown noch ein Highlight. Die Pommes-Bude „Fergburger“ ist so etwas wie der beliebteste Burgerschmiede der südlichen Hemisphäre. Spätestens ab dem Zeitpunkt, als sich Teenie-Idol Justin Bieber dort einen Burger rein knallte. Deshalb ist der Laden zu fast jeder Tages- und Nachtzeit stark frequentiert, die Warteschlange kann schon mal 100 Meter lang sein. Ich war vormittags da, zwar eine eher skurrile Zeit für einen Burger, aber was solls. Ich fand das Ding jedenfalls tatsächlich legendär.
Aus Queenstown ging es über Wanaka und seinem wahnsinnigen Irrgarten in einen Ort namens Franz-Josef. Der Name ist tatsächlich Programm. Franz Josef hört sich nach Österreich, Bergen, Sissi und Edelweiss an. Und genau so war es auch. Franz Josef ist einer der beliebtesten Wintersportorte des Landes. Wenn man sich gewisse Sachen wegdenkt, könnte man wirklich meinen, in Österreich oder den Alpen zu verweilen. Grösste Attraktion des Ortes ist der Franz-Josef-Gletscher, bei welchem man zu Zeiten der globalen Erderwärmung sieht, dass es leider so langsam zu Ende geht mit dem ewigen Eis. Insgesamt sehr beeindruckend, aber auch beängstigend.
Aus den Bergen ging es über die Pancake-Rocks in der Nähe von Greymouth so langsam zurück in Richtung Norden. Nach einer Tageswanderung durch den Abel-Tasman-Nationalpark und einer letzten Dosis Natur ging es mit der Fähre zurück in die Hauptstadt Wellington. Hier stand das letzte Fußballspiel der Reise auf dem Programm.
Die Partie zwischen Wellington Phoenix und den Newcastle Jets war ein weiterer neuseeländisch-australischer Vergleich in der bereits im ersten Teil meines Blogs beschriebenen Hyundai A-League. Leider war die Tabellensituation am 24. Spieltag ein wenig verzwickt für beide Vereine. Denn die Tabelle lügt ja bekanntlich nie. Die 10 Vereine der A-League spielen nach der regulären Runde von 27 Spieltagen noch Meister-Play-Offs aus. Leider qualifizieren sich für diese Play-Offs nur die ersten sechs Mannschaften. Da die (Phoe)nix zu diesem Zeitpunkt mit 5 Punkten Abstand auf den ersten Play-Off-Platz auf Platz 7 standen, war vier Spieltage vor Schluss nicht unbedingt von einem Fußballwunder auszugehen. Dies galt schon gar nicht für die Australier aus Newcastle, die nicht nur eine 2300 km lange Reise hinter sich hatten, sondern mit einem Punkt weniger auf dem fast chancenlosen Tabellenplatz 8 rangierten.
So ging es am Abend des 26.03.2017 mit relativ geringen Erwartungen in das größte Stadion Wellingtons, das Westpac-Stadium. Nach dem unechten Heimspiel der Phoenix in Auckland nun endlich ein echtes Heimspiel. Das Stadion, welches aufgrund seiner Rundform liebevoll „Kuchenform“ genannt wird, befindet sich im Hafenviertel Wellingtons. Wobei der Begriff Hafenviertel noch ein wenig untertrieben ist. Das Stadion steht mehr oder weniger neben den großen Kreuzfahrtschiffen, Containern und Tankern direkt am Wasser der Bucht von Wellington. Die Arena mit einem Fassungsvermögen von maximal 40.000 Zuschauern ist multifunktional. Neben den diversen Sportarten wie Rugby, Cricket und Fußball findet in dem Stadion so ziemlich alles statt, was den Einwohner von Wellington interessiert (Musikkonzerte, Militärparaden, Wrestling).
Bereits auf dem langgezogenen Weg zum Stadion bemerkte ich, dass das heutige Spiel sicher nicht der Zuschauermagnet sein würde. Knapp eine Stunde vor Spielbeginn befanden sich nur wenige Menschen auf dem Weg zum Stadion.
Aber genau das war an diesem Tag ein schöner Nebeneffekt. Aufgrund des geringen Zuschauerinteresses war es mir möglich, während des Spiel im gesamten Stadion unterwegs zu sein. So konnte ich eine Reihe von interessanten Fotos schiessen. Auch das Spiel war trotz des fast aussichtslosen Tabellenstandes beider Teams ein absoluter Knaller, zumindest für das Heimteam. Denn die Hausherren schossen die Gäste aus Australien mit einem 5:0 (2:0)-Sieg aus dem Stadion. Der harte Kern unter den 4824 Heimzuschauern war ob des höchsten Saisonsieges derartig begeistert, dass man sich nach einem Countdown sämtlicher T-Shirts entledigte und „Oberkörperfrei“ feierte. Die vier Auswärtsfahrer aus Australien waren ein wenig geerdeter und wollten einfach nur noch weg.
Der Sieg der Wellington Phoenix war umso überraschender, da auf dem Platz lediglich der zweite Anzug der Mannschaft agierte. Dies lag an einem WM-Qualifikationsspiel für die WM 2018 in Russland. Nur zwei Tage nach dem Ligaspiel der Phoenix trat in Wellington die Nationalmannschaft Neuseelands gegen die Fidschi-Inseln an. Dementsprechend waren alle Nationalspieler bereits abgeordnet. Das würde es in Europa wahrscheinlich nicht geben, in Ozeanien und Australien spielt die Liga mit anderen Spielern aus der 2. Reihe einfach weiter.
Wirklich geholfen hat der Sieg am Ende nicht mehr, da sich die Mannschaft der Western Sydney Wanderers den 6.Platz am Ende nicht mehr nehmen ließ. Die Truppe der Wellington Phoenix landete mit sechs Punkten Abstand auf dem 7. Platz, die Australier aus Newcastle holten gar keinen Punkt mehr, wurden 10. und damit Letzter.
Ein weiterer Unterscheid zu Europa war sicher die neuseeländische Nachspielphase. Direkt nach Abpfiff des Spiel konnten die Fans auf den Rasen hinter dem Tor. Dort wurde durch Ordner ein Seil gespannt. Nachdem einige Supporter artig hinter dem Seil warteten, kam die Mannschaft in die „Kurve“, schrieb fleißig Autogramme und kam Fotowünschen ausdauernd nach. So muss es sein.
Das letzte Kuriosum wartete bei Verlassen des Stadions, ein Schild mit der Aufschrift „Kein Alkohol nach diesem Punkt“. In Deutschland würde dies nach einem grandiosen 5:0-Kantersieg vermutlich zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen.
Das bereits genannte WM-Qualifikationsspiel zwischen Neuseeland und den Fidschi-Inseln endete 2 Tage später übrigens 2:0 für die Gastgeber. Warum erzähle ich das eigentlich? Weil ich in meinem Ibis-Hotel noch auf das Schiedsrichtergespann mit ihren Trainingsanzügen der FIFA und der Oceania Football Confederation traf. Jedenfalls waren der 4. Offizielle Nelson Sogo (Salomonen-Inseln) und der Schiedsrichter-Assistent Folio Moeaki (Tonga) richtig nette und offene Typen! War ein nettes Gespräch.
Mein Urlaub in Neuseeland endete, wie er im Flugzeug begann. Mit dem Thema „Herr der Ringe“ und „Hobbits“. Hierzu ging es am letzten Tag nach Matamata, wo das originale Filmset der Filme steht und perfekt vermarktet wird. Es war wirklich der perfekte Abschluss eines unfassbaren Urlaubs. Aber Vorsicht, wer dort einmal schöne Fotos machen möchte, der sollte die erste Tour frühmorgens machen. Denn dann sind noch keine Menschen zwischen den Hobbits.
Das war Neuseeland 2017, aufgrund der gefahrenen 6200 km diesmal ein wenig umfangreicher. Mehr Reiseführer als Blog, aber hoffentlich informativ und interessant. Ich würde mich über euer Feedback freuen. Ab jetzt wird es wieder ein wenig knapper!
Stay tuned!!!