Während meiner Reisen stoße ich gelegentlich auf Orte, die man aufgrund einer gewissen Unwirklichkeit als „das andere Ende der Welt“ bezeichnen könnte. Als Beispiel möchte ich hier die völlig verlassene Innenstadt des portugiesischen Städtchens Braga nach einem Spiel der UEFA Europa-League oder auch den Athener Omonia-Platz nennen, der kurz nach Mitternacht eher an eine Folge der Zombie-Serie „The Walking Dead“ erinnerte.

Meine Reise an das, aus europäischer Sicht, „tatsächliche“ Ende der Welt startete im Februar 2017. Bei meinem 4wöchigen Aufenthalt auf den im Südpazifik gelegenen Inseln Neuseelands handelte es sich rückblickend um den längsten, teuersten, intensivsten und schönsten Urlaub der letzten 43 Jahre. Dies ist letztlich auch der Grund, warum ich mit meinem Blog über die neuseeländischen Reiseerlebnisse ein wenig in Zeitverzug bin. All die Erfahrungen und Eindrücke mussten zunächst verarbeitet werden, nicht nur im Kopf, sondern auch auf dem Computer. Bislang mussten knapp 6000 Fotos und die dazugehörigen Geschichten zusammengeführt und sortiert werden. Dennoch ist der vielleicht wichtigste Grund für das bisherige Ausbleiben eines Reiseberichtes auf meinen Arbeitgeber zurückzuführen. Dieser bat mich ganz einfach mal wieder um eine dauerhaft ausgerichtete Anwesenheit, schon allein aufgrund meines nun stark reduzierten Kontos für Urlaubstage. Kein Problem für mich, allerdings ein großes Problem für meine Kreativität in Sachen Fußball.

Nach Flugbuchung und einer generalstabsmäßigen Planungsphase von acht Monaten startete die Reise nach Neuseeland zunächst mit einem Zwischenstopp im Stadtstaat Singapur! Dieser ist auf dem Weg nach Ozeanien unerlässlich, da es kein Flugzeug auf dieser Welt gibt, welches die Strecke aus Europa in einem Guss absolvieren kann. Zudem sollte man seinem Körper nach 12 Flugstunden ein wenig Erholung gönnen, allein um eine Thrombose in den Beinen zu verhindern. Leider musste ich mir aber auch eingestehen, dass bei Ankunft in Asien gerade einmal etwas mehr als die Hälfte des Weges nach Ozeanien zurückgelegt wurde. Ein komisches Gefühl!

Nach vier Tagen Singapur ging es weiter auf die lange Reise in Richtung Neuseeland. Auf dem knapp 10stündigen Flug mit einem Dreamliner der neuseeländischen Fluggesellschaft Air New Zealand kam nur wenig Langeweile auf. Dies lag an der wirklich hervorragenden Bewirtung der Flugbegleiterinnen sowie einem guten Entertainment-Programm, welches mit der Herr-der-Ringe-Trilogie und den übrigen Hobbit-Filmen schon einmal die perfekte Einstimmung auf Neuseeland bot. Weiterhin muss ich als Flugfan feststellen, dass auch die Boeing 787-9 („Dreamliner“) im Vergleich zum Konkurrenten Airbus A350 ein äußerst leises und komfortables Flugzeug ist, was keine Wünsche offen lässt.

Nach gut 22 Stunden Flugzeit und vier Tagen Aufenthalt in Singapur hatte ich es am 27.02.2017 um 23.45 Uhr geschafft. Ich war am anderen Ende der Welt, oder einfacher gesagt, in Auckland gelandet.

Das Land besteht aus den beiden Hauptinseln (Nord- und Südinsel) und wird von knapp 4,5 Millionen Menschen bewohnt. Es ist Mitglied des britischen Commonwealth of Nations und dementsprechend britisch geprägt. Dies merkt man immer mal wieder, da die britische Lebensart mit all seinen Vor- und Nachteilen weit verbreitet ist. Zudem ist das Regierungs- und Polizeisystem identisch mit dem britischen System. In diesem Zusammenhang erscheint mir die Geschichte zum Anschluß der Insel an das Vereinigte Königreich recht amüsant. Im Jahr 1840 landeten Vertreter der britischen Krone in Neuseeland. Hier schloß man mit den Ureinwohnern Neuseelands, den Maori, einen Vertrag. Dieser garantierte den Maori einen fortlaufenden Schutz durch die britische Krone sowie den Aufbau von Verwaltungsstrukturen. Die Briten sicherten sich durch den Vertrag von Waitangi eine dauerhafte Aufsicht und Souveränität in Neuseeland. Wie so häufig hätte es aber auch anders kommen können. Nur wenige Tage später versuchten die Franzosen ebenfalls einen Vertragsabschluß durchzuführen. Dieser wurde durch die Maori mit dem Hinweis, dass die Briten schneller waren, abgelehnt. So mussten die Franzosen weiter ziehen. Möglicherweise waren sie aber auch nur langsamer, da sie schon damals mit einem Renault anreisten.

In den ersten zwei Wochen bereiste ich mit meiner Freundin Kathrin die Nordinsel Neuseelands. Um ein wenig mehr Struktur und Übersicht in meinen Blog einfließen zu lassen, möchte ich im ersten Teil nur meine Erlebnisse auf der Nordinsel Neuseelands schildern. Ein einzelner Bericht wäre allein aufgrund der Länge meines Aufenthaltes und der vielen wunderbaren Orte nicht angemessen.

Nach einer kurzen Nacht im Hotel Ibis Budget am Airport Auckland musste zunächst ein absoluter Hauptdarsteller des Urlaubs in Empfang genommen werden. Dabei handelte es sich um unseren Mietwagen, einen Ford Focus Trend Automatic, ein letztlich äußerst treuer Begleiter und so etwas wie eine Heimat für all unsere Habseligkeiten!

Die erste Etappe führte aus Auckland nach Norden in die „Bay of Islands“ mit dem Touristenzentrum Paihia. Auf der insgesamt 227 km langen Strecke erhielt ich einen ersten ganz kleinen Vorgeschmack auf die Straßenverhältnisse in Neuseeland. Lediglich in den großen Städten des Landes wie Auckland, Wellington oder Christchurch gibt es ein kleines Autobahnnetz mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Sämtliche Überlandfahrten finden auf zweispurigen Straßen statt, die zwar Highway heissen, aber eher an eine schmale deutsche Landstraße erinnern. Da über diese Straßen auch der gesamte Schwerlastverkehr abgewickelt wird, sind die gelegentlich vorhandenen Überholspuren Gold wert. Aber auch nur, wenn der Lkw deutlich unter 100 km/h fährt. Denn diese Höchstgeschwindigkeit ist in Neuseeland das Maß aller Dinge und sollte mit Rücksicht auf den Geldbeutel strengstens eingehalten werden. Obwohl gerade bei langen Überlandfahrten meine totale Aufmerksamkeit nicht immer voll ausgeprägt war, ist ständige Bremsbereitschaft angezeigt. Sonst wäre das vor mir auf der Straße wartende Pferd nicht der einzige Verlierer gewesen.

Auf dem Weg nach Paihia passiert man den Ort Kawakawa. Im Prinzip ein kleiner unspektakulärer Ort ohne jegliche Sehenswürdigkeiten. Ach wie gut, dass der berühmte österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser bis zum Jahr 2000 in dem Ort lebte. Dieser ließ es sich nicht nehmen, die öffentliche Toilettenanlage des Ortes nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Also eine Art Hundertwasserhaus in Toilettenform, irgendwie skurril. Aber auch sehr sauber, da die Toiletten der Touristenmagnet des kleinen Ortes sind.

In Paihia bzw. dem mit einer Fähre erreichbaren Dorf Russell startete unsere Exkursion mit dem Segelschiff Tucker Thompson. Ein echtes Highlight der Reise und für mich der Beweis, dass es ein Ozonloch gibt. Jedenfalls hatte ich mir derart den Kopf verbrannt, dass ich nach wenigen Tagen wie Häuptling Lederhaut aussah und mir das erste Mal in meinem Leben eine Baseballkappe zulegen musste. Mit dem eindrucksvollen Segelschiff ging es einen ganzen Tag hinaus auf hohe See, vorbei an unzähligen Delfinen. Der wirklich sehr authentische Skipper, eine Mischung aus Aussteiger, Pirat und Captain Ahab schipperte mit uns zu der unbewohnten Insel Moturua, wo wir wie in einem Piratenfilm per Beiboot zur Insel gebracht wurden. Nach unser Rückkehr gab es ein leckeres Barbecue auf dem Schiff!

Aus Paihia ging steil nach oben, zum nördlichen Ende der Nordinsel Neuseelands, dem Cape Reinga! Hier befindet sich ein Leuchtturm und Wegweiser, der einem aufgrund der Kilometerangaben vor Augen führt, wie weit man eigentlich von der übrigen Welt entfernt ist! Letztlich ist aber auch die Reise zum nördlichen Ende Neuseelands ein Highlight. Über den Highway 1 geht es aus Kaitaia gute 100 km immer nur gerade aus. Zum Glück kann man sich nicht verfahren, da es weit und breit die wirklich einzige Straße ist. Deshalb sollte man immer genug Benzin im Tank haben, da es auf dem ganzen Weg nur eine kleine Tankstelle gibt, kurz vor Erreichen des Zielortes. Natürlich muss man diese Strecke auch wieder komplett zurückfahren, egal wo man dann hin will. Es ist also auf jeden Fall ein 200 km-„Kurztrip“! Wer in der glücklichen Lage ist und über ein geländetaugliches Fahrzeug verfügt, kann die ganze Strecke übrigens auch über den parallel zur Straße verlaufenden 90-Meilen-Beach fahren. Der Strand ist für derartige Fahrzeuge freigegeben. Ich hatte, wie bereits beschrieben, nur einen Ford Focus Automatic!

Aus dem Ort Kaitaia ging es entlang der Westküste zurück in die neuseeländische Metropole Auckland. Die mit 1,5 Millionen Einwohnern grösste Stadt, in der allein ein Drittel der Gesamtbevölkerung lebt, ist mit Sicherheit das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Neuseelands. Die an einer Meeresbucht gelegene Stadt wird auch „City of Sails“ genannt, da im Hafen unzählige Segelboote liegen. Zudem verfügt Auckland über eine herausragende Lebensqualität, die mich ein wenig an das kanadische Vancouver erinnerte. Jedenfalls erschien mir das Ausgehverhalten an einem Samstagabend „very british“, also sehr ausgelassen bzw. feuchtfröhlich!

In Auckland sollte Sonntags mein erstes Fußballspiel in Neuseeland stattfinden. Eine Planung war vorab gar nicht so einfach, da in Neuseeland zunächst nur eine Sportart wichtig erscheint. Hierbei handelt es sich um den Nationalsport Rugby, in welchem die heimische Nationalmannschaft mit dem Namen „All Blacks“ nicht nur amtierender Weltmeister ist, sondern als Rekordweltmeister auch die berühmteste und erfolgreichste Mannschaft im internationalen Rugbysport darstellt. Das Team mit den komplett schwarzen Trikots weist gegen jeden Gegner aus dem Ausland eine positive Bilanz auf und ist weltweit sehr beliebt! Nahezu jeder Fan wartet vor einem Spiel auf den Maori-Kriegstanz „Haka“, welcher perfekt zelebriert wird und den jeweiligen Gegner einschüchtern soll. In den abendlichen Sportsendungen sowie den Pay-TV-Sendern läuft bis auf wenige Ausnahmen nur Rugby aus der einheimischen Super-Rugby-League.

Obwohl unser König Fußball nach Rugby und dem im Commonwealth ebenfalls sehr beliebten Cricket bestenfalls die drittliebste Sportart der Neuseeländer ist, konnte ich meinen Reiseweg in den Spielplan der ersten neuseeländischen Fußballliga, der Stirling Sports Premiership, einarbeiten. In einer Partie des letzten regulären Spieltages sollten sich Sonntags die Mannschaften von Auckland City FC und East Suburbs AFC duellieren. Machten sie letztlich auch, sogar unter meinen Augen! Zuvor tat sich aber noch eine andere, völlig unerwartete Möglichkeit auf. Ein Spiel der australischen A-League, ohne nach Australien zu reisen.

Diese unerwartete Möglichkeit lag am doch recht skurrilen neuseeländischen Fußballsystem. Da wäre zum einen die bereits erwähnte erste Liga Neuseelands mit ihrem Serienmeister Auckland City FC und neun weiteren Mannschaften aus dem ganzen Land. Die bestenfalls halbprofessionelle Liga mit Mannschaften wie Waitakere United, Hamilton Wanderers oder auch Hawk´s Bay United begann ihre Saison Ende Oktober 2016 und war nach einer Hin- und Rückrunde mit 18 Spielen schon Ende März vorläufig fertig. Darauf folgte noch ein Meister-Play-Off der besten vier Mannschaften mit Halbfinalspielen und dem „großen Finale“. Dementsprechend darf der Meister Neuseelands unter dem Dach des ozeanischen Fußballverbandes OFC an der örtlichen Champions-League mit den Meistern aus Ländern wie Papua-Neuguinea, Tahiti, Vanuatu oder den Fidschi-Inseln teilnehmen.

So weit, so gut….! In Neuseeland gibt es aber auch eine professionelle Fußballmannschaft, den Phoenix FC aus der Hauptstadt Wellington. Da lediglich eine professionelle Mannschaft für einen Ligabetrieb definitiv zu wenig ist, nimmt Wellington Phoenix FC als einziges neuseeländisches Team an der Profiliga des Nachbarn Australien, der A-League, teil. Obwohl das Wort Nachbar bei den teilweise vorhandenen Entfernungen schon ein wenig lustig erscheint. Da ich davon ausging, dass eine Mannschaft mit diesem Namen ihre Heimspiele auch in Wellington austrägt, war ein Spiel erst für die zweite Hälfte meines Urlaubes in Neuseeland geplant. Zumindest bis zu meinem Aufenthalt in Auckland.

Bei dem Stadtbummel mit Sightseeing und Shopping fielen mir mehrere gut austrainierte Jungs mit schwarz-gelben-Trainingsanzügen von Adidas auf. Da sich auf diesen auch noch das Wappen von Wellington Phoenix befand, musste wieder mal ein schneller Blick ins Internet helfen. Der bestätigte mir, dass die Profimannschaft von Wellington Phoenix ihr Heimspiel des 22. Spieltags der A-League in Auckland austragen wird. Dies liegt daran, dass Phoenix als eine Art Nationalmannschaft des Clubfussballs gesehen wird und landesweit auch die einzige Möglichkeit darstellt, Profifussball zu schauen. Deshalb werden einzelne Spiele in andere Städte Neuseelands verlegt, um Fans die Gelegenheit auf die A-League zu geben. Diesmal halt im 643 km von Wellington entfernten Auckland. Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, was der deutsche Fußballfan sagen würde, wenn Bayern München plötzlich in der italienischen Serie A antreten würde und das Spiel gegen Udinese Calcio in Berlin spielen würde. Ich vermute, die Aktion 15.30 würde entnervt aufgeben.

So ging es Samstag Abend bereits zum Fußball. Die Partie gegen die australische Mannschaft Perth Glory FC fand im QBE-Stadion, weit außerhalb der Innenstadt von Auckland, statt. Das Stadion mit einem Fassungsvermögen von 25.000 Zuschauern wartet mit einer interessanten Dachkonstruktion und Haupttribüne auf, welche bereits von weitem zu sehen ist und doch recht imposant wirkt. Leider gilt dies für die übrigen Tribünen nicht, denn die gibts hinter den Toren gar nicht. Die Arena wird hauptsächlich für Rugby genutzt, auch wenn der ehemalige Fußballverein und Vorgänger des Phoenix FC, die New Zealand Knights, bis 2007 dort ihre Heimat fanden.

Nach meiner Ankunft knapp 2 Stunden vor dem Spiel war ich zunächst mehr als überrascht. Auf dem Platz ging es bereits hoch her, die zweite Mannschaft von Wellington Phoenix absolvierte ein „Vorspiel“. Naja, das Wort Vorspiel wäre in diesem Fall vielleicht unangebracht, da die U23 der Phoenix als „Team Wellington“ in der oben angesprochenen ersten Liga Neuseelands um Punkte spielt. Das Meisterschaftsspiel gegen Waitakere United war sogar ein Spitzenspiel und Derby, welches die Gäste mit 2:0 (0:0) für sich entscheiden konnten. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch nicht über die „Tragweite“ des Gesehenen bewusst!

Nach dem Vorspiel der ersten Liga Neuseelands ging es fast ansatzlos mit der ersten Liga Australiens und neuseeländischer Beteiligung weiter! Zuvor traf ich vor dem Stadion auf die mit Taxen anreisenden Profispieler von Wellington Phoenix. Alles ganz nette Jungs, auch wenn der ehemalige Ajax- und Roda JC Kerkrade-Spieler Roly Bonevacia seinen Mund ein wenig zu voll nahm. Er versprach mir beim gemeinsamen Foto, dass er mich „entertainen“ wird. Rückblickend gar nicht so einfach, wenn man 65 Minuten auf der Bank sitzt!

Das Spiel vor 6.285 Zuschauern war in der Folge jedenfalls unerwartet gut. Es ging hoch und runter, zahlreiche Chancen für beide Teams und ein dramatischer Spielverlauf mit insgesamt sechs Toren. Fußballherz, was willst du mehr? Natürlich konnte man den Fußball wieder einmal nicht mit unseren europäischen Maßstäben vergleichen. Das Spiel hatte maximal deutsches Drittliga-Niveau, war aber auch  einfach mal nett anzusehen. Dies lag daran, dass die Physis gegen den Ball und Körper maximal im letzten Moment eingesetzt wurde. Gerade deshalb gab es im Mittelfeld oder 30 Meter vor dem gegnerischen Gehäuse eine Vielzahl von technisch netten Kombinationen. Es wurde Wert auf Fußball gelegt, nicht auf Zerstörung. Bei dem letztlich leistungsrechten 3:3 (2:1) verspielte Phoenix eine komfortable 3:1-Führung. Meiner Meinung nach hätte das Spiel keine Minute länger dauern dürfen, sonst wäre für Phoenix sicher noch der Super-Gau eingetreten. Trotz des vielleicht nicht ganz hohen Niveaus gab es durchaus Spieler, die sicher für höhere Aufgaben im Ausland bereit wären. Da wäre zum Beispiel Roy Krishna, Nationalspieler und Kapitän der Nationalmannschaft der Fidschi-Inseln. Jederzeit anspielbereit und torgefährlich. Trotz mehrerer Probetrainings in Europa (PSV Eindhoven und Leeds United) wurde er bislang nicht verpflichtet. Jedenfalls der perfekte Exot für jede deutsche Mannschaft. Oder auch Kosta Barbarouses, Sohn griechischer Einwanderer und aktueller Nationalspieler  der „All Whites“, dem Nationalteam Neuseelands. Ein dynamischer und brandgefährlicher Flügelspieler, der nach einem kurzen Intermezzo bei Panathinaikos Athen wieder in der Heimat kickt.

Der absolute Star des Abends waren für mich aber die acht mitgereisten Fans von der Westküste Australiens. Wer insgesamt 12 Flugstunden und knapp 11.000 Kilometer zurücklegt, um seine Mannschaft in einem Ligaspiel zu sehen, hat meinen ungeteilten Respekt! Den gibts zumindest für das Halbzeitspiel in der Pause nicht. Zwei Mannschaften, die im Bubble-Fußball gegeneinander antreten, sieht vielleicht lustig aus, ist aber letztlich irgendwie peinlich!

Nur knapp 24 Stunden später ging es zum zweiten Spiel auf meiner Reise. Diesmal die bereits beschriebene Stirling Sports Premiership mit dem Spiel zwischen Auckland City FC und Eastern Suburbs AFC. Bereits bei meiner Ankunft musste ich feststellen, dass spätestens jetzt alles ein wenig anders ist. Das Stadion an der Kiwitea Street war eher eine äußerst gepflegte Bezirkssportanlage mit einem sehr schönen Vereinsheim und einer kleinen Tribüne. Wirklich alles wirkte sehr amateurhaft und provinziell, somit aber auch extrem charmant. Hervorheben möchte ich hier die netten Mitarbeiter und Vereinsoffiziellen von Auckland City FC. Ich habe selten so eine tolle Gastfreundschaft erlebt. Das war nahezu einzigartig.

Jedenfalls war ich zu Beginn meines Besuches ein wenig irritiert. War das hier wirklich der bekannteste, beliebteste und erfolgreichste Fußballclub Neuseelands der seit 2004 insgesamt sechs Meisterschaften und neun OFC-Champions-League-Titel gewinnen konnte (wenn man Wellington Phoenix ausklammert)? Spielt hier tatsächlich eine Mannschaft, die mehrfach an der FIFA-Klub-WM teilnahm und dort 2014 sogar sensationell den dritten Rang belegte (Sieg im Elfmeterschießen gegen die ausgebufften Mexikaner von Cruz Azul)? Für diese Tatsache wirkte die Sportanlage ein wenig surreal! Ich konnte mich überall bewegen, Vereinsheim, VIP- und Pressebereich und sogar das Spielfeld während des Warmmachens war kein Problem. Die vielen Unterschiede zwischen „Kreisklasse“ und „Weltliga“ wurden im Vereinsheim ganz deutlich. Auf der einen Seite hingen dort Schals und Wimpel von internationalen Begegnungen auf FIFA-Niveau, auf der anderen Seite wurde durch ehrenamtliche Helferinnen in der offenen Küche Kartoffelsalat vorbereitet. In der Küche befand sich übrigens auch der Fanshop. Der bestand lediglich aus dem Verkauf von Trikots, die sich im Küchenschrank befanden. Zum Glück hat die nette Dame das Kneten der hausgemachten Frikadellen kurz unterbrochen, um mir ein Trikot anzureichen. Das wurde von der Fa. Kappa hergestellt, der Fachmann weiss jetzt, dass diese überaus figurbetonten Shirts nicht sofort passen.

Die Mannschaft des Auckland City FC besteht aus einer Mischung von talentierten neuseeländischen Nachwuchsspielern und ausländischen Spielern, die nach einer zumeist gescheiterten Karriere in Europa und Südamerika nochmal das Abenteuer suchen. Im Hinblick auf die fast garantierten Auftritte bei der FIFA-Klub-WM sicher nicht der schlechteste Weg.

Das Spiel gegen den kleinen Stadtrivalen Eastern Suburbs AFC vor gut 500 Zuschauern kann man als eine recht zähe Angelegenheit beschreiben. Erst nach der Pause kehrte eine gewisse Spannung ein, die ihren Höhepunkt in den letzten zwei Minuten erhalten sollte. Nach der Führung des spielbestimmenden Favoriten durch den Portugiesen Joao Moreira (früher FC Valencia) per Foulelfmeter gelang dem Underdog zwei Minuten vor Schluss der überraschende Ausgleichstreffer. Leider währte die Freude nicht allzu lang, da der Argentinier Tade in der Nachspielzeit zum knappen Sieg für den Favoriten einschoß.

Die Mannschaft des Auckland City FC war somit Vorrunden-Champion und hatte auch gar keine Bedenken, dass die Halbfinal- und Finalspiele in die Hose gehen würden. Tja, weit gefehlt, der Meister Neuseelands 2017 hieß am Ende Team Wellington, genau, die U23-Truppe von Wellington Phoenix, die im „Vorspiel“ mit 0:2 gegen Waitakere United unterlag. Das Team gewann das Finale gegen Auckland City sensationell mit 2:1!

Aber auch für Auckland City gab es ein Happy-End! Die OFC-Champions-League 2017 wurde durch zwei klare Siege im erneuten Duell gegen das Team Wellington gewonnen. Diese Endspielpaarung wunderte mich überhaupt nicht, da ich beim Besuch einen Gegner dieser Champions League gesehen habe. Der Meister der Salomonen-Inseln, Western United, war beim Liga-Spiel anwesend. Ich sage es mal so, wenn das Profis waren, sollte ich nun auch viel mehr rauchen!

Das war der erste Teil meiner Neuseeland-Reise, ich hoffe, es hat ein weiteres Mal gefallen. Demnächst gehts weiter in Richtung Süden, mehr Sightseeing, mehr Fußball!

Stay tuned und Kia Ora!