…ist eine Überschrift, welche meinen Besuch in der (nord-)mazedonischen Hauptstadt Skopje zunächst einmal recht nüchtern ankündigt. Mit der möglichen Alternativ-Headline „Fußball im Wandel der Zeit“ kann ich nun aber direkt in die Vorstellung des neu geschaffenen und äußerst differenziert wahrgenommenen Nationenwettbewerbs der europäischen Fußballunion einsteigen!

Insgesamt wird der erstmals ausgetragene UEFA-Wettbewerb für Nationalmannschaften im Kreis der unverbesserlichen Fußball-Romantiker sowie großen Teilen der Fanwelt eher kritisch gesehen. Menschen, die Tradition in diesem Sport schätzen und auf Neuerungen sehr zurückhaltend reagieren, werden für diese neue Art des europäischen Nationen-Vergleiches vermutlich wenig Enthusiasmus hervorbringen können.

Obwohl auch ich zum Kreise dieser Unverbesserlichen gehöre, den oft diskutierten „Video-Beweis“ in seiner jetzigen Form lieber heute als morgen abschaffen würde, eine weitere Aufstockung der FIFA Weltmeisterschaft komplett ablehne, die Gründung einer sogenannten „Super League“ für Unsinn halte und die milliardenschweren Vermarktungsverhandlungen des Fußball-Weltverbandes mit der arabischen Welt bedenklich finde, werde ich mich in Bezug auf die UEFA Nations League zum Ende meines Reiseblogs eindeutig positionieren!

Zu meinem ersten Spiel in diesem Wettbewerb ging es auf den Balkan in die „Frühere jugoslawische Republik Mazedonien“. Dieser doch recht eigenwillige Staatsname war nach Zerfall des Staatenbundes Jugoslawien eigentlich als Übergangslösung gedacht, da Griechenland und das „neue“ Mazedonien über die historische Region „Makedonien“ einen jahrzehntelangen Namensstreit führten.

Da der größte Teil „Makedoniens“ auf griechischem Staatsgebiet liegt und nach Ansicht der Hellenen untrennbar mit Griechenland verbunden ist, wollte man nicht akzeptieren, dass sich ein neues eigenständiges Land wie Mazedonien mit diesem historischen Namen schmückt. Dabei ging es nicht einmal um Besitzansprüche des nördlichen „Makedoniens“, sondern tatsächlich nur um den Namen!

Dieser Streit ist seit dem 12. Februar 2019 endgültig Geschichte, da sich beide Länder mittlerweile auf eine Umbenennung Mazedoniens in Republik Nord-Mazedonien einigen konnten. Für die gut 2 Millionen Einwohner des kleinen Landes mit Sicherheit nicht ganz einfach, vermutlich aber auch alternativlos, da Griechenland ohne die Einigung einen möglichen Beitritt (Nord-)Mazedoniens in die europäische Union weiterhin verhindert hätte. Schließlich ist Mazedonien schon seit 2005 ein EU-Beitrittskandidat.

Genau dieser Beitritt wäre für das von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelte Land mit Sicherheit sehr wichtig für die weitere Entwicklung. Bei meinem Besuch der Hauptstadt Skopje fiel definitiv auf, dass das Land nicht Mitglied der europäischen Union ist. Dies bemerkt der ausländische Besucher zunächst einmal an der schwachen Wirtschaftslage und der stark ausbaufähigen Infrastruktur außerhalb des Innenstadtbereiches. Auch wenn es abgedroschen wirkt, sind gerade diese EU-Gelder für eine Verbesserung des Standards und des Stadtbildes von hoher Bedeutung!

Obwohl die Stadt mit ihren gut 550.000 Einwohnern auf den ersten Blick nicht übermäßig einladend wirkt, verbesserte sich der Eindruck spätestens mit Erreichen des unmittelbaren Stadtzentrums rund um „Macedonia-Platz“, dem Alexander-Denkmal sowie der Steinbrücke am Fluß Vardar.

Gerade dieser zentrale Bereich im Regierungsviertel wirkt im Vergleich zum übrigen Skopje wie eine neue Welt. Alte restaurierte Gebäude, Denkmäler und Statuen sowie viele Kneipen und Restaurants stellen gerade zur Nachtzeit ein sehr schönes Fotomotiv dar.

Aber auch der große Bazar und die angrenzende Altstadt sind ein absolutes Muss für den Skopje-Besucher. In diesem Schmelztiegel der Kulturen, einer Mischung aus albanischem, griechischem, türkischem und jugoslawischem Lifestyle, kriegt man das ultimative Gefühl für einen Besuch auf dem Balkan! Authentischer gehts nun wirklich nicht…gastfreundliche Menschen, leckeres Essen…alles etwas chaotisch…wirklich einen Besuch wert!

Mit einem Spaziergang entlang der Vardar gelangt man aus dem Stadtzentrum zum Nationalstadion Mazedoniens, der Philip-II-Arena. Das nach dem ehemaligen makedonischen König und Vater von Alexander des Großen benannte Stadion dient der Nationalmannschaft sowie den Hauptstadtclubs FK Vardar und Rabotnicki als Heimspielstätte.

Einen sehr schönen Panorama-Blick auf das Stadion mit einem Fassungsvermögen von 36.400 Zuschauern erhält man übrigens von der gegenüberliegenden Kale-Festung, welche über Skopje thront. Die Arena ist das modernste und größte Stadion des Landes…auch wenn es durchaus in „zwei Teile“ getrennt ist. Im Bereich der Haupttribüne befindet sich ein neues Funktionsgebäude mit Hotel und einem Restaurant…alles wirkt nagelneu und sehr modern! Nach einem kurzen Fußweg ist man allerdings plötzlich in den 1970er-Jahren angelangt…auf der Gegentribüne des weiten Rundes kommt jeder Nostalgiker und Zeitreisende mit Sicherheit auf seine Kosten…alles etwas runtergekommen und aus einer fast vergessenen Epoche…eine (Zeit-)Reise in der Reise.

In Gruppe 4 der sportlich schwächsten Liga D traf die mazedonische Nationalmannschaft am 6. Spieltag der Vorrunde auf die Nationalmannschaft des britischen Überseegebietes Gibraltars

Ein Spiel, welches mir in erster Linie wegen der Gastmannschaft vom Affenfelsen sehr wichtig war. Seit meinem ersten Besuch im Mai diesen Jahres bin ich ein echter Fan des kleinen Landes an der sagenumwobenen Meeresenge zwischen Spanien und Marokko geworden.

Neben einem sehr angenehmen Lifestyle mit netten gastfreundlichen Menschen finde ich vor allem die Visionen und die aktuelle Entwicklung des im Jahr 1895 gegründeten Fußballverbandes Gibraltar Football Association sehr spannend.

Diesbezüglich muss man sich immer wieder vor Augen halten, dass ein Land mit der Größe einer deutschen Kleinstadt wie Datteln (NRW) nicht nur eine eigene Nationalmannschaft stellt, sondern auch den eigenen Senioren- und Jugendfussball kontinuierlich verbessert und professionalisiert. Ein sicherlich sehr langer und schwieriger Weg, welcher aber schon jetzt gelegentliche Achtungserfolge beschert. Davon zeugen insgesamt drei Siege im Jahr 2018 gegen Lettland, Armenien und Liechtenstein. Obwohl sich diese Fußballnationen gefühlt auf einem Level mit Gibraltar bewegen, sieht es bei einem näheren Blick in die jeweiligen Mannschaftskader ganz anders aus. Während die „Gibraltarians“ mit einer semi-professionellen Mannschaft aus Polizisten, Lehrern und Studenten antreten, besteht die Mannschaft Liechtenstein´s zu großen Teilen aus Schweizer Zweitligaspielern! Und über Armenien´s Starspieler wie Arsenal-Spieler Henrich Mkhitaryan, Major League Soccer-Profi Jura Mowsisjan (Chicago Fire) oder HSV-im-Alleingang-Bezwinger Sargis Adamyan (SSV Jahn Regensburg) brauche ich vermutlich nicht näher eingehen!

Für das Spiel in Mazedonien musste die Mannschaft des uruguayischen Nationaltrainers Julio Ribas im Vorfeld wichtige Ausfälle verkraften, mit Abwehrspieler Joseph Chipolina und Torhüter Kyle Goldwin fielen zwei Stammkräfte aufgrund der 2. gelben Karte gesperrt aus.

Vor Anpfiff des kasachischen Schiedsrichters Daniyar Sakhi gab es aber zunächst mal das Highlight des Abends. Man sollte meinen, dass ein europäischer Fußballverband innerhalb eines professionellen Wettbewerbes auch professionell vorbereitet ist. Nun ja, nachdem beide Mannschaften für die Nationalhymnen Aufstellung nahmen, wurde für Gibraltar die britische Nationalhymne „God save the Queen“ abgespielt. Obwohl das nun nicht gänzlich falsch ist, bemerkte die Stadiontechnik aufgrund der überraschten Gesichter der gibraltarischen Offiziellen nach gut 5 Sekunden den dicken Lapsus. Nach einer kurzen Suche bei „Google“ ging es dann mit der offiziellen „Gibraltar-Anthem“ weiter. Habe ich so auch noch nicht erlebt.

Das anschließende Spiel lief aus gibraltarischer Sicht dann leider so, wie man es sich vermutlich nicht erhofft hatte. Trotz der Einstufung in die sportliche Liga D liegen beide Mannschaften in Sachen Marktwert immer noch weit auseinander. Während Gibraltar „nur“ einen Marktwert von 225.000 Euro vorweisen kann, liegt der Marktwert der rot-gelben Mazedonier bei 38,1 Millionen Euro.

Das ist natürlich keine Zauberei bei Spielern wie Enis Bardhi (10 Millionen Euro Marktwert, UD Levante), Ilija Nestorovski (4,30 Millionen Euro Marktwert, US Palermo) oder auch Aleksandar Trajkovski (1 Million Euro, ebenfalls US Palermo).

Die genannten Spieler der Gastgeber sorgten letztlich für einen ungefährdeten 4:0 (1:0)-Sieg und den Aufstieg Mazedoniens in Liga C der UEFA Nations League. 

Obwohl Gibraltar während des Spiels sehr fokussiert wirkte und „bis zum letzten Tropfen Sprit im Tank“ kämpfte, konnte man „nur“ 27 Minuten die Null halten. Trotz der absoluten mazedonischen Überlegenheit waren es letztlich keine herausgespielten Tore der Heimmannschaft, sondern drei wunderschöne Traumtore der genannten Akteure, bei welchen gibraltarische Ersatztorhüter Matt Cafer keine Chance besaß. Dieser hielt insgesamt überragend und sammelte viele Pluspunkte!

Trotz der Niederlage eine insgesamt sehr positive und erfolgreiche UEFA Nations League für die Mannschaft Gibraltars. Das Team belegte mit 2 Siegen den dritten Tabellenplatz in der Gruppe und sorgte für neue Euphorie am Affenfelsen. Der Nationalmannschaft Mazedoniens wünsche ich in Liga C mit Gegnern aus Irland und der Türkei viel Erfolg.

Zum Abschluss möchte ich meine Meinung zur UEFA Nations League mit einer Zeile aus der offiziellen Einlauf-Hymne in lateinischer Sprache beginnen:

Omnes gentes! (Alle Menschen!)
Iunctae gentes! (Menschen, vereinigt euch!)
Omnes gentes! (Alle Menschen!)
Consistite (Steht zusammen)
Omnes gentes! (Alle Menschen!)
Iunctae Nationes! (Alle Nationen vereint!)

Ich finde, dass gerade die Spiele der Nationalmannschaften in der Vergangenheit zumeist sehr langweilig waren. Die Testspiele mit 19 Auswechselungen und einer absagenbedingten C-Elf braucht nun wirklich gar keiner.

Trotz eines sicherlich nicht ganz einfach verständlichen Modus finde ich das Format der Nationen-Liga sehr interessant. Während die vermeintlich Großen in Pflichtspielen weiterhin aufeinandertreffen, kriegen die vielen kleinen Länder im gleichen Wettbewerb die Chance, sich zu profilieren, aufzusteigen und sich bei optimalem Verlauf für eine Europameisterschaft zu qualifizieren. Auch das gehört zu unserem europäischen Fußball dazu. Ich jedenfalls finde es sehr spannend, nicht immer nur Deutschland, England oder Frankreich zu sehen. Gerade mit Mannschaften wie Gibraltar, den Färöer Inseln oder auch Malta lebt unsere europäische Fußballlandschaft. 

Wer dies anders sieht, sollte sich tatsächlich für eine Super League und noch mehr Kommerz stark machen!

Ich werde jedenfalls nach Mazedonien zurückkehren…spätestens auf meiner UEFA 55-Reise. Schließlich habe ich den sehenswerten Matka Canyon sowie das Millennium-Kreuz auf dem Berg Vodno aufgrund des Dauerregens nicht geschafft…man muss halt Ziele haben!

Ein weiteres Mal…herzlichen Dank fürs Lesen…STAY TUNED!!