Die türkische Metropole Istanbul kann man guten Gewissens in die Kategorie der Weltstädte einordnen!

Trotz des fehlenden Hauptstadtstatus stellt die Stadt mit ihren fast 16 Millionen Einwohnern das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Türkei dar! Das frühere Konstantinopel schläft nie und besticht durch ein schier unfassbares Lifestyle! Dementsprechend ist die Stadt am Bosporus auch der fußballerische Mittelpunkt der Süper Lig…allein 5 der 18 Erstligaclubs kommen aus Istanbul!

Nach meinem ausführlichen Reisebericht über die Schwarz-Weißen von Besiktas möchte ich in meinen „Corona-Classics“ auf diverse Stadionbesuche in der heimlichen Hauptstadt der Türkei zurückblicken!

Zu Beginn gehts zum vermeintlich kleinsten und unscheinbarsten Istanbuler Erstligisten Kasimpaşa Spor Kulübü! Der Club stammt aus dem gleichnamigen Viertel im besonders bei Touristen beliebten Stadtteil Beyoglu! In diesem Viertel des europäischen Teils von Istanbul wurde der amtierende türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan geboren…deshalb dürfte es keine große Überraschung sein, dass das Stadion von Kasimpasa SK nach dem Präsidenten benannt wurde!

Das schicke kleine Schmuckkästchen mit einem Fassungsvermögen von 14.300 Zuschauern befindet sich unweit des Taksim-Platzes und der Einkaufsstraße „Istiklal“!

Der „Sportverein“ Kasimpasa wurde vor knapp 100 Jahren gegründet und verbrachte die meiste Zeit in der 2. türkischen Liga sowie dem halbprofessionellen Amateurbereich des Fußballverbandes TFF!

Nach zwei kurzen Erstliga-Gastspielen 2007 und 2009 spielt der Verein mittlerweile seit 2012 ununterbrochen in der türkischen Süper Lig! 

In den vergangenen acht Jahren beschäftigte der vergleichsweise kleine Verein äußerst namhafte und teure Spieler wie den schwedischen Nationaltorhüter Andreas Isaksson, den niederländischen Internationalen Ryan Babel und den ehemaligen Bundesliga-Stürmer Eren Derdiyok! Dies wunderte offenbar auch die Europäische Fußballunion UEFA, welche dem Club eine Teilnahme an der UEFA Europa League aufgrund finanzieller Unregelmäßigkeiten in der Folge verwehrte!

Bei meinem ersten Besuch des Recep-Tayyip-Erdogan-Stadions besiegten die Hausherren am 7. Spieltag der Süper Lig 2013/2014 die Mannschaft von Elazigspor mit 4:0 (3:0)!

Vor überschaubarer Kulisse von vielleicht 1500 Zuschauern saß bei den Gastgebern ein alter Bekannter auf der Trainerbank! Der 63fache georgische Nationalspieler Shota Arweladse hatte nicht nur eine beeindruckende Bilanz als Mittelstürmer…nein, er war als Spieler des AFC Ajax im Jahr 1997 auch daran beteiligt, meinen VfL Bochum 1848 mit 2 Toren aus dem UEFA-Cup zu schießen!

Knapp zwei Jahre später gab es einen zweiten Besuch in Kasimpasa! Am 4. Spieltag der „Türkiye Süper Lig“-Saison 2015/2016 traf Kasimpaşa SK im kleinen Stadtderby auf Fenerbahçe!

Das Duell zwischen dem kleinen europäischen Verein und dem großen „Volksverein“ aus dem asiatischen Teil Istanbuls offenbarte, dass Derbys nicht immer ausverkauft sein müssen! Obwohl das Zuschauerinteresse bei Heimspielen der Gelb-Blauen enorm ist, schien das Auswärtsspiel der eigenen Mannschaft keinen besonderen Reiz auf die „Fener“-Anhängerschaft auszuüben…selbst wenn es vor der eigenen Haustür ausgetragen wird!

Möglicherweise lag das fehlende Reiseinteresse auch an der gelegentlich ausgesprochenen Auswärtssperre des türkischen Fußballverbandes TFF! Aufgrund der ausufernden Fangewalt fanden die Derbys der großen Teams aus Istanbul oder Trabzon vor nicht allzu langer Zeit nur vor Heimfans statt! 

Wie auch immer…an diesem Abend waren Fans von Fenerbahce SK zugelassen. Trotz der kurzen Fähranreise über den Bosporus befanden sich an diesem Abend nur gut 500 Fener-Fans im hermetisch abgeriegelten Gästeblock! 

Vor 4189 Zuschauern unterlag „Pasali“ den Blau-Gelben von „Fener“ mit 0:1 (0:1)! Nach Eckball des Portugiesen Nani erzielte der Brasilianer Josef das goldene Tor (42.)!

Das Recep-Tayyip-Erdogan-Stadion ist für mich trotz der geringen Größe ein besonderer Ground, der in Erinnerung geblieben ist! Die besondere Bauweise an einem Hang, der Zugang oberhalb der Dachkonstruktion sowie die kleinen abschüssigen Gassen rund ums Stadion heben sich vom heute gängigen Wellblechpalast deutlich ab!

STAY TUNED!