Beim Überfliegen meines letztjährigen Jahresrückblickes muss ich fast schon ein wenig schmunzeln. Hatte ich nach dem ersten demoralisierenden Corona-Jahr 2020 wirklich die naive Hoffnung, dass schon im Jahr darauf schnell alles gut werden sollte?

Auch wenn 2021 für Fußballreisende wie mich erneut ein sehr schwieriges Jahr war, möchte ich mir meinen Optimismus erhalten und einmal mehr versöhnlich zurückblicken. Nur so gelingt es mir, mit Vorfreude in die unerforschte Zukunft zu schauen. Schließlich wird man das Jahr 2021 erst umfassend bewerten können, wenn man weiß, welche guten und schlechten Überraschungen das kommende Jahr 2022 für uns parat hält…schlechter geht nämlich immer!

Das Fußballjahr 2021 stand in erster Linie unter dem funkelnden Stern des Geisterspiel-Bundesliga-Aufstieges meines VfL Bochum 1848. Trotz des weiterhin andauernden Zuschauer-Ausschlusses ließ sich die Mannschaft von Trainer Thomas Reis überhaupt nicht beirren und stieg am Ende recht problemlos als Meister der 2. Fußball Bundesliga ins deutsche Oberhaus auf. Ich bin jedenfalls unendlich dankbar, dass ich berufsbedingt bei vielen Spielen vor Ort sein und ein Stück Bochumer Sportgeschichte live erleben durfte. Dieses Privileg werde ich vermutlich erst so richtig zu schätzen wissen, wenn ich meinen Enkeln von dieser Pandemie und den vielschichtigen Problemen rund um König Fußball erzählen werde. Mit meinen fotografischen Eindrücken und den dazugehörigen (Ruhr-)Stadion-Gedanken gelang es mir auch in diesem Jahr, meinen Fußball-Blog vor dem Corona-Aus zu retten. Und das war für mich letztlich das Wichtigste, da der Blog mittlerweile zu meinem (Fußball-)Leben dazugehört und am Ende nur gelesen bzw. verfolgt wird, wenn er an sieben Wochentagen vierundzwanzig Stunden gelebt wird. Deshalb ist es am Ende des Jahres wieder einmal dringend an der Zeit, mich bei meinen Lesern zu bedanken. Nur mit Euch und Euren Interaktionen macht das alles Sinn!

Glücklicherweise ging es mit Beginn der Saison 2021/2022 auch wieder zurück auf das lang vermisste internationale Parkett. Dies war ein wichtiger Schritt in ein Mindestmaß an Normalität, da mein Blog auch immer ein Stück weit Reise-Blog sein sollte und einen wichtigen Schwerpunkt im ausländischen Fußball besaß.

Obwohl ich mittlerweile viele, auch äußerst langweilige, Spiele im Ausland verfolgen durfte, war der Re-Start am Genfer See schon etwas Besonderes. Und das lag nicht nur an den extrem hohen Schweizer Lebenshaltungskosten, welche jeden Restaurantbesuch zum Luxus-Event mutieren lassen. Es war einfach der Augenblick, der ein an für sich unwichtiges Spiel der „UEFA Europa Conference League“ absolut erinnerungswürdig machte. Dieser Augenblick bestand aus insgesamt 3.842 Zuschauern, die beim Duell zwischen Servette FC und dem norwegischen Gegner von Molde FK frisch geimpft ein viel zu großes „Stade de Geneve“ bevölkerten und vor der Krise definitiv als Minuskulisse verspottet worden wären. An diesem Tag ließ die UEFA nach einer gefühlten Ewigkeit wieder Zuschauer in den europäischen Wettbewerben zu…auch wenn nicht viele kamen…das Geschrei, die Beschimpfungen des Schiedsrichters und die Anfeuerungsrufe für das eigene Team waren Musik in meinen Ohren und taten einfach nur gut!

Noch ein Stück emotionaler wurde es dann Ende November, als ich das erste Mal seit fast zwei Jahren wieder nach England reisen und in London gute Freunde treffen konnte. Das fühlte sich schon wie „nach Hause kommen“ an und wurde mit Spielen beim AFC Wimbledon und Premier-League-Aufsteiger Brentford FC abgerundet. Auch wenn die Insel gelegentlich auf die rote Virus-Liste der Bundesregierung wandert, wäre es schön, nicht wieder zwei Jahre auf den nächsten Besuch warten zu müssen.  

Im Sommer und Herbst konnte ich mit Andorra und Slowenien eher unerwartet noch zwei Länder auf meiner „UEFA55“-„to do“-Liste abhaken. Beide Reisen waren so intensiv, dass abends im Hotel der Wunsch aufkam, dass der Tag endlich mal 28 Stunden zur freien Verfügung stellt. Zusammengefasst kann man sagen, dass ich mein Leben endlich zurück hatte und es auch nicht wieder abgeben wollte. 

Zumindest bis zu dem Tag, als James Bond-Bösewicht „Omikron“ in unser Leben trat und alles wieder auf null stellte. Deshalb brauchen wir jetzt zunächst einmal Gelassenheit und einen kühlen Kopf. Wir leben momentan eh in Zeiten, in denen die Reiseplanung mit all ihren ständig wechselnden Einreise-Regularien, Passagier-Formularen, Antigen- und PCR-Testvorraussetzungen schwieriger ist, als eine Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana zu starten. Mit meiner neu erfundenen Gelassenheit ging es „zwischen den Jahren“ auch nochmal für ein paar (Fußball-)Tage nach Portugal. Das war noch einmal Balsam für die Seele, falls der Winter lang und düster werden sollte. 

Ich wünsche Euch am heutigen Abend eine schöne Silvester-Party, egal ob sie groß oder klein…zügellos oder bieder… lecker oder durstig ausfällt. Passt auf Euch auf, bleibt gesund und rutscht gut ins neue Jahr 2022.

Alle Spielberichte und die dazugehörigen Fotos findet Ihr selbstverständlich auf meiner Instagram- und Facebook-Seite. Lasst mir ein „Like“ da!

STAY TUNED…BLEIBT AM BALL!

  • Der VfL im Geisterspiel-Aufstiegsjahr